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12 - Wer die Wahrheit sucht

12 - Wer die Wahrheit sucht

Titel: 12 - Wer die Wahrheit sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Maschine im Anflug war, vermutlich dieselbe, die in einer Stunde, frisch aufgetankt, Margaret nach England zurückbringen würde. Adrian bog in die Straße zum Terminal ein und hielt direkt davor, anstatt in eine der Parkbuchten auf der anderen Seite zu fahren. »Lass die Geschichte ruhen«, sagte er.
    Sie versuchte, in seinem Gesicht zu lesen. »Heißt das...?«
    »Das heißt genau das, was es heißt«, sagte er. »Das Geld ist weg. Du wirst es nicht finden. Lass es also gut sein.«
    »Woher weißt du... Also hat er es doch dir gegeben? Du hast es die ganze Zeit schon? Aber wenn das so ist, warum hast du dann nichts...? Adrian, ich möchte ausnahmsweise einmal die Wahrheit hören.«
    »Du verschwendest deine Zeit«, sagte er. »Das ist die Wahrheit.«
    Er stieß seine Tür auf und ging zum Heck des Range Rover. Kalte Luft fegte in den Wagen, als er ihn hinten öffnete, ihre Koffer herausholte und am Bordstein abstellte. Er kam zu ihr an die Tür. Das Gespräch zwischen ihnen schien beendet zu sein.
    Margaret zog ihren Mantel fester um sich, als sie ausstieg. Es ging ein kalter Wind. Sie hoffte, er würde ihren Flug nach England beschleunigen. Ihr Sohn würde bald nachkommen. Sie wusste, was sie von Adrian zu erwarten hatte, trotz seines Benehmens ihr gegenüber. Er würde zurückkommen. Das war unumgänglich, so wie sie ihrer beider Leben gestaltet hatte.
    Sie sagte: »Wann kommst du nach Hause?«
    »Das kann dir doch egal sein, Mutter.« Er kramte seine Zigaretten heraus und brauchte fünf Versuche, um sich eine anzuzünden. Jeder andere hätte nach dem zweiten ausgegangenen Streichholz aufgegeben, aber nicht Adrian. Er war, zumindest in dieser Hinsicht, ihr Sohn.
    »Adrian«, sagte sie, »ich bin wirklich am Ende meiner Geduld mit dir.«
    »Flieg nach Hause«, erwiderte er. »Du hättest nicht herkommen sollen.«
    »Und was hast du jetzt vor? Wenn du nicht mit mir nach Hause kommst?«
    Er lächelte kühl, dann ging er zur anderen Seite des Wagens und sagte über die Motorhaube hinweg: »Mir wird schon was einfallen.«
    Auf dem Weg vom Parkplatz zum Hotel trennten sich St. James und Deborah. Sie war die ganze Rückfahrt über nachdenklich gewesen. Sie war so umsichtig wie immer gefahren, aber er hatte gemerkt, dass sie mit ihren Gedanken woanders gewesen war. Er wusste, dass sie über ihre eigene Erklärung darüber nachdachte, wie ein Gemälde von unschätzbarem Wert in eine prähistorische Steinkammer unter einem Erdhügel gekommen war. Er dachte selbst auch über diese Erklärung nach, die er nicht einfach außer Acht lassen konnte. Wie ihre Neigung, bei den Menschen immer nur das Gute zu sehen, sie leicht dazu verleitete, andere Seiten an ihnen zu ignorieren, so konnte seine Tendenz, jedem zu misstrauen, ihn dazu verführen, die Dinge anders zu sehen, als sie waren. Sie sprachen also beide auf der Rückfahrt nach St. Peter Port kaum ein Wort, und erst als sie sich dem Hotel näherten, wandte Deborah sich ihm zu, als hätte sie einen Entschluss gefasst.
    »Ich komme noch nicht mit rein. Ich gehe erst noch eine Runde spazieren.«
    Er zögerte mit einer Antwort. Er wusste um die Gefahr, das Falsche zu sagen. Er wusste aber auch um die größere Gefahr, gar nichts zu sagen in dieser Situation, in der Deborah, die ja nicht unvoreingenommen war, mehr wusste, als für sie gut war.
    »Wohin willst du denn?«, fragte er. »Möchtest du nicht lieber etwas trinken? Eine Tasse Tee oder so was.«
    Der Ausdruck ihrer Augen veränderte sich. Sie wusste, was er in Wirklichkeit sagte, auch wenn er sich noch so große Mühe gab, sie darüber hinwegzutäuschen. »Vielleicht brauche ich einen bewaffneten Bodyguard, Simon«, sagte sie.
    »Deborah...«
    »Ich bin bald zurück«, sagte sie nur und ging bergab davon, in Richtung zur Smith Street, die zur High Street und zum Hafen führte.
    Ihm blieb nichts anderes übrig, als sie gehen zu lassen. Er wusste ja, wie er sich eingestand, in diesem Moment so wenig wie sie, wie die Wahrheit über Guy Brouards Tod aussah. Er hatte nichts als seine Vermutungen, die sie ganz sicher nicht teilen würde oder wollte.
    Als er ins Hotel trat, hörte er jemanden seinen Namen rufen, und sah, dass die Rezeptionistin am Empfang ihm mit einem Zettel winkte. »Anruf aus London«, sagte sie, als sie ihm das Papier zusammen mit dem Zimmerschlüssel überreichte. Er sah, dass sie zur Kennzeichnung seines Freundes bei New Scotland Yard »Super Linley« auf den Zettel gekritzelt hatte. Lynley hätte das

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