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12 - Wer die Wahrheit sucht

12 - Wer die Wahrheit sucht

Titel: 12 - Wer die Wahrheit sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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statt, eine Riesenfete mit Scharen aufgedonnerter Leute. Cherokee und China kannten den Anlass nicht, aber sie erfuhren ihn zu mitternächtlicher Stunde, als Guy Brouard alle seine Gäste zusammentrommelte und verkündete, die Entscheidung über den Entwurf für das von ihm geplante Gebäude - ein Museum, wie sich herausstellte - sei nun endlich gefallen. Trommelwirbel und Hochspannung, bevor er den Namen des Architekten nannte, dessen Pläne China und Cherokee aus Kalifornien mitgebracht hatten, danach knallende Champagnerkorken und ein Feuerwerk. Ein Aquarell des Gebäudes wurde auf einer Staffelei ausgestellt, wo die Festgäste es ausgiebig bewunderten und dann fortfuhren, sich mit Brouards Champagner voll laufen zu lassen.
    Es wunderte Cherokee und seine Schwester nicht, dass am nächsten Morgen kein Mensch im Haus auf den Beinen war. Gegen halb neun gingen sie in die Küche und suchten in der Annahme, dass es ganz in Ordnung sei, wenn sie frühstückten, während die Familie Brouard sich nach der langen Nacht ausschlief, Getreideflocken, Kaffee und Milch zusammen. Nach dem Frühstück riefen sie ein Taxi und ließen sich zum Flughafen fahren, ohne noch einmal jemanden aus dem Haus gesehen zu haben.
    Sie flogen nach Paris, klapperten zwei Tage lang die Sehenswürdigkeiten ab, die sie bisher nur auf Bildern bewundert hatten, und zogen weiter nach Rom. Aber als sie dort am Flughafen durch den Zoll gehen wollten, wurden sie von Beamten der Interpol aufgehalten.
    Man brachte sie nach Guernsey zurück, wo sie, wie man ihnen sagte, als Zeugen gesucht wurden. Als sie wissen wollten, als Zeugen wofür, erklärte man ihnen nur: »Ein schwerer Zwischenfall macht Ihre unverzügliche Rückkehr auf die Insel erforderlich.«
    Wie sich zeigte, war es die Polizei von St. Peter Port, die ihre Rückkehr eingeleitet hatte. Sie wurden in getrennten Einzelzellen festgehalten; Cherokee vierundzwanzig ziemlich unangenehme Stunden lang; China drei albtraumhafte Tage lang, die in einen Auftritt vor dem Untersuchungsrichter und der nachfolgenden Überführung ins Untersuchungsgefängnis mündeten, in dem sie jetzt noch saß.
    »Aber weswegen denn?«, fragte Deborah. Sie griff über den Tisch und umfasste Cherokees Hand. »Cherokee, was werfen sie ihr vor?«
    »Mord.« Er hob seine andere Hand und drückte die Finger auf die Augen. »Es ist völlig irre. Sie beschuldigen China, Guy Brouard umgebracht zu haben.«

2
    Deborah schlug die Bettdecke zurück und schüttelte die Kissen auf. Selten hatte sie sich so unnütz gefühlt. In Guernsey saß China in einer Gefängniszelle, und sie werkelte hier im Gästezimmer herum wie eine brave Hausfrau, weil sie nicht wusste, was sie tun sollte. Ein Teil von ihr hätte am liebsten die nächste Maschine zu den Kanalinseln genommen, ein anderer wollte direkt in Cherokees Herz eintauchen, um seine Angst zu lindern. Und ein weiterer Teil von ihr drängte danach, Listen aufzustellen, Pläne zu schmieden, Instruktionen zu geben und unverzüglich etwas zu unternehmen, um beide Rivers wissen zu lassen, dass sie nicht allein waren auf der Welt. Und noch lieber wäre ihr gewesen, jemand anders hätte das alles getan, denn sie fühlte sich dem allem nicht gewachsen.
    Um Chinas Bruder, der verlegen hinter ihr an der Kommode stand, irgendetwas zu sagen, drehte sie sich nach ihm um. »Wenn du in der Nacht etwas brauchst - wir sind einen Stock tiefer.«
    Cherokee nickte. Er wirkte elend und mutlos. »Sie hat es nicht getan«, sagte er. »Oder kannst du dir vorstellen, dass China auch nur einer Fliege etwas zuleide tun würde?«
    »Nie im Leben.«
    »Als wir klein waren, musste ich immer kommen und die Spinnen aus ihrem Zimmer holen. Sie stand auf dem Bett und kreischte, weil sie eine an der Wand gesehen hatte, und wenn ich dann kam, um das Biest zu erschlagen, schrie sie: ›Tu ihr nichts! Tu ihr nichts!‹«
    »Ja, so kenne ich sie auch.«
    »Lieber Gott, hätte ich doch das Ganze nicht angezettelt. Hätte ich sie doch nicht gedrängt, mitzukommen. Ich muss was tun und weiß nicht, was.«
    Man sah ihm an, dass er Angst hatte. Unablässig drehte er den Bindegürtel von Simons Morgenrock zwischen den Fingern. Deborah musste daran denken, dass China stets wie die ältere der beiden gewirkt hatte. Cherokee, was soll ich nur mit dir machen, hatte sie oft am Telefon gesagt. Wann wirst du endlich erwachsen werden?
    Jetzt, dachte Deborah. Jetzt, da die Umstände von ihm eine Reife erforderten, zu der er vielleicht gar

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