120 - Bogenschütze des schwarzen Todes
zu üben.
»Noch ist
nichts passiert. Es wäre sicher schlimmer geworden, wenn Sie es geschafft
hätten, mich zu Boden zu schicken .«
Larry
betastete unwillkürlich seine lädierte Kopfseite. Mit einem sauberen Taschentuch
hatte er die Schürfwunde notdürftig abgetupft. Auf Rustins Angebot,
Verbandszeug zu holen, hatte er verzichtet.
Die Wunde war
nicht so schlimm, daß er mit einem Turban herumlaufen mußte.
Der Eindruck,
den er von der Toten gewann, schien mit Andrew Rustins Auskunft über den Ablauf
des Geschehens übereinzustimmen. Genaues aber konnte nur eine
gerichtsmedizinische Untersuchung erbringen.
Larry
telefonierte mit José Almirez, der sich wieder im
Polizei-Hauptquartier befand, und sprach die notwendigen Schritte mit ihm ab.
Almirez wollte
sofort einen Leichenwagen schicken, um die Tote abholen zu lassen.
Zusammen mit
dem Leichenwagen traf ein Polizeifahrzeug ein.
Während die
tote Frau in einem Zinksarg nach draußen geschafft wurde, händigte Rustin den
Beamten die goldene Kette aus, die nicht sein Eigentum war.
Nachdenklich
blickten Larry Brent und der Antiquitätenhändler kurz danach den beiden
davonfahrenden Autos nach.
Rustin
musterte den Agenten, der wieder mit ihm in den Laden zurückkehrte, eingehend.
»Sie wollen
wirklich bleiben, Señor Brent ?« fragte Andrew Rustin leise.
»Ja, jetzt
erst recht... Es haben sich nach dem Fund der Toten völlig neue Perspektiven
eröffnet .«
Er erklärte
Rustin, was er damit meinte.
»Bisher waren
wir der Ansicht, daß sich die Wut und die Mordabsichten nur auf eine bestimmte
Gruppe von Menschen konzentrieren, Rustin. Da war als erster Fernando Deilas an der Reihe. Er war interessiert an den Dingen, die
vor vierhundert Jahren wirklich passierten. Pater Ignaz paßte in das Schema,
weil auch er Informationen suchte oder an den Hintergründen des Fluches
Interesse hatte. Nicht hinein in dieses Schema paßt die Indiofrau Aima. Sie kam zufällig und wurde Opfer des Schützen, der dann
scheinbar planlos seine Ziele wählte ...«
Andrew Rustin
schluckte. »Das würde bedeuten, Señor Brent, daß auch Sie und ich jederzeit aus dem Hinterhalt
erschossen werden können .«
Larry nickte.
●
Der Gedanke
machte Rustin sichtlich frösteln.
»Ich nehme
jedoch an, Rustin, daß die Gefahr für mich wesentlich größer ist als für Sie,
wenn man diese Überlegung weiterspinnt .«
»Und wie
kommen Sie darauf, daß Sie stärker gefährdet sind ?«
» Der unheimliche Bogenschütze war inzwischen mindestens
dreimal in Ihrem Haus. Jedesmal suchte er sich ein Opfer aus, aber Sie ließ er
ungeschoren .«
»Und was
schließen Sie daraus ?«
»Bisher noch
nichts. Es macht mich lediglich stutzig und nachdenklich. Vielleicht kommen wir
gemeinsam dahinter, wenn der Bogenschütze ein weiteres Mal auftaucht .«
Während Larry
Brent dies sagte, gingen ihm noch ganz andere Gedanken durch den Kopf.
Der Tod der
Frau beschäftigte ihn mehr, als Rustin ahnte.
Aima kam
aus den Bergen. Sie hatte von einer Höhle gesprochen, die angeblich von Kindern
entdeckt worden war, und in der sich allerlei rätselhafte und offensichtlich
auch kostbare Fundstücke befanden.
Aima aber
hatte sich selbst widersprochen. Sie hatte Andrew Rustin zu verstehen gegeben,
daß sie jederzeit in der Lage wäre, noch mehr außergewöhnliche und seltene
Dinge zu beschaffen, für die der Antiquitätenhändler bestimmt Kunden finden
würde.
Das
bedeutete, daß sie den Fundort genau kannte und daß dieser jederzeit für sie
zugänglich war.
Larry Brent
hatte bei seinem Telefonat mit José Almirez eine entsprechende Bemerkung fallen lassen , und Almirez war sofort
darauf eingegangen.
Aimas Dorf war
bekannt, und er wollte dort nähere Erkundigungen über sie einziehen. Vielleicht
wußte man da mehr.
X-RAY-3 hielt
einstweilen die Stellung bei Rustin.
Er verbrachte
die Zeit damit, die Kopien der Seiten des Original-Tagebuches zu studieren, die
Pater Ignaz in seinem Köfferchen mitgebracht hatte.
Larry Brent
konnte recht gut Spanisch lesen und schreiben. Gewisse Schwierigkeiten aber
hatte er mit dem altmodischen Sprachenschnörkel doch.
Pater Carlo,
der seine Traumvisionen vor über zweihundert Jahren niederschrieb, drückte sich
damals noch anders aus als die Menschen, die diese Sprache heute benutzten.
Dennoch bekam
Larry viel mit von dem Text.
Pater Carlo
berichtete von der Flucht des Indio-Priesters, der dem Massaker im Tempel
entkommen war.
Er suchte
Zuflucht in den nahen
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