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12 - Wer die Wahrheit sucht

12 - Wer die Wahrheit sucht

Titel: 12 - Wer die Wahrheit sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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tun. Dann am besten gleich.«
    »Na toll!« Er sprang auf. »Das ist echt klasse, China. Such dir eine geregelte Arbeit. Sieh dem wahren Leben ins Gesicht. Und ich bemüh mich, hab sogar schon eine Idee, wie ich drei Fliegen mit einer Klappe schlage - Job, Haus und Geld -, aber dir ist das offensichtlich nicht gut genug. Es muss das wahre Leben sein und ein Job, so wie du ihn dir vorstellst.« Er stürmte zur Tür hinaus in den Garten.
    China folgte ihm. Ein Vogelbad stand in der Mitte des vertrockneten Rasens, Cherokee kippte das Wasser aus, packte eine Drahtbürste neben dem Sockel und attackierte damit zornig schrubbend die Algen im geriffelten Becken. Er lief zum Haus, wo ein zusammengerollter Schlauch lag, drehte das Wasser auf und zog den Schlauch zum Vogelbecken, um es neu zu füllen.
    »Jetzt hör doch mal zu«, sagte China.
    »Vergiss es«, entgegnete er. »Du findest es blöd. Und mich findest du genauso blöd.«
    »Hab ich das gesagt?«
    »Ich will nicht so leben wie alle anderen - jeden Tag malochen von acht bis fünf für ein paar lausige Kröten -, aber das passt dir nicht. Für dich gibt es nur eine Art, sein Leben zu führen, und jeder, der andere Vorstellungen hat, ist unrealistisch und blöd und kann nur im Knast enden.«
    »Wo kommt denn das alles her?«
    »Deiner Ansicht nach soll ich mich für Peanuts krumm und bucklig schuften und die paar Mäuse auch noch brav auf die hohe Kante legen, damit ich am Ende mit einer Hypothek und einem Stall voll Kinder und einer Ehefrau dastehe, die vielleicht eine bessere Ehefrau und Mutter ist als Mam. Aber das ist dein Lebensentwurf! Nicht meiner.« Er schleuderte den Schlauch auf die Erde.
    »Das hat mit Lebensentwürfen gar nichts zu tun. Hier geht's um vernünftige Überlegung. Schau dir doch mal genau an, was du da vorhast, was man dir anträgt!«
    »Geld«, sagte er. »Fünftausend Dollar. Fünftausend Dollar, die ich, verdammt noch mal, brauche.«
    »Um dir ein Boot zu kaufen, obwohl du von Booten nichts verstehst? Und mit irgendwelchen Leuten weiß Gott wohin zum Fischfang rauszufahren, von dem du auch keine Ahnung hast?
    Denk doch wenigstens mal nach! Wenn schon nicht über das Boot, dann wenigstens über die Kuriergeschichte.«
    »Ich?« Er lachte scharf. »Ich soll nachdenken? Und wann fängst du mal damit an?«
    »Ich? Wie -«
    »Ich kann's nicht fassen. Du sagst mir, wie ich mein Leben zu führen habe, während deines ein einziger Witz ist und du es nicht mal merkst. Ich biete dir eine Chance, da rauszukommen, zum ersten Mal seit Jahren - zehn Jahren oder mehr - was zu ändern, und dir fällt nichts Besseres ein, als -«
    »Was? Wo soll ich rauskommen?«
    »- mich niederzumachen, weil dir mein Lebensstil nicht gefällt. Dass deiner viel erbärmlicher ist, das siehst du gar nicht.«
    »Was weißt du denn schon über mein Leben?« Sie war jetzt auch aufgebracht. Sie hasste diese Art ihres Bruders, die Dinge zu verdrehen. Wenn man mit ihm über die Entscheidungen sprechen wollte, die er getroffen hatte oder zu treffen gedachte, drehte er unweigerlich den Spieß um und nahm einen selbst aufs Korn. Immer ging er sofort zum Angriff über, dem man nur unbeschadet entkommen konnte, wenn man schlagfertig war. »Erst lässt du dich monatelang nicht sehen, dann brichst du in mein Haus ein, verlangst meine Hilfe bei irgendeinem zwielichtigen Geschäft, und wenn ich dann nicht spure, wie du es erwartet hast, bin plötzlich ich an allem schuld. Aber dieses Spiel mache ich nicht mit, mein Lieber.«
    »Logo. Du machst nur Matts Spielchen mit.«
    »Was soll das heißen?«, fragte China scharf, aber sie konnte es nicht ändern: Bei der Nennung von Matts Namen erschrak sie.
    »Mein Gott, China. Du findest mich dumm! Aber wann wirst du eigentlich mal gescheit?«
    »Wie meinst du das? Wovon redest du?«
    »Na, dieses ganze Getue mit Matt. Du lebst für Matt. Du sparst für Matt. Lächerlich ist das. Ach was, jämmerlich! Mensch, du bist so blind, dass du bis heute nicht gemerkt hast -« Er brach ab, als wäre ihm plötzlich eingefallen, wo er sich befand, mit wem er zusammen war und wie sie an diesen Punkt gekommen waren. Er bückte sich, hob den Schlauch auf, trug ihn zum Haus zurück und stellte das Wasser ab. Mit übertriebener Genauigkeit rollte er den Schlauch wieder zusammen.
    China sah ihm zu. Ihr war auf einmal, als sei ihr ganzes Leben - die Vergangenheit und die Zukunft - auf diesen einen Moment geschrumpft, in dem sie wusste und nicht wusste, beides

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