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12 - Wer die Wahrheit sucht

12 - Wer die Wahrheit sucht

Titel: 12 - Wer die Wahrheit sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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nicht fähig war.
    »Schlaf dich erst mal aus«, sagte sie, weil sie sonst keinen Trost für ihn hatte. »Morgen ist auch noch ein Tag.« Damit ging sie.
    Sie war tief bekümmert. China River war in der schlimmsten Zeit ihres Lebens ihre beste Freundin gewesen, und sie stand tief in ihrer Schuld. Dass China jetzt in Schwierigkeiten war und allein auf sich gestellt sein sollte. Deborah verstand Cherokees Angst um seine Schwester nur zu gut.
    Als sie ins Schlafzimmer kam, saß Simon auf dem Stuhl mit der steifen Lehne, den er immer benutzte, wenn er seine Beinschiene abnahm. Er war gerade dabei, die Klettstreifen aufzuziehen, seine Hose war zu den Füßen hinuntergeschoben, seine Krücken lagen neben dem Stuhl auf dem Boden.
    Er wirkte kindlich und verwundbar wie stets in dieser Situation, und Deborah musste, wenn sie ihn so vorfand, immer all ihre Selbstbeherrschung aufbieten, um nicht zu ihm zu eilen und ihm ihre Hilfe anzubieten. Sein Gebrechen war für sie die große ausgleichende Kraft zwischen ihnen. Sie hasste es um seinetwillen, weil sie wusste, wie sehr er es hasste, aber sie hatte schon vor langem akzeptiert, dass der Unfall, der ihm als jungem Mann in den Zwanzigern einen Teil seiner Bewegungsfähigkeit geraubt hatte, ihn für sie erst erreichbar gemacht hatte. Ohne dieses Ereignis hätte er geheiratet, während sie noch in der Pubertät steckte, und sie weit hinter sich gelassen. Die Zeit im Krankenhaus und der langsamen Genesung und die nachfolgenden dunklen Jahre der Depression hatten diese Pläne zunichte gemacht.
    Aber er wollte nicht in seiner Hilfsbedürftigkeit wahrgenommen werden. Darum ging sie direkt zur Kommode, um dort umständlich die wenigen Schmuckstücke abzulegen, die sie trug, und auf das Geräusch der zu Boden fallenden Beinschiene zu warten. Als sie es hörte und gleich darauf sein leises Stöhnen beim Aufstehen, drehte sie sich um. Er stand auf seine Krücke gestützt und sah sie liebevoll an.
    »Danke dir«, sagte er.
    »Tut mir Leid. Bin ich immer so leicht zu durchschauen?«
    »Nein. Du bist immer so einfühlsam. Aber ich glaube, ich habe dir nie richtig dafür gedankt. Das kommt davon, wenn eine Ehe glücklicher ist, als ihr gut tut: Man nimmt den anderen als selbstverständlich hin.«
    »Nimmst du mich also als selbstverständlich hin?«
    »Nicht bewusst.« Er neigte ein wenig den Kopf zur Seite und betrachtete sie. »Offen gesagt, du gibst mir gar nicht die Chance dazu.« Er kam zu ihr, und sie legte ihre Arme um seine Taille. Er küsste sie sanft und dann lange, während er sie mit einem Arm an sich gedrückt hielt, bis sie das Verlangen spürte, das sich in ihnen beiden regte.
    Sie sah zu ihm hinauf. »Ich bin froh, dass du noch so auf mich wirkst. Und noch froher, dass ich noch so auf dich wirke.«
    Er berührte ihre Wange. »Hm. Ja. Trotzdem ist jetzt in Anbetracht der Dinge wahrscheinlich nicht die Zeit.« »Wofür?«
    »Gewisse interessante Variationen dieser Wirkung, von der du sprichst, näher zu erforschen.«
    »Ach so.« Sie lächelte. »Vielleicht ist jetzt aber doch die Zeit dazu, Simon. Wir erfahren doch jeden Tag, wie schnell das Leben sich ändert. Alles, was wichtig ist, kann in einem Augenblick vorbei sein. Darum ist jetzt die Zeit.«
    »Zu erforschen...?«
    »Nur wenn wir es gemeinsam tun.«
    Und das taten sie im milden Schein der Lampe, der ihre Körper vergoldete, Simons graublaue Augen verdunkelte und die sonst verborgenen bleichen Stellen, wo ihr Blut heiß pulsierte, glutrot färbte. Danach lagen sie ineinander verschlungen auf dem Bettüberwurf, den zu entfernen sie sich nicht die Zeit genommen hatten. Deborahs Kleider waren auf dem Boden verteilt, wo ihr Mann sie hingeworfen hatte, und Simons Hemd hing zerknittert von seinem Arm herab.
    »Ich bin froh, dass du dich noch nicht hingelegt hattest«, sagte sie, die Wange an seiner Brust. »Ich dachte, du würdest vielleicht schon schlafen. Du hast unten in der Küche so müde ausgesehen. Aber ich konnte ihn doch nicht einfach im Gästezimmer absetzen und verschwinden. Wie schön, dass du wach geblieben bist. Danke, Simon.«
    Er streichelte ihr Haar und schob, wie es seine Gewohnheit war, die Hand in die Fülle, bis seine Finger ihren Kopf spürten. Zart ließ er sie dort auf ihrer Haut spielen, und sie merkte selbst, wie ihr Körper sich unter der Liebkosung entspannte.
    »Alles in Ordnung mit ihm?«, fragte er. »Gibt es jemanden, den wir notfalls anrufen können?«
    »Notfalls?«
    »Na ja, für den Fall,

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