12 Stunden Angst
normal.
»Na also. Das Ding war nur ein bisschen benommen«, sagte er mit einem Grinsen.
Laurel roch den Kleber, als ihre Haut das Band erwärmte, mit dem sie gefesselt war. Als sie die Handgelenke bewegte, zerrte das Klebeband schmerzhaft an den Härchen auf ihren Unterarmen.
»Du kannst jetzt die Wahrheit sagen. Ich weiß, dass auf dem Notebook irgendwas gespeichert ist, das ich nicht sehen darf, sonst hättest du nicht versucht, mich daran zu hindern, einen Blick darauf zu werfen.«
»Du irrst dich«, sagte sie mit zitternder Stimme. »Das ist mein PC. Meiner. Es sind meine Dinge, die darauf gespeichert sind. Meine Gedanken. Persönliche Dinge. Ich habe ein Recht darauf. Ich bin nicht dein Besitz. Ich bin deine Frau, nicht dein Eigentum.«
Er schüttelte den Kopf. »Ich habe dich zwölf Jahre lang wie eine Königin behandelt, du Hure«, sagte er. »Und das ist dein Dank.«
Sie schloss die Augen, während sie krampfhaft darüber nachdachte, wie sie zu ihm durchdringen konnte. »Warren, wonach hast du gesucht, als du diesen Brief gefunden hast? Würdest du mir das bitte sagen? Du warst die ganze Nacht auf den Beinen. Du hast nach irgendetwas gesucht, das mit der Betriebsprüfung zu tun hat, nicht wahr?«
Er kniff die Augen zusammen. »Was weißt du darüber?«
»Ich weiß nur so viel, wie du mir erzählt hast, und das ist fast nichts. Wie üblich.«
Sein starrer Blick wurde bohrend.
»Warum sagst du mir nicht, was los ist?«, fragte Laurel.
»Du bist die Einzige, die es weiß.«
Laurel schüttelte verzweifelt den Kopf. »Nein, ich weiß überhaupt nichts. Bitte sag mir, wonach du vergangene Nacht gesucht hast.«
Er blickte auf den Bildschirm ihres Notebooks. »Ich habe nach dem beschissenen Brief gesucht.«
»Warum solltest du nach einem Liebesbrief suchen?«
Sein Blick kehrte zu ihr zurück, und in seinen Augen schwelte heiße Wut. »Weil es jemanden gibt, der sich etwas aus mir macht. Viel mehr als du.«
Es verschlug ihr beinahe die Sprache. »Willst du damit andeuten, jemand hat dir gesagt, du sollst in diesem Haus nach einem Liebesbrief suchen?«
Warren schnaubte. »Du kapierst es nicht, was? Ich weiß bereits, wer den Brief geschrieben hat. Und ich weiß auch, mit wem du hinter meinem Rücken herumvögelst.«
Schweiß rann ihr den Nacken hinab. Waren sie und Danny am Ende doch von jemandem gesehen worden? Aber niemand – nicht einmal Danny – hatte gewusst, wo sie den Brief versteckt hatte. Laurel bezahlte eine Reinemachfrau, Cheryl Tilley, die einmal in der Woche kam, doch war sehr unwahrscheinlich, dass Cheryl durch ihre Büchersammlung blätterte. Cheryl hatte in der elften Klasse geheiratet und nach eigenen Worten seit ihrem Schulabschluss vor zwanzig Jahren nichts mehr gelesen außer dem Star Magazine, das sie Woche für Woche nach ihren Lebensmittel-Einkäufen bei Wal-Mart erstand. Selbst wenn Cheryl zufällig auf den Brief von Danny gestoßen war – warum sollte sie Warren davon erzählen? Die beiden hatten kaum ein Wort miteinander gesprochen, seit Cheryl im Haus saubermachte, und Cheryl war auch keine Patientin von Warren.
»Du hast ja eine Gänsehaut«, sagte Warren mit funkelnden Augen. »Piloerektion.«
»Wer hat dir erzählt, ich hätte eine Affäre?«, fragte Laurel. »Wer immer es ist, er lügt.«
»Spielt das eine Rolle? Auf jeden Fall ist es jemand, der Ehebruch verabscheut, im Gegensatz zu dir und deinem Liebhaber … und der halben beschissenen Stadt, habe ich manchmal das Gefühl.«
»Warren, ich habe dich nicht …«
»Hast du geglaubt, ich würde es nicht herausfinden?«, brüllte er und starrte sie aus blutunterlaufenen Augen an. »Hast du das wirklich geglaubt, du verdammtes Luder?«
Sie wich zurück vor der Wucht seiner Wut.
»Mitten ins Gesicht habt ihr mir gelogen, alle beide! Jeden Tag! Er genauso, der Drecksack! Jeden Tag! Lächelt und tut wie ein Freund … verdammter Hurensohn! Und du bist auch nicht besser, du Miststück!«
Laurel saß da wie betäubt, während sie versuchte, einen Sinn in Warrens Worten zu erkennen. Er genauso? Lächelt und tut wie ein Freund? Warren und Danny sahen sich nicht jeden Tag. Sie hatten sich nicht einmal täglich gesehen, als Warren nochFlugunterricht bei Danny genommen hatte. Bezog Warren sich vielleicht auf die Zeit, als er zusammen mit Danny die Mädchen-Fußballmannschaft trainiert hatte?
»Von wem redest du da?«, fragte sie leise.
»Wage es ja nicht, meine Intelligenz zu beleidigen!«, brüllte Warren.
Sie
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