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12 - Wer die Wahrheit sucht

12 - Wer die Wahrheit sucht

Titel: 12 - Wer die Wahrheit sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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aber Pädophilie gehörte nicht zu seinen Hobbys.«
    »Ich meinte die Nichte Ihrer Frau. Cynthia Moullin«, erklärte St. James. »Wussten Sie, dass Cynthia ein Verhältnis mit Brouard hatte?«
    Er antwortete nicht, aber sein Blick schweifte zum Herrenhaus, und das war Antwort genug.
    »Haben Sie deswegen mit Brouard gesprochen?«, fragte St. James.
    Wieder keine Antwort.
    »Oder mit dem Vater des Mädchens?«
    »Ich kann Ihnen da nicht weiterhelfen«, sagte Duffy. »Sind Sie nur deshalb hergekommen?«
    »Nein«, antwortete St. James. »Ich bin auch hergekommen, weil ich Sie nach diesem Bild fragen wollte.« Er entrollte vorsichtig die alte Leinwand.
    Kevin Duffy stieß die Heugabel in den Boden und ließ sie so stehen. Sich die Hände am Gesäß seiner Jeans abwischend, näherte er sich St. James. Als er das Bild sah, stieß er pfeifend den Atem aus.
    »Mr. Brouard hat allem Anschein nach keine Mühe gescheut, um es zurückzubekommen«, sagte St. James. »Seine Schwester hat mir erzählt, dass es in den Vierzigerjahren aus dem Familienbesitz verschwand und nie wieder auftauchte. Sie weiß nicht, woher es ursprünglich stammt, und auch nicht, wo es seit dem Krieg gewesen ist, und sie hat keine Ahnung, wie ihr Bruder es wiedergefunden hat. Ich wollte wissen, ob Sie vielleicht etwas Licht in dieses Dunkel bringen können.«
    »Wieso sollte ich -«
    »Sie haben ein ganzes Regal voll Kunstbände und Videos in Ihrem Wohnzimmer, Mr. Duffy, und Sie haben den Urkunden an Ihren Wänden zufolge ein abgeschlossenes Kunstgeschichtsstudium. Das lässt vermuten, dass Sie mehr über dieses Gemälde wissen könnten als ein normaler Gutsverwalter.«
    »Ich weiß nicht, wo es gewesen ist«, erwiderte er, »und ich weiß nicht, wie er es wiederbekommen hat.«
    »Bleibt der letzte Punkt«, hakte St. James ein. »Sie wissen, woher es ursprünglich stammt?«
    Kevin Duffy hatte die ganze Zeit nicht aufgehört, das Bild zu betrachten. Jetzt hob er den Kopf, sagte kurz: »Kommen Sie mit«, und ging ins Haus.
    An der Tür zog er seine schmutzigen Stiefel aus und führte St. James ins Wohnzimmer. Er knipste zwei Strahler an, deren Licht direkt auf seine Bücher fiel, und griff nach einer Brille, die auf der Armlehne eines abgewetzten Sessels lag. Er ging an seiner Kollektion von Kunstbüchern entlang, bis er den Band entdeckt hatte, den er suchte, zog ihn heraus, setzte sich und schlug das Inhaltsverzeichnis auf. Nachdem er gefunden hatte, was er suchte, schlug er die entsprechende Seite auf. Er ließ den Blick lange auf ihr ruhen, bevor er das Buch auf seinem Schoß herumdrehte. »Sehen Sie selbst«, sagte er zu St. James.
    Was St. James sah, war nicht die Fotografie eines Gemäldes - wie er erwartet hatte -, sondern die einer Zeichnung, einer bloßen Skizze für ein künftiges Gemälde. Sie war teilweise koloriert, als hätte der Künstler die Absicht gehabt, zu prüfen, welche Farbtöne in der Endfassung am besten wirken würden. Aber er hatte nur dem Gewand der Frau Farbe gegeben, und das von ihm gewählte Blau stimmte mit dem überein, das auf dem Gemälde zu sehen war. Vielleicht hatte der Künstler, nachdem er hinsichtlich der Farbgebung des restlichen Werks zu einem raschen Entschluss gelangt war und Proben nicht mehr für nötig hielt, direkt auf die Leinwand gemalt; auf diese Leinwand, die St. James jetzt in den Händen hielt.
    Komposition und Figuren der im Buch abgebildeten Zeichnung und des Gemäldes, das Paul Fielder Ruth Brouard gebracht hatte, stimmten überein. Auf beiden saß die Dame mit dem Buch und der Feder ruhig und heiter im Vordergrund, während im Hintergrund ein kleines Heer von Arbeitern die Steine schleppten, die das Gemäuer der massigen gotischen Kathedrale bildeten. Es gab nur einen Unterschied zwischen der Zeichnung und dem vollendeten Werk: Irgendwann hatte jemand der Zeichnung den Titel Die Heilige Barbara gegeben. Das Original war im Museum der schönen Künste in Antwerpen zu besichtigen.
    »Ah«, sagte St. James langsam. »Ja. Als ich es sah, dachte ich mir gleich, dass es nicht ganz unbedeutend ist.«
    »Nicht ganz unbedeutend?« In Kevin Duffys Ton mischten sich Ehrfurcht und Ungläubigkeit. »Was sie da in der Hand halten, ist ein Pieter de Hooch. Siebzehntes Jahrhundert. Einer der drei Delfter Meister. Ich vermute, bis vor kurzem wusste keiner, dass dieses Gemälde überhaupt existiert.«
    St. James blickte zu dem Bild in seiner Hand hinunter und sagte: »Guter Gott!«
    »Sie können in jedem Kunstbuch

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