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12 Stunden Angst

12 Stunden Angst

Titel: 12 Stunden Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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war es eine gute Erfahrung gewesen, doch Danny hatte festgestellt, dass Shields alles mit tödlichem Ernst anging, selbst Fußball für eine Kindermannschaft.
    Danny fuhr bis zum Ende des Lyonesse Drive, wendete und fuhr die Strecke zurück am Haus vorbei. Nichts hatte sich verändert. Er kam sich vor wie ein Schuljunge, der am Haus eines Mädchens vorbeifuhr, in das er sich verknallt hatte.
    »Verdammt«, fluchte er leise, als er am Bordstein hielt. Was sollte er jetzt tun?
    Laurels SMS war vage gewesen. WARREN WEISS BESCHEID. Wie wäre es mit ein paar Einzelheiten, junge Frau? Was weiß Warren? Wusste er, dass seine Frau bis vor Kurzem eine Affäre gehabt hatte? Oder wusste er, dass sie eine Affäre mit ihm, Danny, gehabt hatte? Danny musste davon ausgehen, sonst hätte Laurel ihn wohl kaum gewarnt und ihm geraten, aus der Stadt zu verschwinden und seinen Sohn mitzunehmen. Gerade das war besorgniserregend. Warum glaubte Laurel, dass Michael in Gefahr schwebte? Vielleicht wusste sie, dass Danny die Stadt niemals ohne seinen Sohn verlassen würde, und hatte ihn deshalb in der SMS erwähnt.
    Oder alles stand viel schlimmer, als Danny glaubte …
    Er blickte über die Schulter zum Haus. Was mochte da drinnen vorgehen? Verprügelte Shields seine Frau? Bedrohte er sie vielleicht sogar mit einer Waffe? Er könnte Laurel bereits umgebracht haben. Aber nein, das war verrückt. Warren Shields war kein Killer. Er würde die Mutter seiner Kinder nicht erschießen. Vielleicht, wenn er sie und Danny auf frischer Tat ertappt hätte, aber bestimmt nicht auf der Grundlage von Hörensagen.
    Doch Warren Shields war gewitzt. Und er war besessen von allem, was er tat. Er flog erst seit einem Jahr, und doch wusste er wahrscheinlich mehr über Aerodynamik als Danny nach dreißig Jahren im Cockpit. Falls Warren tatsächlich vermutete, dass Laurel ihn betrog, würde er keine Ruhe geben, bis er die Wahrheit herausgefunden hatte.
    Auf der anderen Seite war er wie jeder andere Mann. Tief im Innern wollte er nicht wahrhaben, dass seine Frau die Beine für jemand anderen breit gemacht hatte. Das ging dem männlichen Verstand gegen den Strich.
    Danny fragte sich, ob er riskieren konnte, Laurel eine beruhigende SMS zu schicken. Falls Warren ihr geheimes Handy entdeckt hatte, war ohnehin alles verloren. Dann würde er Dannys Nachricht bezüglich »Star«, die für einen Tag nach Baton Rouge gefahren war, gelesen und sich alles andere zusammengereimt haben. Selbst wenn Laurel diese SMS gelöscht hatte, konnte Warren die Handynummer bis zu Dannys »hilfreichem Freund« zurückverfolgen.
    Eine weitere Möglichkeit war, dass Laurel ihr Handy sicher im Wagen versteckt aufbewahrte, wie es normalerweise sein sollte. Doch Danny wusste aus Erfahrung, dass Laurel manchmal das Risiko einging und das Handy mit ins Haus nahm. Immerhin war es dann stummgeschaltet …
    »He, Sie!«, rief eine krächzende, ungewöhnlich hohe männliche Stimme. »Haben Sie sich verfahren?«
    Danny blickte durch die Seitenscheibe in das tief gebräunte Gesicht eines kahlköpfigen Mannes Ende siebzig.
    »Nein, Sir. Ich mache nur eine kurze Pause.«
    »Machen Sie vielleicht eine Lieferung nach hier?«
    »Nein, Sir.«
    »Ich dachte, Sie würden mir vielleicht meine Bahnschwellen bringen.«
    »Bitte?«
    Der Mann breitete die Arme aus. »Eisenbahnschwellen! Um meinen Garten einzuzäunen und die Böschung einzufassen.«
    Danny lächelte. »Nein. Aber ich habe selbst Bahnschwellen in meinem Garten. Sehr praktisch.«
    Der Mann starrte ihn an, als erwartete er eine Erklärung, was Danny in seiner Straße zu suchen hatte.
    »Tja, dann«, sagte Danny und legte den Gang ein. »Ich schätze …«
    »Kenne ich Sie nicht?«
    »Ich wüsste nicht, Sir.«
    »Aber sicher! Ich habe Ihr Foto in der Zeitung gesehen! Hatte irgendwas mit Krieg zu tun … mit dem Irak. Sie haben ein paar Orden bekommen da drüben, stimmt’s?«
    Militärischer Ruhm war eine merkwürdige Sache. Man konnte seine Heimatstadt als pickelgesichtiger Teenager verlassen und nicht mehr zurückkehren außer zur eigenen Beerdigung – solange man in einer Stadt einen lebenden Verwandten hatte oder sich jemand an einen erinnerte, tauchte ein Foto in der Sonntagszeitung auf, dazu ein Bericht über die jüngste Beförderung oder ein Artikel, in dem die Verleihung eines Tapferkeitsordens gefeiert wurde.
    »Nein, Sir«, log Danny. »Ich komme von McComb und suche nach geeigneten Stellen für Mobilfunkmasten.«
    Misstrauen erschien

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