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12 - Wer die Wahrheit sucht

12 - Wer die Wahrheit sucht

Titel: 12 - Wer die Wahrheit sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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ihre Periode bekam, weil er sehen wollte, ob sie von Brouard schwanger ist oder nicht.«
    St. James nickte. »Le Gallez vermutet, der Mörder hätte ursprünglich vorgehabt, Brouard mit dem Totenkopfring zu ersticken, hätte seinen Plan aber geändert, als er den Stein bei Brouard entdeckte.«
    »Und dieser Mörder ist natürlich Cherokee?« China wartete nicht auf eine Antwort. »Aber er hat genauso wenig ein Motiv, wie ich eines habe. Und sie brauchen doch ein Motiv, nicht wahr, Simon?«
    »Im Idealfall, ja.« Er hätte gern gesagt, was er noch wusste - dass die Polizei etwas gefunden hatte, was für sie so bedeutsam war wie ein Motiv -, aber er wollte niemanden einweihen. Weniger, weil er China River oder ihren Bruder der Tat verdächtigte, als vielmehr deshalb, weil er jeden für verdächtig hielt, und die Vorsicht gebot, sich bedeckt zu halten.
    Ehe er fortfahren konnte - ehe er sich zwischen Improvisation und vorsätzlicher Ausflucht entschieden hatte -, ergriff Deborah das Wort. »Cherokee kann nicht gewusst haben, dass Brouard den Stein besaß.«
    »Es sei denn, er hat ihn bei ihm gesehen«, warf St. James ein.
    »Wie denn?«, konterte Deborah. »Cynthia sagte, Brouard hätte ihn immer bei sich gehabt. Das heißt doch wohl, dass er ihn in der Tasche hatte und nicht in der Hand herumtrug.«
    »Kann sein, ja«, sagte St. James.
    »Aber Henry Moullin hat gewusst, dass er den Stein hatte. Er wollte ihn von seiner Tochter zurückhaben, so hat sie's uns jedenfalls erzählt. Wenn sie ihrem Vater also gesagt hat, dass sie ihren Talisman oder ihr Amulett, oder was immer es war, ausgerechnet dem Mann geschenkt hatte, auf den er so wütend war, warum sollte er dann nicht schnurstracks hingegangen sein und das Ding zurückverlangt haben?«
    »Nichts weist darauf hin, dass er das nicht getan hat«, erwiderte St. James. »Aber solange wir es nicht mit Sicherheit wissen -«
    »- halten wir uns an Cherokee«, sagte China prompt. Sie warf Deborah einen Blick zu, als wollte sie sagen: Siehst du?
    St. James gefiel diese Andeutung - Frauen-gegen-Männer - nicht, die in diesem Blick enthalten war. Er sagte: »Wir bleiben für alles offen. Und sonst nichts.«
    »Mein Bruder hat es nicht getan«, beteuerte China. »Überlegen Sie doch mal! Anaïs Abbott hat ein Motiv. Henry Moullin hat eines. Sogar Stephen Abbott könnte eines haben, wenn er Cynthia für sich beanspruchte oder seine Mutter und Brouard auseinander bringen wollte. Wo passt Cherokee da ins Bild? Nirgends. Und warum nicht? Weil er es nicht getan hat. Er kannte diese Leute genauso wenig wie ich.«
    Deborah fügte hinzu: »Du kannst nicht alles, was Henry Moullin belasten könnte, unberücksichtigt lassen - zu ungunsten von Cherokee. Da es nicht mal den kleinsten Hinweis darauf gibt, dass er etwas mit Brouards Tod zu tun hat.« Bei den letzten Worten entdeckte sie offenbar etwas in St. James' Miene, was sie veranlasste hinzuzufügen: »Oder gibt es doch etwas? Ja, es muss etwas geben, warum hätten sie ihn sonst verhaftet. Natürlich, da ist was. Was hab ich mir gedacht? Du warst bei der Polizei, Simon. Was haben sie dir gesagt? Geht es um den Ring?«
    St. James warf einen Blick auf China, die sich ihm mit gespannter Aufmerksamkeit entgegenneigte, dann sah er wieder seine Frau an.
    Er schüttelte den Kopf, sagte nur: »Deborah«, und dann mit einem Seufzen: »Es tut mir Leid, Liebes.«
    Deborahs Augen weiteten sich, als sie begriff, was ihr Mann da sagte und tat. Sie wandte sich von ihm ab, und St. James bemerkte, dass sie die Hände im Schoß zusammendrückte, als könnte sie so den aufsteigenden Zorn zurückhalten.
    China hatte anscheinend erkannt, was vorging, denn sie stand auf, obwohl sie ihren Kaffee kaum angerührt hatte. »Ich glaub, ich geh jetzt mal und schau, ob sie mich zu meinem Bruder lassen«, sagte sie. »Sonst bitte ich Holberry, ihm eine Nachricht von mir mitzunehmen. Oder...« Sie zögerte. Ihr Blick flog zur Tür, wo gerade zwei mit Einkaufstüten beladene Frauen erschienen, um sich bei einer Tasse Kaffee von den Anstrengungen des Einkaufsbummels zu erholen. China sah deprimiert aus, während sie beobachtete, wie die beiden es sich lachend an einem Tisch bequem machten. Sie sagte: »Bis später«, zu Deborah, nickte St. James zu und nahm ihren Mantel.
    Deborah rief ihr nach, als sie aus dem Raum eilte, aber China drehte sich nicht um. Zornig wandte sich Deborah an ihren Mann. »War das nötig?«, fragte sie erregt. »Du hast ihn praktisch einen

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