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12 - Wer die Wahrheit sucht

12 - Wer die Wahrheit sucht

Titel: 12 - Wer die Wahrheit sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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nicht, nicht wahr?«
    »Nein. Und so ist es auch nicht gelaufen.« Cynthia knüllte die Decke zusammen und drückte sie ans Kinn. »Ich hab sofort gemerkt, dass er mich mochte, und ich hab ihn auch gemocht. Genauso war's. Wir haben uns einfach nur gemocht. Er hat mit mir geredet. Ich hab mit ihm geredet. Und er hat mich wirklich gesehen. Für ihn war ich nicht nur einfach da, wie ein Stuhl oder so was. Ich war ich. Das hat er mir selbst gesagt. Und alles andere ist dann mit der Zeit geschehen. Aber es ist nichts passiert, wofür ich nicht bereit gewesen wäre. Nichts, was ich nicht selbst wollte. Dann ist mein Vater dahinter gekommen. Ich weiß nicht, wie. Und er hat es uns beide kaputtgemacht. Er hat was Hässliches und Verdorbenes daraus gemacht. Hat geredet, als hätte Guy alles nur aus Spaß getan. Als ob er mit jemandem gewettet hätte, dass er mein erster Mann sein würde, und die Laken brauchte, um es zu beweisen.«
    »Väter sind in dieser Hinsicht sehr besorgt«, sagte Deborah. »Er meinte es wahrscheinlich nicht -«
    »Doch, genauso hat er's gemeint. Und außerdem war's das ja auch bei Guy.«
    »Was? Er hatte gewettet, Sie ins Bett zu kriegen?« China warf Deborah einen unergründlichen Blick zu. Ihre Lippen formten das Wort Schwein.
    Cynthia belehrte sie hastig. »Ich meine, er wollte mir zeigen, wie es sein kann. Er wusste, dass ich noch nie... ich hatte es ihm gesagt. Und er hat mit mir darüber gesprochen, wie wichtig es für eine Frau ist, dass das erste Mal... er sagte Wonne und Glück, dass es Wonne und Glück ist. Und das war es. Jedes Mal. Das war es.«
    »Sie fühlten sich mit ihm verbunden«, sagte Deborah. »Ich wollte, dass er ewig lebt, mit mir. Es hat mich nicht interessiert, dass er älter war. Was hat das schon für eine Rolle gespielt? Wir waren nicht einfach zwei Körper auf einem Bett, die miteinander gevögelt haben.
    Wir waren zwei Seelen, die sich gefunden hatten und zusammenbleiben wollten, ganz gleich, was geschehen würde. Und so wäre es auch gekommen, wenn nicht... wenn er nicht...« Cynthia ließ den Kopf erneut auf die Armlehne des Sessels sinken und begann wieder zu weinen. »Ich möchte auch sterben.«
    Deborah ging zu ihr, strich ihr über den Kopf und sagte: »Es tut mir so Leid. Ihn zu verlieren und dann nicht wenigstens ein Kind von ihm zu haben... Sie müssen verzweifelt sein.«
    »Ich bin vernichtet«, schluchzte sie.
    China blieb, wo sie war, ein paar Schritte entfernt. Sie verschränkte die Arme, als wollte sie sich vor dem Ansturm von Cynthias Gefühlen schützen, und sagte: »Es hilft wahrscheinlich nichts, das jetzt zu hören, aber Sie werden darüber hinwegkommen. Sie werden sich eines Tages sogar wieder besser fühlen. In der Zukunft. Sie werden sich ganz anders fühlen.«
    »Ich will aber nicht.«
    »Nein. Wir wollen nie. Wir lieben bis zum Wahnsinn, und meinen, wenn wir diese Liebe verlieren, werden wir verdorren und sterben, was ein Segen wäre. Aber kein Mann ist es wert, dass wir wegen ihm sterben, egal, wer es ist. Außerdem laufen die Dinge in der Realität nicht so ab. Wir leben irgendwie weiter und kommen endlich darüber hinweg. Dann fühlen wir uns wieder gut.«
    »Ich will mich aber nicht gut fühlen!«
    »Jetzt noch nicht«, sagte Deborah. »Jetzt wollen Sie trauern. Die Stärke Ihrer Trauer zeigt die Stärke Ihrer Liebe. Und den Schmerz loszulassen, wenn die Zeit dafür gekommen ist, macht dieser Liebe Ehre.«
    »Ist das wahr?« Es war die Stimme eines Kindes, und sie sah so kindlich aus, dass Deborah einen heftigen Impuls verspürte, sie schützend in die Arme zu nehmen. Plötzlich verstand sie, wie dem Vater dieses Mädchens zumute gewesen sein musste, als er erfahren hatte, dass Guy Brouard sie in sein Bett geholt hatte.
    »Ich bin überzeugt davon«, sagte Deborah und bemerkte, dass China sich zur Tür schob.
    Mit diesem abschließenden Gedanken verließen sie Cynthia Moullin, die unter ihrer Decke in den Sessel gekuschelt dasaß, den Kopf auf einen Arm gebettet. Das viele Weinen hatte sie erschöpft, und sie war ruhig geworden. Sie würde jetzt schlafen, sagte sie. Vielleicht würde es ihr gelingen, von Guy zu träumen.
    Draußen, auf dem mit Muschelsplittern übersäten Weg zum Auto, schwiegen China und Deborah. Sie blieben stehen und betrachteten den Garten, der aussah, als wäre ein achtloser Riese in ihm herumgetrampelt, und China sagte mit ausdrucksloser Stimme: »So eine Sauerei!«
    Deborah sah sie an. Sie wusste, dass die Freundin nicht

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