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12 Tante Dimity und der Wilde Westen (Aunt Dimity Goes West)

12 Tante Dimity und der Wilde Westen (Aunt Dimity Goes West)

Titel: 12 Tante Dimity und der Wilde Westen (Aunt Dimity Goes West) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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die Zwillinge endlich in ein erschöpftes Schweigen gefallen waren.
    »Zweitausendfünfhundert Meter«, antwortete Toby.
    »Zweitausendfünfhundert Meter«, wiederholte ich resigniert. Die Wirkung des Koffeins hatte sich verflüchtigt. »Wie lange werden wir brauchen, um uns an diese Höhe zu gewöhnen?«
    »Nur ein, zwei Tage«, beruhigte er mich. »Es ist ganz normal, wenn man sich am Anfang etwas benommen fühlt. Aber wenn Sie Kopfschmerzen bekommen, richtige Schmerzen, die sich anfühlen, als würde Ihnen jemand einen Meißel in den Kopf rammen, sagen Sie mir sofort Bescheid. Das könnte ein Anzeichen von Höhenkrankheit sein, und damit ist nicht zu spaßen.«
    Ich schloss die Augen. Wahrscheinlich war es besser für meine Gemütslage, wenn ich gar keine Fragen mehr stellte. Als ich sie wieder öffnete, schwankte der Wagen leicht und ich blinzelte, weil mich das Licht entgegenkommender Autos blendete.
    Die breite Interstate und die weiten Ebenen waren verschwunden, stattdessen befuhren wir eine zweispurige Straße, die sich in Serpentinen am Hang einer Felsschlucht entlangwand. Im dahinschwindenden Tageslicht erkannte ich unter uns einen weiß schäumenden Strom. Über uns türmten sich Fichten auf, deren Wurzeln mit aller Kraft Halt in dem felsigen Terrain suchten.
    Die Straße schien nur aus nicht einsehbaren Kurven zu bestehen, die in unregelmäßigen Abständen durch verbogene und eingebeulte Leitplanken gesichert waren. Während uns ständig Autos, Trailer und Lastwagen wie aus dem Nichts entgegenkamen, erkannte ich mit einem Schaudern, wie klug es von meinem Mann gewesen war, uns einen Fahrer mit Ortskenntnissen zu schicken. Wenn ich am Steuer gesessen hätte, wären wir sicherlich noch vor der ersten Kurve in die Felsschlucht hinabgestürzt und im reißenden Strom versunken.
    Ich muss etwas gemurmelt haben, denn Toby bemerkte, dass ich wach war.
    »Haben Sie gut geschlafen?«, fragte er leise. Er neigte den Kopf nach hinten. »Die anderen sind auch eingedöst.«
    »Ich würde auch lieber noch schlafen«, gestand ich und zog den Sicherheitsgurt enger. »Als ich noch nichts mitbekommen habe, hat mir die Fahrt besser gefallen.«
    »Es ist gewöhnungsbedürftig«, räumte Toby ein. »Aber wir sind fast da, und was jetzt kommt, hätten Sie sicher nicht verpassen wollen.«
    Kaum hatte er den Satz beendet, als sich die Schlucht verbreiterte und ein Bild von derart beeindruckender Schönheit enthüllte, dass es mir fast den Atem nahm. Wir fuhren in ein langes Tal, das von hohen Bergkämmen umgeben wurde. Ein dunkler See füllte den Boden des Tals, in dem sich die wenigen Sterne spiegelten, die bereits am immer finsterer werdenden Himmel zu sehen waren. Am westlichen Ende des Sees funkelten die Lichter einer kleinen Stadt wie Geburtstagskerzen auf schwarzem Samt. Über ihr ragten die dichtgeschlossenen Silhouetten der Berggipfel auf, die von der untergehenden Sonne bestrahlt wurden.
    »Willkommen im Vulgamore-Tal«, sagte Toby. »Bluebird liegt vor uns. Hübsch, nicht wahr?«
    »Es ist wunderbar«, murmelte ich. »Absolut wunderbar. Ich wusste gar nicht, dass es hier einen See gibt.«
    »Technisch gesehen ist es eine Talsperre«, sagte Toby. »Aber wir nennen sie Lake Matula, zu Ehren von Annabelle Matula, der ersten Frau, die sich im Vulgamore-Tal niederließ.«
    »Gibt es hier Fische?«, fragte eine verschlafene Stimme hinter uns.
    »Jede Menge«, antwortete Toby. »In der Hütte gibt es auch Angeln.«
    »Gut«, seufzte Will. »Ich mag Angeln.«
    »Ich auch«, ergänzte Rob, der noch schläfriger als sein Bruder klang.
    Als ich kurz darauf nach hinten schaute, waren sie schon wieder fest eingeschlafen. Es war ein langer Tag für meine beiden Burschen gewesen.
    Die Straße führte am Nordufer von Lake Matula vorbei. Auf der Südseite reichten die Bäume bis dicht ans Wasser heran. So sehr ich mich anstrengte, ich entdeckte nicht ein einziges Licht in den dichten Wäldern, abgesehen von den Häusern der Stadt gab es kein Zeichen menschlicher Besiedlung. Es schien, als würde jeder Mensch im Vulgamore-Tal in Bluebird wohnen. Wo, fragte ich mich, lag die Hütte?
    Die angezeigte Geschwindigkeitsbeschränkung sank von fünfzig auf zwanzig Meilen, als wir Bluebird erreichten. Aus der Entfernung hatte die Stadt winzig gewirkt, aber sie war mindestens drei Mal so groß wie Finch. Ich erkannte auf den ersten Blick, dass sie sich auch sonst ziemlich von Finch unterschied. Die goldbraunen Sandsteine, mit dem die meisten

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