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12 - Wer die Wahrheit sucht

12 - Wer die Wahrheit sucht

Titel: 12 - Wer die Wahrheit sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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niederkämpfend, geschworen: Cela n'a pas d'importance, d'ailleurs rien n'a d'importance. Sein Leben war ein einziger Versuch gewesen zu beweisen, dass sie ohne Eltern - wenn nötig sogar ohne Freunde - in einem Land überleben konnten, das sie sich nicht ausgesucht, in das vielmehr andere sie hineingeworfen hatten. Nein, Ruth konnte ihren Bruder nicht als Lügner sehen und hatte ihn nie als solchen gesehen, obwohl sie wusste, dass er einer gewesen sein und ein wahres Netz der Täuschung geschaffen haben musste, um zwei Ehefrauen und Dutzende von Geliebten an der Nase herumzuführen.
    Als Anaïs gegangen war, dachte Ruth über diese Fragen nach. Sie betrachtete sie im Licht von Guys Aktivitäten in den letzten Monaten. Eines war klar: Wenn er sie in Bezug auf dieses letzte Testament belogen hatte, und sei es nur durch Unterlassung, konnte er auch in anderen Dingen gelogen haben.
    Sie stand auf und ging in das Arbeitszimmer ihres Bruders.

11
    »Und Sie haben keinerlei Zweifel daran, was Sie an dem Morgen gesehen haben?«, fragte St. James. »Wie spät war es, als sie an Ihrem Haus vorüberkam?«
    »Kurz vor sieben«, antwortete Valerie Duffy.
    »Also noch nicht ganz hell.«
    »Nein. Aber ich hab am Fenster gestanden.«
    »Warum?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ich hatte mir eine Tasse Tee gemacht. Kevin war noch nicht unten. Das Radio lief. Ich hab nur dagestanden, und bin im Kopf den kommenden Tag durchgegangen. Wie man das eben so tut.«
    Sie waren im Wohnzimmer. Valerie hatte sie dorthin geführt, während Kevin einige Minuten in der Küche verschwunden war, um Teewasser aufzusetzen. Sie saßen unter der niedrigen Decke, zwischen Regalen voller Fotoalben, großer Kunstbände und sämtlicher Videos, die Sister Wendy je gemacht hatte. Schon unter den günstigsten Umständen wäre es mit vier Personen im Raum eng geworden. So aber, noch dazu mit Büchertürmen auf dem Fußboden und diversen Kartonstapeln an den Wänden - ganz zu schweigen von den Familienfotos, die überall herumstanden -, fühlte man sich überwältigt. Übrigens auch von den Zeugnissen von Kevin Duffys erstaunlicher Bildung. Wer hätte von einem Hausmeister und Gärtner erwartet, dass er ein abgeschlossenen Studium der Kunstgeschichte vorweisen konnte? Vielleicht hingen deshalb an den Wänden neben den Familienfotos Kevins gerahmte Universitätsurkunden sowie mehrere Porträts des ehemaligen Studenten, jung und ohne Ehefrau.
    »Die Eltern meines Mannes waren der Ansicht, dass der Sinn der Bildung die Bildung ist«, hatte Valerie wie als Antwort auf eine nahe liegende und unausgesprochene Frage erklärt. »Sie fanden nicht, dass sie unbedingt zu einem Job führen müsse.«
    Keiner der beiden Duffys hatte St. James' Recht, über Guy Brouards Tod nachzuforschen, in Frage gestellt. Nachdem er ihnen über seine berufliche Tätigkeit Auskunft gegeben und seine Karte überreicht hatte, waren sie ohne weiteres bereit gewesen, mit ihm zu sprechen. Sie fragten auch nicht, warum er in Begleitung seiner Frau erschienen war, und St. James hütete sich, ihnen zu sagen, dass Deborah mit der Frau, die unter Mordanklage stand, gut bekannt war.
    Valerie berichtete ihnen, dass sie normalerweise um halb sieben aufstand und Kevin das Frühstück machte, bevor sie ins Herrenhaus hinüberging, um den Brouards ihr Frühstück zuzubereiten. Mr. Brouard, erklärte sie, hatte immer gern etwas Warmes zu sich genommen, wenn er vom Schwimmen zurückgekommen war, und sie war an diesem besonderen Morgen trotz der vorangegangenen langen Nacht so früh aufgestanden wie immer, weil Mr. Brouard gesagt hatte, dass er wie üblich zum Schwimmen wollte. Und wirklich war er am Fenster vorübergekommen, während sie mit ihrem Tee dort gestanden hatte. Keine halbe Minute später hatte sie eine Gestalt in einem dunklen Umhang gesehen, die ihm folgte.
    Ob dieser Umhang eine Kapuze gehabt habe, wollte St. James wissen.
    Ja.
    Ob die Kapuze hochgeschlagen gewesen sei?
    Ja, sagte Valerie Duffy. Aber das Gesicht der Frau hatte sie trotzdem erkannt, denn diese war ganz nahe an dem Lichtschein, der aus dem Fenster fiel, vorübergegangen und deshalb leicht zu erkennen gewesen.
    »Es war die Amerikanerin«, sagte Valerie. »Da bin ich sicher. Ich habe ihre Haare gesehen.«
    »Es kann nicht jemand anderer von ähnlicher Statur gewesen sein?«, fragte St. James.
    »Keinesfalls«, behauptete Valerie.
    »Auch keine andere Blondine?«, warf Deborah ein.
    Valerie versicherte ihnen, sie habe China River

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