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12 Stunden Angst

12 Stunden Angst

Titel: 12 Stunden Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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die Kinder sich unabsichtlich selbst einsperrten: einen dreistelligen Zahlenkode, der die Tür von außen sicherte, allerdings nicht das von innen kontrollierte Hauptschloss außer Kraft setzte. Mit fliegenden Fingern tippte Laurel 777 ins Tastenfeld, dann riss sie erneut an der Klinke. Die Tür gab keinen Millimeter nach.
    Entsetzt wirbelte sie herum und wollte zur Eingangstür, doch Warren stand bereits vor ihr und starrte sie mit einem solchen Hass an, wie Laurel ihn noch nie bei einem Menschen gesehen hatte.
    »Ich habe den Kode geändert«, sagte er.
    Sie spürte Tränen auf ihren Wangen.
    »Du bist wie ein dummes Kind, das bei einer Lüge ertappt wurde.« Er streckte die Hand aus. »Komm, gib mir das Notebook.«
    Sie hob das ultraleichte Vaio und schleuderte es mit aller Kraft zu Boden.
    Warrens Fuß schoss vor, und das Gerät fiel beinahe sanft auf den Teppich – so wie ihr Handy, wenn es ihr im Supermarkt aus der Tasche fiel. Laurel ballte die Hände zu Fäusten und schrie, so laut sie konnte. Sie wusste nicht, was sie schrie, doch was immer es war, es war das Verkehrte. Warren hob den Revolver, zielte auf ihr Gesicht und drückte ab.
    Feuer spuckte aus dem Lauf, und irgendetwas brannte in Laurels Gesicht. Sie stolperte im Schock zurück, und ihre Ohren summten von dem lauten Knall in dem beengten Raum. Ihre linke Wange schmerzte höllisch, doch es fühlte sich nicht so an, als wäre sie von einer Kugel getroffen worden. Der Schmerz war in der Haut. Warren musste rechts an ihrem Ohr vorbeigezielt haben. Sie wollte sich auf ihn stürzen, wagte es aber nicht.
    »Halt den Mund«, sagte Warren und starrte sie mit eisigem Blick an. »Glaub ja nicht, die Polizei kommt wegen dieses einen Schusses angerannt. Nicht mal die Elfmans haben was gehört, und die sind unsere nächsten Nachbarn. Jetzt heb das Notebook auf und gib es mir.«
    Laurel blinzelte Tränen ohnmächtiger Wut aus den Augen. »Nein.«
    Er trat vor und drückte ihr die heiße Mündung des Revolvers gegen die Stirn. Sie zuckte zurück und starrte den Mann an, mit dem sie seit mehr als einem Jahrzehnt geschlafen hatte, doch vor ihr stand ein Fremder. Sie beugte sich vor, hob das Sony auf und gab es ihm.
    »Und was jetzt?«
    Warren grinste wie ein Wolf, der seine Beute in die Enge getrieben hat. »Jetzt finden wir heraus, was du zu verbergen hast.«
    Danny McDavitt bog mit seinem Pick-up vom Highway 24 ab in Richtung Avalon. Er fuhr so schnell er konnte, in der Hoffnung, keine unnötige Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
    Danny war schon auf einigen Partys in den palastähnlichen Häusern dieser Wohnsiedlung gewesen, denn manche der wohlhabenden Bewohner von Athens Point hatten keine Vorbehalte gegen das gewöhnliche Volk; abgesehen davon hatte Danny im vergangenen Jahr ziemlich gut verdient. Er hatte zwei Countrysongs verkauft, aber das war Kleingeld im Vergleich zu seinen Ölgeschäften mit John Dixon. Der Geologe hatte Danny eingeladen, sich in eine Reihe von Aufschlussbohrungen einzukaufen, von denen er sich viel versprach. Eine davon war tatsächlich ein Volltreffer gewesen und würde bald Profit abwerfen. Bei 60 Dollar für das Barrel Rohöl war Dannys Anteil ein Vermögen wert. Leider war der Zeitpunkt vom ehelichen Standpunkt aus betrachtet schlecht gewählt. Die Ölquelle – plus die vier weiteren, bei denen derzeit Anschlussbohrungen gemacht wurden – waren der Hauptgrund, aus dem Starlette sich nicht von ihm scheiden lassen wollte.
    Danny bog nach links in den Lyonesse Drive ein und verlangsamte seine Fahrt. Das Haus der Shields war eine große, ein Stück von der Straße zurückliegende Villa im Kolonialstil auf einem bewaldeten Grundstück. Falls das Garagentor geschlossen war, konnte Danny nichts erkennen. Drei Sekunden später jedoch entdeckte er Laurels dunkelblauen Acura hinter dem grauen Volvo ihres Mannes.
    Sie sind beide zu Hause, dachte er. Und das am helllichten Tag.
    Das war ungewöhnlich. Zum einen hätte Laurel eigentlich noch in der Schule sein müssen. Zum anderen kam Warren üblicherweise nicht vor Abschluss seiner abendlichen Runde in der Klinik nach Hause, es sei denn, auf dem Stundenplan seiner Kinder stand ein Sportfest. Danny konnte kaum glauben, dass er bis vor einem Jahr zusammen mit Shields die Mädchen-Fußballmannschaft trainiert hatte. Ihre beiden Töchter waren im gleichen Alter, und weil Danny Shields Flugstunden erteilt hatte, hatte derArzt vorgeschlagen, das Fußballteam gemeinsam zu trainieren. Alles in allem

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