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12 - Wer die Wahrheit sucht

12 - Wer die Wahrheit sucht

Titel: 12 - Wer die Wahrheit sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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wollte.
    Sie blickte zum Platz und zu den, strahlenförmig von ihm wegführenden Straßen hinauf. »Kommst du mit?«
    Deborah bejahte, und sie gingen gemeinsam zum Polizeipräsidium, das nur zwei Minuten von der Stelle entfernt war, an der sie zusammengetroffen waren.
    An der Rezeption informierte sie ein unfreundlicher Constable, dass Miss River ihren Bruder nicht sehen könne. Als China vorbrachte, Roger Holberry habe aber eigens eine Besuchserlaubnis für sie beschafft, erklärte der Constable, davon wisse er nichts, wenn also die Damen nichts dagegen hätten, würde er sich jetzt wieder an seine Arbeit machen.
    »Rufen Sie den zuständigen Beamten an«, sagte China. »Der die Ermittlungen leitet. Le Gallez. Holberry hat wahrscheinlich mit ihm gesprochen. Er hat mir versprochen, er würde veranlassen... Hören Sie, ich möchte doch nur meinen Bruder sehen, okay?«
    Der Mann blieb ungerührt. Wenn von Roger Holberry irgendwas veranlasst worden sei, teilte er China mit, dann hätte der Betreffende - sei es nun Chief Inspector Gallez oder die Königin von Saba - die Wache entsprechend informiert. Da das nicht geschehen sei, könne niemand außer seinem Anwalt den Beschuldigten besuchen.
    »Aber Holberry ist doch sein Anwalt«, protestierte China.
    Der Mann lächelte ironisch. »Ich kann ihn aber nirgends sehen«, gab er zurück und tat so, als spähte er rechts und links über ihre Schultern.
    Als China zu einer hitzigen Erwiderung ansetzte, die mit den Worten: »Jetzt hören Sie mal her, Sie kleiner -« begann, griff Deborah ein. »Vielleicht«, sagte sie ruhig zu dem Beamten, »wären Sie so nett, Mr. River ein paar Süßigkeiten zu bringen...?« Aber da rief China abrupt: »Ach, vergiss es!« und rannte schnurstracks aus dem Präsidium hinaus.
    Deborah entdeckte sie im Hof, der als Parkplatz diente. Dort saß sie auf der Kante eines großen Übertopfs und riss dem Busch, der darin wuchs, wütend die Blätter aus. Als Deborah sich näherte, sagte sie: »Diese verdammten Schweine. Was denken die denn? Glauben die, ich will ihm beim Ausbrechen helfen, oder was?«
    »Vielleicht können wir mit Le Gallez persönlich sprechen.«
    »Na klar, der wird ganz scharf darauf sein, uns zu helfen.« China warf eine Hand voll Blätter auf den Boden.
    »Hast du den Anwalt gefragt, wie es Cherokee geht?«
    »›Den Umständen entsprechend‹ antwortete China. »Das sollte mich beruhigen, aber es kann alles bedeuten, das weiß ich aus eigener Erfahrung. In diesen Zellen ist nichts, Deborah. Kahle Wände, nackter Boden, eine Holzbank, auf der sie einem ein Bett machen, wenn man über Nacht bleiben muss. Ein Klo aus rostfreiem Stahl. Waschbecken ebenso. Und diese große blaue Tür. Weit und breit keine Zeitschrift, kein Buch, kein Poster, kein Radio, kein Kreuzworträtsel oder Kartenspiel. Er wird da durchdrehen. Er ist auf so was nicht vorbereitet... er ist nicht der Typ... Gott, ich kann dir gar nicht sagen, wie froh ich war, als ich da wieder herauskam. Ich konnte nicht atmen da drinnen. Sogar das Gefängnis war besser. Und nie im Leben kann er...« Sie schien sich zur Ruhe zu zwingen. »Ich muss Mam anrufen. Sie muss herkommen. Er würde sie hier haben wollen, und wenn ich sie hole, brauche ich vielleicht kein so schlechtes Gewissen mehr zu haben. Ich meine, weil ich froh bin, dass ein anderer dort drin ist und nicht ich. Ist es nicht furchtbar, so zu denken?«
    »Das ist menschlich«, entgegnete Deborah.
    »Wenn ich ihn nur mal sehen könnte, um zu wissen, ob er okay ist.«
    Sie machte Anstalten, aufzustehen, und Deborah glaubte, sie habe eine zweite Attacke auf die Polizei vor. Sie wusste, dass es sinnlos wäre, darum stand sie ebenfalls auf. »Komm, gehen wir ein Stück.«
    Sie gingen zurück. Auf der anderen Seite des Kriegerdenkmals schlugen sie den direkten Weg zu den Queen-Margaret-Apartments ein. Zu spät sah Deborah, dass dieser Kurs sie am Royal Court House vorbeiführte, doch China war schon vor der breiten Treppe stehen geblieben und blickte zur imposanten Fassade hinauf. Hoch oben flatterte im Wind die Fahne Guernseys, drei Löwen auf rotem Grund.
    Ehe Deborah vorschlagen konnte, weiterzugehen, stieg China die Treppe zur großen Tür des Gebäudes hinauf und ging hinein. Deborah blieb nichts anderes übrig, als ihr zu folgen.
    China war noch im Foyer und studierte die Hinweistafeln. Als Deborah zu ihr trat, sagte sie: »Du brauchst nicht bei mir zu bleiben. Ich bin okay. Simon wartet wahrscheinlich sowieso schon auf

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