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12 - Wer die Wahrheit sucht

12 - Wer die Wahrheit sucht

Titel: 12 - Wer die Wahrheit sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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stattgefunden hatte. Oberflächlich gesehen schien es alles ein Abbild dessen zu sein, was China soeben beschrieben hatte: Tommys Reichtum war die erste Verlockung; Simons beschränktere Mittel die Zweite, die aber immer noch ausreichten, ihr Freiheiten zu bieten, die die meisten Frauen ihres Alters nie genossen hatten. Dass der Schein trog - dass ihr das Geld und die Sicherheit, die es bot, manchmal wie ein Netz vorkamen, das um sie herumgesponnen worden war, um sie ihrer Bewegungsfreiheit zu berauben, nicht sie selbst sein zu können, zu nichts beitragen zu können... Wie sollte man behaupten, das spiele eine Rolle im Vergleich zu dem großen Glück, einmal einen reichen Liebhaber gehabt und jetzt einen Ehemann zu haben, der sie leicht ernähren konnte?
    Deborah schluckte das alles hinunter. Ihr Leben war das, was sie selbst daraus machte. Ihr Leben war etwas, von dem China wenig wusste. Sie sagte: »Ja, hm. Was für die eine Frau die wahre Liebe ist, ist für die andere ein Freifahrtschein. Komm, fahren wir zurück. Simon müsste inzwischen mit der Polizei gesprochen haben.«

24
    Es hatte sein Gutes, mit einem Stellvertretenden Superintendent bei der Kriminalpolizei befreundet zu sein: Man wurde nicht abgewimmelt, wenn man anrief. St. James brauchte nur einen Moment zu warten, ehe Thomas Lynley sich meldete und mit einiger Erheiterung sagte: »Also hat Deb es geschafft, dich nach Guernsey zu schleppen, hm? Das hatte ich mir schon gedacht.«
    »Eigentlich wollte sie nicht, dass ich mitkomme«, erwiderte St. James. »Aber ich konnte sie davon überzeugen, dass es nicht unbedingt im Interesse der Beteiligten wäre, wenn sie Miss-Marple-in-St.-Peter-Port spielt.«
    Lynley lachte. »Und es geht -?«
    »Vorwärts, aber nicht so glatt, wie ich es gern hätte.« St. James brachte den Freund aufs Laufende über seine und Deborahs Bemühungen, unabhängige Nachforschungen anzustellen, ohne der einheimischen Polizei auf die Zehen zu treten. »Ich weiß nicht, wie lange ich allein auf Grund meines doch eher auf Fachkreise beschränkten Rufs noch weitermachen kann«, schloss er.
    »Darum der Anruf?«, fragte Lynley. »Ich habe mit Le Gallez gesprochen, als Deborah hier bei uns war. Er hat sich sehr deutlich ausgedrückt: Keinerlei Einmischung von unserer Seite in diesem Fall.«
    »Darum geht es auch nicht«, versicherte St. James eilig. »Aber du könntest ein, zwei Anrufe für mich tätigen.«
    »Was für Anrufe?«, erkundigte sich Lynley vorsichtig.
    St. James erklärte es ihm. Als er endete, sagte Lynley, eigentlich sei die Bankenaufsichtsbehörde die amtliche Stelle, die für solche Angelegenheiten zuständig sei. Er werde versuchen, Auskunft von der Bank zu erhalten, an die die Überweisungen aus Guernsey getätigt worden waren, aber es werde möglicherweise auf eine gerichtliche Verfügung hinauslaufen, und das werde eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen.
    »Die ganze Sache kann völlig legitim sein«, sagte St. James. »Wir wissen, dass das Geld an eine Gruppe namens International Access in Bracknell ging. Kannst du es vielleicht von der Seite angehen?«
    »Möglicherweise wird uns gar nichts anderes übrig bleiben. Ich werde sehen, was ich tun kann.«
    Nach diesem Gespräch ging St. James in die Hotellobby hinunter, und während er der Rezeptionistin einbläute, dass sie ihn unbedingt ausfindig machen müsse, falls Anrufe aus London für ihn kämen, gestand er sich ein, dass er sich längst ein Handy hätte zulegen müssen. Die junge Frau schrieb sich seine Angaben auf und versicherte ihm, sie würde alle Nachrichten sofort weitergeben, als Deborah und China von ihrer Fahrt zum Grand Havre zurückkehrten.
    Sie gingen alle drei in die Lounge und tauschten bei Kaffee ihre Informationen aus. Deborah hatte, wie St. James erfuhr, aus dem, was sie zusammengetragen hatte, einige nicht unrealistische Schlussfolgerungen gezogen. China ihrerseits unternahm keinen Versuch, ihn mit Hilfe dieser neuen Fakten in seinen Überlegungen zu dem Fall zu beeinflussen, und er musste das bewundern. Er wusste nicht, ob er in der gleichen Situation ebenso zurückhaltend hätte sein können.
    »Cynthia Moullin hat von einem Stein gesprochen«, sagte Deborah zum Schluss. »Sie sagte, sie hätte ihn Guy Brouard geschenkt, um ihn zu beschützen. Ihr Vater wollte ihn von ihr zurückhaben. Ich frage mich, ob das der Stein ist, mit dem Brouard erstickt wurde. Cynthias Vater hat ein überzeugendes Motiv. Er hat sie sogar solange eingesperrt, bis sie

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