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12 - Wer die Wahrheit sucht

12 - Wer die Wahrheit sucht

Titel: 12 - Wer die Wahrheit sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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zu kraulen. Deborah, die bemerkte, wie Cherokee sich in der Küche umschaute, als wollte er sich jede Einzelheit einprägen, sah plötzlich mit seinen Augen all die kleinen Dinge, die für sie eine Selbstverständlichkeit waren: von den Sträußen getrockneter Kräuter, die ihr Vater aufzuhängen pflegte, zu den kupfernen Töpfen und Pfannen an der Wand über dem Herd, von den abgetretenen alten Bodenfliesen zum Küchenbüfett mit dem Geschirr und den Fotos von Simons Nichten und Neffen.
    »Das Haus ist echt cool«, murmelte Cherokee.
    Für Deborah war es einfach das Haus, in dem sie seit ihrer Kindheit lebte. Als die mutterlose kleine Tochter von Simons unentbehrlichem Faktotum war sie hierher gekommen und war als Simons Frau geblieben. Sie kannte jeden Luftzug in diesem Haus, sie kannte die Probleme mit den alten Rohren und den Mangel an elektrischen Steckdosen. Für sie war es schlicht ihr Zuhause. »Es ist alt und zugig, und die meiste Zeit macht es einen Haufen Ärger«, sagte sie.
    »Ehrlich? Für mich schaut's aus wie eine hochherrschaftliche Villa.«
    »Findest du?« Sie legte neun Scheiben Schinkenspeck in eine Pfanne und schob diese in den Grill. »Eigentlich gehört es der Familie von Simon. Es war eine Katastrophe, als er es übernommen hat. Mäuse in den Wänden und Füchse in der Küche. Er und mein Vater haben fast zwei Jahre gebraucht, um es wieder bewohnbar zu machen. Theoretisch könnten jetzt jederzeit seine Brüder oder seine Schwester hier mit einziehen, da das Haus ja nicht uns allein gehört. Aber das würden sie nie tun. Sie wissen, dass er und mein Vater die ganze Arbeit allein gemacht haben.«
    »Ach, Simon hat Geschwister?«, bemerkte Cherokee.
    »Ja, zwei Brüder - in Southampton, da ist die Familienfirma, eine Reederei - und eine Schwester, die in London lebt. Sie hat früher als Model gearbeitet, jetzt will sie als Interviewerin irgendwelcher obskuren Prominenten bei einem noch obskureren Fernsehsender, den kein Mensch einschaltet, Karriere machen.« Deborah lachte. »Sie ist schon eine Type. Sidney, meine ich, Simons Schwester. Ihre Mutter ist völlig verzweifelt, weil sie einfach nicht zur Ruhe kommt. Sie wechselt die Liebhaber wie die Hemden, und jeder ist immer - endlich, endlich - der Mann ihrer Träume.«
    »Muss schön sein, so eine Familie zu haben«, sagte Cherokee.
    Der sehnsüchtige Unterton veranlasste Deborah, die am Herd stand, sich umzudrehen. »Möchtest du vielleicht deine Mutter anrufen?«, fragte sie. »Du kannst das Telefon da auf dem Küchenschrank benutzen. Oder das im Arbeitszimmer, wenn du ungestört sein möchtest. Es ist jetzt.« Sie sah zur Wanduhr hinauf und rechnete. »Es ist jetzt erst Viertel nach zehn Uhr abends in Kalifornien.«
    »Nein, das kann ich nicht.« Cherokee kehrte zum Tisch zurück und ließ sich auf einen Stuhl fallen. »Ich hab's China versprochen.«
    »Aber sie hat das Recht -«
    »China und unsere Mutter?«, unterbrach Cherokee. »Nein, die beiden können überhaupt nicht miteinander. Verstehst du, unsere Mam war keine besonders tolle Mutter, nicht so wie andere Mütter, und China will nicht, dass sie von dieser Geschichte was erfährt. Ich vermute - na ja, eine andere Mutter würde sich wahrscheinlich ins nächste Flugzeug setzen, aber bei unserer Mam brauchst du damit nicht zu rechnen. Könnte ja sein, dass eine gefährdete Spezies gerettet werden muss. Warum ihr also überhaupt was davon sagen? So sieht's jedenfalls China.«
    »Was ist mit ihrem Vater? Ist er...« Deborah zögerte. Chinas Vater war immer ein heikles Thema gewesen.
    Cherokee zog eine Augenbraue hoch. »Eingesperrt, meinst du? O ja. Er sitzt wieder mal. Es ist also niemand da, den wir anrufen könnten.«
    Sie hörten, dass jemand die Treppe zur Küche herunterkam. Deborah, die den Tisch deckte, lauschte den unregelmäßigen Schritten eines vorsichtigen Abstiegs. »Das ist Simon«, sagte sie. Er war früher aufgestanden als sonst, lange vor ihrem Vater, und das würde diesem gar nicht recht sein.
    Joseph Cotter hatte Simon während seiner langen Rekonvaleszenz nach dem schweren, durch Trunkenheit am Steuer verursachten Autounfall gepflegt, und er mochte es gar nicht, wenn Simon sich seiner häuslichen Fürsorge entzog.
    »Zum Glück hab ich genug für drei gemacht«, sagte Deborah, als ihr Mann eintrat.
    Der blickte vom Herd zum gedeckten Tisch. »Ich hoffe, das Herz deines Vaters ist stark genug, um diesen Schock auszuhalten«, sagte er.
    »Sehr witzig.«
    Simon gab ihr

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