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12 - Wer die Wahrheit sucht

12 - Wer die Wahrheit sucht

Titel: 12 - Wer die Wahrheit sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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gesehen. Und es habe sie auch nicht gewundert, sagte sie. China River sei ja während ihres Aufenthalts in Le Reposoir ganz dick mit Mr. Brouard gewesen. Diese Geschichte mit der Amerikanerin habe sich selbst für Mr. Brouards Verhältnisse, der mit Frauen generell gut konnte, rasant entwickelt.
    St. James sah, wie seine Frau die Stirn runzelte, und zögerte selbst, Valerie Duffy zu glauben. Die Leichtigkeit, mit der sie ihre Antworten gab, machte ihn stutzig. Und es fiel auf, dass sie es bewusst vermied, ihrem Mann ins Gesicht zu sehen.
    Deborah war es, die höflich fragte: »Haben Sie auch etwas von alledem beobachtet, Mr. Duffy?«
    Kevin Duffy stand, an ein Bücherregal gelehnt, schweigend im Schatten. Sein dunkles Gesicht war unergründlich. »Val ist morgens im Allgemeinen vor mir auf«, sagte er kurz.
    Was vermutlich heißen sollte, dass er nichts gesehen hatte. St. James fragte trotzdem: »Und an diesem besonderen Tag?«
    »Wie immer«, antwortete Kevin Duffy.
    Deborah sagte zu Valerie: »Ganz dick - inwiefern?« Als Valerie sie verständnislos ansah, fügte sie erläuternd hinzu: »Sie sagten, China River sei ganz dick mit Mr. Brouard gewesen. Es würde mich interessieren, in welcher Hinsicht.« »Sie sind immer miteinander rumgezogen. Ihr hat's hier gefallen, und sie wollte alles fotografieren. Er wollte dabei zuschauen. Und er wollte ihr unbedingt alles auf der Insel zeigen.«
    »Was war mit ihrem Bruder?«, fragte Deborah. »Ist der nicht mit den beiden herumgezogen, wie Sie sagen?«
    »Manchmal ja. Manchmal ist er aber auch hier geblieben oder hat auf eigene Faust was unternommen. Ich hatte den Eindruck, dass ihr das gepasst hat, der Amerikanerin, meine ich. Dann waren sie nur zu zweit. Sie und Mr. Brouard. Aber wie gesagt, wundern braucht einen das nicht. Er konnte gut mit Frauen.«
    »Aber Mr. Brouard hatte doch bereits eine Freundin, nicht wahr?«, bemerkte Deborah. »Mrs. Abbott.«
    »Er hatte immer irgendeine Frau am Bändel, aber nicht immer lang. Mrs. Abbott war die Letzte, bevor die Amerikanerin aufkreuzte.«
    »Und gab es noch jemanden?«, fragte St. James.
    Aus irgendeinem Grund schien die Luft plötzlich zu knistern. Kevin Duffy verlagerte sein Gewicht auf den anderen Fuß, und Valerie strich mit energischer Bewegung über ihren Rock. »So viel ich weiß, nicht«, antwortete sie.
    St. James und Deborah tauschten einen Blick. In Deborahs Gesicht spiegelte sich die plötzliche Erkenntnis, dass sie ihre Ermittlungen noch in ganz andere Richtungen verfolgen mussten. St. James stimmte ihr zu. Aber es durfte nicht unbeachtet bleiben, dass hier eine weitere Zeugin stand, die China River beobachtet hatte, wie sie Guy Brouard zur Bucht hinunter gefolgt war - und eine weit bessere Zeugin als Ruth Brouard, wenn man die geringe Entfernung zwischen dem Verwalterhaus und dem Fußweg zur Bucht bedachte.
    Er sagte zu Valerie: »Haben Sie das alles auch Chief Inspector Le Gallez erzählt?«
    »Aber ja.«
    St. James überlegte, was es bedeuten mochte, dass weder Le Gallez noch China Rivers Anwalt diese Informationen an ihn weitergegeben hatten. Er sagte: »Wir sind auf etwas gestoßen, was Sie vielleicht kennen«, und zog das Taschentuch mit dem Ring heraus, den Deborah zwischen den Steinen der Mole gefunden hatte. Er schlug das Tuch auseinander und hielt den Ring zuerst Valerie, dann Kevin Duffy hin. Keinem von beiden schien das Stück etwas zu sagen.
    »Schaut aus wie was aus dem Krieg«, meinte Kevin Duffy. »Aus der Besatzungszeit. Ein Naziring, vermute ich. Totenkopf und gekreuzte Knochen. Das hab ich schon mal gesehen.«
    »Einen ähnlichen Ring?«, fragte Deborah.
    »Nein. Ich meinte das Totenkopfzeichen.« Kevin warf seiner Frau einen Blick zu. »Kennst du jemanden, der so einen Ring hat, Val?«
    Sie schüttelte den Kopf, während sie den Ring auf St. James' offener Hand betrachtete. »Es ist sicher ein Andenken«, sagte sie zu ihrem Mann und fügte zu Deborah und St. James gewandt hinzu: »Hier auf der Insel liegt viel von dem Zeug herum. Der Ring kann praktisch von überall her sein.«
    »Zum Beispiel?«, sagte St. James.
    »Aus einem Militarialaden«, antwortete Valerie. »Oder aus einer Privatsammlung.«
    »Vielleicht hat ihn irgendein Halbstarker verloren«, meinte Kevin Duffy. »Das Totenkopfzeichen - so was könnte jungen Rechtsradikalen gefallen. Damit kann man angeben und fühlt sich gleich wie ein echter Mann. Aber der Ring war ein bisschen zu groß, und so ist er ihm unbemerkt vom Finger

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