12 Stunden Angst
auf dem Gesicht des Mannes. »Mobilfunkmasten? Hier in Avalon? Hören Sie, junger Mann, wir haben Vereinbarungen, dass hier keine Masten aufgestellt werden.«
»Tatsächlich?«
»Allerdings. Das ist mit ein Grund, dass die Grundstücke hier so teuer sind. Sie müssen schon weiterfahren nach Lake Forest oder Belle Rive, Mister. Hier werden Sie keine Mobilfunkmasten aufstellen, ganz bestimmt nicht.«
»Wahrscheinlich haben Sie recht, Sir«, sagte Danny und lächelte. »Mein Fehler. Danke nochmals.«
»Danken Sie mir nicht. Verschwinden Sie einfach.«
Danny fuhr davon. Er wäre gerne ein letztes Mal an Laurels Haus vorbeigefahren, doch er kam bereits zu spät zu einer vereinbarten Flugstunde mit einer Anwältin. Auf dem Weg dorthin fragte er sich, ob der alte Mann sich die Nummer seines Pick-ups gemerkt hatte – und die Tatsache, dass die Zulassung vom Lusahatcha County war.
Warren hielt Laurel die Mündung des Revolvers an das rechte Ohr, während er mit der freien Hand eine Küchenschublade durchwühlte. Seine Bewegungen waren abgehackt, und seinAtem stank. Er hat sich seit gestern die Zähne nicht geputzt, erkannte Laurel. Ihre linke Wange brannte, als hätte jemand Säure darübergegossen; als sie mit den Fingern die Haut betastete, spürte sie harte Partikel, die sich ins Fleisch gegraben hatten. Schießpulver. Die Vorstellung war so surreal, dass es ihr schwerfiel, sie zu akzeptieren.
Dann endlich hatte Warren gefunden, wonach er suchte: Er nahm eine dicke Rolle Isolierband aus der Schublade.
Er hat tatsächlich den Verstand verloren, schoss es Laurel durch den Kopf. Ich stecke in verdammten Schwierigkeiten …
»Los, Miststück! Zurück ins Wohnzimmer!«, befahl Warren und schubste sie vor sich her durch die Küche und die Stufen hinunter ins Wohnzimmer, wo er Laurel zwang, sich aufs Sofa zu setzen. »Leg dich auf den Rücken!«, befahl er.
»Warren …«
»Halt die Klappe!« Er riss ein langes Stück Klebeband von der silbergrauen Rolle und wickelte es fest um ihre Knöchel.
»Warum tust du das?«, fragte sie. »Ich verstehe dich nicht …«
»Oh, du verstehst ganz genau. Ich kann dir nicht vertrauen, deshalb. Du hast es selbst bewiesen.« Ein weiterer langer Streifen Klebeband straffte sich um ihre Knöchel. »Jetzt muss ich nur noch herausfinden, wie groß der Betrug ist, den du an meiner Familie begangen hast.«
»Warren, bitte … Können wir nicht darüber reden?«
»Sicher können wir das.« Ein falsches Lächeln spielte um seine Lippen. »Erzähl mir, warum du so große Angst davor hast, dass ich dein Notebook zu sehen bekomme. Dann lasse ich dich los.«
Was soll das nun wieder bedeuten? Was meint er damit, er lässt mich los? Lässt er mich frei? Oder bringt er mich um?
»Noch mehr Liebesbriefe?«, fragte Warren. »Fotos? Sag mir, wo die Dateien sind, und wir können uns bei einem Glas Pinot Noir zusammensetzen und sie uns gemeinsam anschauen.«
Laurel wusste nicht, was sie darauf antworten sollte.
Er nickte langsam, als hätte er mit dieser Reaktion gerechnet.»Jedes Wort, das aus deinem Mund kommt, ist eine Lüge«, sagte er und wickelte zwei weitere Stücke Klebeband um ihre Knöchel. »Ich sollte dir dein verdammtes Maul zukleben. Los, streck die Hände vor!«
Laurel brach in Tränen aus. Die Erkenntnis, dass sie Warren vollkommen hilflos ausgeliefert war, ließ sie am ganzen Körper zittern. In ihren schlimmsten Träumen hätte sie sich so etwas nicht vorstellen können.
Warren fesselte auch ihre Hände mit Klebeband, dann zog er sie in eine sitzende Position.
»Beweg dich nicht, bevor ich es dir sage!«
Er ließ das Klebeband auf den Wohnzimmertisch fallen und ging zurück in die Küche, um ihr Notebook zu holen, das er dort stehen gelassen hatte. Er stellte das Gerät auf den Tisch und stöpselte vorsichtig das Netzkabel ein, das beschädigt worden war, als Laurel es aus der Steckdose gerissen hatte. »Dann wollen wir mal sehen, ob das Baby deinen kleinen Fluchtversuch überstanden hat.« Er drückte auf den Einschaltknopf, während er aufmerksam den Schirm beobachtete.
Laurel betete darum, dass die Festplatte des Vaio Schaden genommen hatte, doch einen Moment später hörte sie das leise mechanische Klackern des bootenden Computers. Dann verstummte das Geräusch vorzeitig. Warrens Gesicht war angespannt. Er zog den Stecker heraus, entfernte den Akku, schüttelte das Gerät, setzte den Akku wieder ein und schloss das Netzkabel wieder an. Diesmal bootete das Vaio
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