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12 - Wer die Wahrheit sucht

12 - Wer die Wahrheit sucht

Titel: 12 - Wer die Wahrheit sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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auch.«
    »Cherokee, was ist zwischen ihr und Matt Whitecomb geschehen?«
    Cherokee richtete den Blick aufs Hotel. Er schien die Fenster im ersten Stock zu mustern, wo die Vorhänge noch zugezogen waren. »Die Sache hatte keine Zukunft. Sie wollte das nicht sehen. Es war, was es war, aber viel war das nicht. Sie wollte mehr und hat sich was vorgemacht.«
    »Nach dreizehn Jahren war es nicht viel?«, fragte Deborah. »Wie soll das möglich sein?«
    »Es ist möglich, weil Männer Arschlöcher sind.« Cherokee spülte den Rest des Kaffees hinunter. »Ich geh jetzt lieber wieder zu ihr, okay?«
    »Natürlich.«
    »Und du und ich, Debs?... Wir müssen noch mehr tun, um sie aus diesem Schlamassel rauszuholen. Das weißt du doch, nicht?« Er hob die Hand, und einen Augenblick schien es, als wollte er ihr Haar oder ihr Gesicht streicheln. Aber er ließ die Hand auf ihre Schulter sinken und drückte sie. Dann ging er in Richtung zur Clifton Street davon, in einiger Entfernung vom Royal Court House, wo China der Prozess gemacht würde, wenn sie nicht etwas dagegen unternahmen.
    Deborah kehrte in ihr Hotelzimmer zurück und traf Simon bei einem seiner morgendlichen Rituale an. Allerdings ließ er sich im Allgemeinen entweder von ihr oder ihrem Vater dabei helfen, da es für ihn schwierig war, die Elektroden selbst anzulegen. Doch diesmal schien er es recht gut geschafft zu haben. Mit einer Ausgabe des Guardian vom vergangenen Tag lag er auf dem Bett und las, während elektrische Impulse die untauglichen Muskeln seines Beins stimulierten, um eine Atrophie zu verhindern.
    Sie wusste, dass der Hauptgrund dafür Eitelkeit war. Aber es steckte auch ein Restchen Hoffnung dahinter, dass eines Tages etwas entwickelt würde, das es ihm ermöglichen würde, wieder zu laufen. Er wollte bereit sein, wenn dieser Tag kam.
    Immer wenn sie Simon in einem solchen Moment erlebte, erfasste sie tiefes Mitgefühl, und das wusste er. Da er alles hasste, was nach Mitleid roch, versuchte sie stets so zu tun, als wären diese mit seinem Leiden verbundenen Bemühungen so normal wie das Zähneputzen.
    Er sagte: »Als ich wach geworden bin und du nicht hier warst, hatte ich schon Angst, du wärst die ganze Nacht weggeblieben.«
    Nachdem sie ihren Mantel ausgezogen hatte, füllte sie den elektrischen Kessel mit Wasser und schaltete ihn ein. Sie hängte zwei Beutel in die Teekanne. »Ich war wütend auf dich. Aber nicht wütend genug, um auf der Straße zu nächtigen.«
    »Die Angst hatte ich auch nicht.«
    Sie warf ihm über die Schulter hinweg einen Blick zu, aber er war in irgendeinen Artikel der Zeitung vertieft. »Wir haben von alten Zeiten geredet. Du hast geschlafen, als ich kam. Und dann hab ich die ganze Nacht wach gelegen und mich herumgewälzt. Ich bin früh aufgestanden und spazieren gegangen.«
    »Ist es schön draußen?«
    »Kalt und grau. Wir könnten ebenso gut in London sein.«
    »Dezember«, sagte er.
    »Hm«, machte sie. Aber in ihrem Inneren schrie es, warum, verdammt noch mal, unterhalten wir uns übers Wetter. Gelangt jede Ehe irgendwann an diesen Punkt?
    Als hätte er ihre Gedanken gelesen und wollte ihr beweisen, dass sie sich täuschte, sagte er: »Es ist offenbar ihr Ring, Deborah. Unter ihren Sachen bei der Polizei war kein anderer. Sie können natürlich nichts mit Gewissheit sagen, solange sie nicht -«
    »Sind ihre Fingerabdrücke darauf?«
    »Das weiß ich noch nicht.«
    »Dann...«
    »Wir müssen abwarten.«
    »Du hältst sie für schuldig, nicht wahr?« Deborah hörte die Bitterkeit in ihrer Stimme. Sie bemühte sich, ihre Gefühle für sich zu behalten und besonnen, kühl und sachlich zu sprechen wie er, aber es gelang ihr nicht. »Wir sind ihr ja wirklich eine tolle Hilfe.«
    »Deborah«, sagte Simon leise. »Komm, setz dich zu mir aufs Bett.«
    »Gott, ich hasse es, wenn du so mit mir redest.«
    »Du bist böse wegen gestern. Mein Verhalten dir gegenüber war - ich weiß, es war nicht richtig. Es war schroff. Lieblos. Ich gebe es zu, und es tut mir Leid. Können wir es hinter uns lassen? Ich würde dir nämlich gern erzählen, was ich in Erfahrung gebracht habe. Ich wollte es dir schon gestern Abend erzählen, aber es war ja alles ein bisschen schwierig. Ich war ekelhaft, und es war dein gutes Recht gewesen, mir aus dem Weg zu gehen.«
    Noch nie war Simon in einem Eingeständnis, ihr gegenüber falsch gehandelt zu haben, so weit gegangen. Deborah trat zu ihm ans Bett und setzte sich auf die Kante. »Der Ring gehört

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