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12 - Wer die Wahrheit sucht

12 - Wer die Wahrheit sucht

Titel: 12 - Wer die Wahrheit sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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gegangen und nie wieder aufgetaucht. Um andere wird heute noch gestritten. Es würde mich interessieren, wie Mr. Brouard sein Eigentum an diesem Bild nachgewiesen hat.«
    »Er scheint es gekauft und gar nicht erst versucht zu haben, irgendetwas zu beweisen«, erklärte St. James. »Von seinen Konten fehlt eine Riesensumme, die nach London überwiesen wurde.«
    Duffy zog eine Augenbraue hoch. »Tatsächlich?« In seiner Stimme schwang Zweifel. »Hm, er könnte es bei einer Nachlassauktion erworben haben. Oder vielleicht hat es in einem Trödelladen auf dem Land herumgelegen. Vielleicht ist es auch bei einem Straßenmarkt aufgetaucht. Aber es ist schwer zu glauben, dass niemand erkannt hätte, worum es sich handelt.«
    »Wie viele Kunstexperten gibt es?«
    »Das meinte ich nicht«, erklärte Duffy. »Jeder kann sehen, dass es ein altes Bild ist. Man sollte doch meinen, dass irgendjemand einmal auf die Idee gekommen wäre, es schätzen zu lassen.«
    »Aber wenn wirklich jemand das Bild am Ende des Krieges gestohlen hätte...? Ein Soldat es irgendwo mitgenommen hätte in - wo? - München? Berlin?«
    »Berchtesgaden«, meinte Duffy. »Die Nazi-Bonzen hatten dort ihre Häuser. Da brauchte man lediglich zuzugreifen. Und bei Kriegsende hat es dort von alliierten Soldaten nur so gewimmelt.«
    »Also gut, Berchtesgaden«, stimmte St. James zu. »Bei den allgemeinen Plünderungen fällt es einem Soldaten in die Hände. Er nimmt es mit heim nach Hackney und hängt es in seinem Reihenhäuschen über dem Sofa auf. Dort bleibt es bis zu seinem Tod, dann bekommen es seine Kinder. Sie haben nie viel vom Geschmack ihrer Eltern gehalten und verkaufen das Bild - bei einer Versteigerung, auf dem Flohmarkt, was auch immer. Es wird gekauft und landet auf irgendeinem Trödelmarkt. In der Portobello Road, zum Beispiel, oder in Bermondsey. Oder auch irgendwo auf dem Land, wie Sie meinten. Brouard lässt das Bild seit Jahren suchen, und als seine Leute es entdecken, nehmen sie es mit.«
    »Ja, so könnte es gewesen sein«, sagte Duffy. »Nein. So muss es gewesen sein.«
    Duffys Bestimmtheit machte St. James neugierig. »Warum?«
    »Weil Mr. Brouard es nur auf diesem Weg zurückbekommen konnte. Er hatte keinen Beweis dafür, dass es sein Bild war. Das heißt, er musste es zurückkaufen. Von Christie's oder Sotheby's kann er es nicht haben, also muss er -«
    »Moment mal«, unterbrach St. James. »Warum kann er es nicht bei Christie's oder Sotheby's gekauft haben?«
    »Da wäre er überboten worden. Von einem Verein wie dem Getty Museum mit unerschöpflichen Ressourcen. Oder von einem arabischen Ölscheich. Weiß der Himmel.«
    »Aber Brouard hatte Geld...«
    »Nicht genug. Bei Sotheby's oder Christie's hätte man genau gewusst, was man vor sich hat, und die gesamte Kunstwelt hätte mitgeboten.«
    St. James sah wieder zu dem Gemälde hinunter: fünfundvierzig mal sechzig Zentimeter Leinwand, Ölfarbe und unleugbares Genie. Er sagte langsam: »Von was für einer Summe genau sprechen wir hier, Mr. Duffy? Was ist dieses Bild Ihrer Meinung nach wert?«
    »Mindestens zehn Millionen Pfund, würde ich schätzen«, sagte Kevin Duffy. »Und das wäre nur der Anfangspreis bei der Auktion.«
    Paul führte Deborah hinten um das Herrenhaus herum. Zuerst glaubte sie, er wolle zu den Stallungen. Aber an die verschwendete er keinen Blick. Unbeirrt lief er weiter, über den Hof, der die Stallungen vom Haus trennte, bis zu einem Gebüsch, durch das er sich hindurchzwängte.
    Ihm folgend, gelangte Deborah auf eine weite Rasenfläche mit einem Ulmenwäldchen am anderen Ende, in das Paul jetzt eintauchte.
    Deborah beschleunigte ihren Schritt, um ihn nicht zu verlieren. Als sie zu den Bäumen kam, entdeckte sie dort einen gut sichtbaren Fußweg. Der Boden war weich durch den dicken Laubteppich, der ihn bedeckte. Sie ging auf dem Weg weiter bis sie in der Ferne vor sich eine raue Steinmauer erkennen konnte, und Paul, der über sie hinüberkletterte. Wieder fürchtete sie, ihn zu verlieren, aber er hielt inne, als er die Mauer erklommen hatte, und schaute zurück, als wollte er sehen, ob sie ihm nachkam. Er wartete, bis sie am Fuß der Mauer war, bot ihr die Hand und half ihr auf die andere Seite.
    Hier wartete statt der sorgsam gestalteten Anlagen von Le Reposoir eine große, ungenutzte Koppel, über die sich zwischen hüfthoch wucherndem Buschwerk und Dornengestrüpp hindurch ein Trampelpfad zu einem merkwürdigen Erdhügel schlängelte. Überrascht sah sie, dass

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