Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
12 - Wer die Wahrheit sucht

12 - Wer die Wahrheit sucht

Titel: 12 - Wer die Wahrheit sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
gerutscht.«
    »Sonst noch eine Möglichkeit?«, fragte St. James.
    Die Duffys überlegten. Wieder flog ein Blick von einem zum anderen. Dann sagte Valerie langsam, wie nachdenkend: »Mir fällt sonst nichts ein.«
    Frank Ouseley fühlte, dass ein Asthmaanfall bevorstand, als er seinen Wagen in die Fort Road lenkte. Da er seines Wissens auf der kurzen Fahrt von Le Reposoir hierher keinerlei Stoffen ausgesetzt gewesen war, die seinen Bronchien hätten schaden können, konnte er nur folgern, dass dies eine Vorausreaktion auf das bevorstehende Gespräch war.
    Dabei war das Gespräch gar nicht notwendig. Frank war für Guy Brouards letzte Verfügungen über sein Vermögen schließlich nicht verantwortlich; Guy hatte ihn in dieser Angelegenheit nie um Rat gefragt. Er hätte es nicht nötig gehabt, sich zum Überbringer schlechter Nachrichten zu machen, zumal der Inhalt des Testaments wahrscheinlich schon in wenigen Tagen auf der ganzen Insel bekannt sein würde, wenn der Klatsch wie gewöhnlich funktionierte.
    Aber er fühlte sich irgendwie verpflichtet, ein Gefühl, das seine Wurzeln in der Zeit hatte, als er noch als Lehrer tätig gewesen war. Dass er dieser Verpflichtung jedoch nicht mit Freuden nachkam, das sagten ihm seine plötzlichen Atemprobleme.
    Als er vor dem Haus in der Fort Road anhielt, nahm er seinen Inhalator aus dem Handschuhfach und benutzte ihn. Während er auf das Nachlassen des beklemmenden Gefühls wartete, bemerkte er auf der öffentlichen Wiese auf der anderen Straßenseite einen hoch aufgeschossenen dünnen Mann, der mit zwei kleinen Jungen Fußball spielte. Sie waren alle drei keine Champions.
    Ein leichter kalter Wind empfing Frank, als er aus dem Wagen stieg. Er zog seinen Mantel an und ging zur Wiese hinüber. Die Bäume an ihrem Rand waren kahl; in diesem höher gelegenen Gebiet der Insel war die Witterung rauer. Vor dem grauen Himmel bewegten sich die nackten Äste wie bittende Arme, und auf ihnen hockten Vögel wie Zuschauer des Ballspiels, das unter ihnen stattfand.
    Auf dem Weg zu Bertrand Debiere und seinen beiden Söhnen versuchte Frank, sich seine einleitenden Bemerkungen zurechtzulegen. Debiere bemerkte ihn nicht gleich, und das war ihm recht, denn er fürchtete, dass sein Gesicht verriet, was sein Mund nicht sagen wollte.
    Die beiden kleinen Jungen genossen lautstark die ungeteilte Aufmerksamkeit ihres Vaters. Debieres so häufig von unterdrückten Wut- und Angstgefühlen verkrampftes Gesicht war entspannt beim Spiel mit den Kindern. Gefühlvoll schob er ihnen immer wieder den Ball zu und feuerte sie mit Aufmunterungsrufen an, wenn sie versuchten, ihn zu ihm zu schießen. Der ältere Junge war, wie Frank wusste, sechs Jahre. Er würde einmal so groß werden wie sein Vater und wahrscheinlich der gleiche Tollpatsch. Der Jüngere war vier, ein fröhliches Kind, das ausgelassen im Kreis herumrannte und mit den Armen wedelte, wenn der Ball zu seinem Bruder flog. Sie hießen Bertrand junior und Norman, keine besonders glückliche Namenswahl für heutige Zeiten, aber das würden sie erst mitbekommen, wenn sie zur Schule gingen und sich Spitznamen wünschten, die zeigen würden, dass sie, anders als früher ihr Vater, bei ihren Schulkameraden akzeptiert und anerkannt waren.
    Genau das war der Grund, weshalb Frank sich seinem ehemaligen Schüler gegenüber verpflichtet fühlte: Debieres Weg durch die Pubertät war steinig gewesen, und Frank hatte nicht so viel getan, wie er hätte tun können, um ihm diesen Weg zu ebnen.
    Bertrand junior entdeckte ihn zuerst. Er hielt mitten im Lauf inne und starrte Frank an. Seine gelbe Wollmütze trug er tief ins Gesicht gezogen, so dass seine Haare vollständig bedeckt und nur seine Augen sichtbar waren. Norman benutzte die Gelegenheit, um sich zu Boden zu werfen und im Gras zu wälzen wie ein Hund, den man gerade von der Leine gelassen hat. »Regen, Regen, Regen«, rief er aus unerfindlichem Grund immer wieder und strampelte dazu mit den Beinen.
    Debiere drehte sich um, sein Blick folgte dem seines Sohnes. Als er Frank bemerkte, fing er den Ball auf, den Bertrand junior zu ihm geschossen hatte, und warf ihn seinem Sohn mit den Worten zurück: »Pass mal einen Moment auf deinen kleinen Bruder auf, Bert.« Als er sich anschickte, Frank entgegenzugehen, stürzte Bertrand junior sich prompt auf den kleinen Norman und begann, ihn am Hals zu kitzeln.
    Debiere begrüßte Frank mit einem Nicken und sagte: »Die beiden sind ungefähr genauso sportlich wie ich. Aus

Weitere Kostenlose Bücher