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12 - Wer die Wahrheit sucht

12 - Wer die Wahrheit sucht

Titel: 12 - Wer die Wahrheit sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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wusste, wie es drinnen aussah. Sie sagte: »Es ist schon gut. Ich weiß.«
    China sagte: »Es ist nur... Glaubst du wirklich, dass ich... Mit ihm? Glaubst du das?«
    »Sie hat doch nur erzählt, was sie gehört hat, Chine«, warf Cherokee ein. »Wir müssen schließlich wissen, was die Leute denken.«
    China ging zornig auf ihn los. »Hör zu, Cherokee. Halt du gefälligst die Klappe. Du weißt doch gar nicht, wovon du... Ach, vergiss es. Halt einfach die Klappe, okay?«
    »Ich hab doch nur versucht -«
    »Dann hör auf damit. Und hör auf, ständig um mich herumzuschwirren wie eine Glucke. Ich krieg ja kaum noch Luft. Auf Schritt und Tritt rennst du mir hinterher.«
    »Hey, keiner hat dir das an den Hals gewünscht«, entgegnete Cherokee.
    Sie antwortete mit einem Auflachen, das brach, und unterdrückte das aufsteigende Schluchzen, indem sie die Faust auf den Mund drückte. »Bist du eigentlich total bescheuert?«, rief sie. »Alle haben sie's mir an den Hals gewünscht. Ein Sündenbock wird gebraucht. Und die Beschreibung passt genau auf mich.«
    »Und deswegen sind jetzt deine Freunde hier.« Cherokee sah Deborah lächelnd an und wies mit einer Kopfbewegung auf die Lilien, die sie in der Hand trug. »Freunde mit Blumen. Wo hast du die gekauft, Debs?«
    »In der Markthalle.« Impulsiv hielt sie China die Blumen hin. »Ich finde, des Apartment kann was Freundliches gebrauchen.«
    China betrachtete erst die Blumen, dann Deborah. »Du bist die beste Freundin, die ich je gehabt habe.«
    »Das freut mich.«
    China nahm die Blumen. Ihr Gesicht wurde weicher. »Cherokee«, sagte sie zu ihrem Bruder, »lass uns mal eine Weile allein, hm?«
    Sein Blick flog von seiner Schwester zu Deborah. »In Ordnung. Ich stell die inzwischen ins Wasser.« Er nahm die beiden Einkaufstüten hoch und klemmte sich die Blumen unter den Arm. »Bis später dann«, sagte er zu Deborah und sah sie mit einem Blick an, der nur »viel Glück« heißen konnte.
    China sah ihm nach, als er den Pier entlangging. »Ich weiß ja, dass er es gut meint. Ich weiß, dass er sich Sorgen macht, aber ihn ständig um mich zu haben, macht alles noch schlimmer. Als hätte ich nicht nur mit der Situation zu kämpfen, sondern auch noch mit ihm.« Sie umschlang mit beiden Armen ihren Oberkörper, und da erst fiel Deborah auf, dass sie trotz der Kälte nur einen Pullover trug. Ihr Umhang, dieser für sie so verhängnisvolle Umhang, lag natürlich noch bei der Polizei.
    Deborah sagte: »Wo hattest du eigentlich an dem Abend deinen Umhang gelassen?«
    China blickte einen Moment ins Wasser hinunter, bevor sie sagte: »Am Abend der Party? Er muss in meinem Zimmer gewesen sein. Ich habe nicht darauf geachtet. Ich war den ganzen Tag immer mal drinnen und wieder draußen, aber ich muss ihn irgendwann mit hinaufgenommen haben, denn als wir uns am nächsten Morgen zur Reise fertig machten, war er... ich bin ziemlich sicher, er lag über einem Stuhl. Beim Fenster.«
    »Du kannst dich nicht erinnern, ihn dort hingelegt zu haben?« China schüttelte den Kopf. »So was läuft doch ganz automatisch. Man hat das Ding an, zieht's aus, wirft es irgendwohin. Mit der Ordnung hab ich's noch nie so gehabt. Das weißt du doch.«
    »Es könnte also jemand den Umhang genommen, ihn am Morgen, als Guy Brouard zur Bucht hinunterging, übergeworfen und später zurückgebracht haben?«
    »Theoretisch, ja. Aber ich wüsste nicht, wie. Oder wann.«
    »War der Umhang da, als du zu Bett gegangen bist?«
    »Möglich.« Sie runzelte die Stirn. »Ich weiß es nicht.«
    »Valerie Duffy schwört, dass sie dich gesehen hat, China«, sagte Deborah, so behutsam es ging. »Ruth Brouard behauptet, sie hätte dich im ganzen Haus gesucht, nachdem sie von ihrem Fenster aus eine Person beobachtet hatte, die sie für dich hielt.«
    »Glaubst du ihnen?«
    »Darum geht es nicht«, erwiderte Deborah. »Die Frage ist, ob irgendetwas geschehen ist, was die Aussage der beiden für die Polizei glaubhaft macht.« »Ob etwas geschehen ist?«
    »Zwischen dir und Guy Brouard.«
    »Ach so, sind wir wieder da gelandet.«
    »Es ist ja nicht meine Meinung. Es ist die Meinung der Polizei -«
    »Vergiss es«, unterbrach China. »Komm mit.«
    Sie eilte Deborah voraus und überquerte am Ende des Piers die Esplanade, ohne auf den Verkehr zu achten. An einer Haltestelle schob sie sich zwischen mehreren dort stehenden Bussen hindurch und schlug einen Weg ein, der im Zickzack zu den Constitution Steps führte, die ein auf dem Kopf

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