120 - Bogenschütze des schwarzen Todes
Bergen und verkroch sich dort.
Aber er war
nicht dorthin geflohen, nur um unterzutauchen. Pater Carlo schrieb von
»schrecklichen Nächten, in denen jener Priester nicht zur Ruhe kam«. Er rief
seine unheiligen Götter an, verbrannte Kräuter und Essenzen und murmelte
ununterbrochen Beschwörungsformeln.
Sieben Tage
und sieben Nächte wachte er, schloß kein Auge und hielt die eigenartige Litanei
durch. Er aß und trank nichts und war dennoch in der siebten Nacht nicht zu
erschöpft, seinen schrecklichen Racheplan in die Tat umzusetzen.
Er grub ein
tiefes Loch in die Erde.
Pater Carlo
beschrieb es »als hinter einer Felsentür liegend«. Dann setzte er sich mit
einem Krieger des Stammes in Verbindung und trug ihm auf, sich das Vertrauen
eines der spanischen Eroberer zu erschleichen und ihm eine präparierte
Nachricht zu überbringen.
Der Indio,
der diesen Auftrag erhielt, war seinem Priester voll ergeben. Sie wußten beide,
daß die Macht- und Goldgier der Fremden aus einem
fernen Land grenzenlos sein würde. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis
alle Einwohner des Dorfes hingemordet sein würden. Die Spanier drohten und
lockten mit Versprechungen. Sie suchten Goldverstecke und versprachen für
dieses »Lösegeld« dem Dorf Frieden, es zu verschonen. Aber niemand mehr glaubte
ihnen. Unzählige Male schon hatten sie ihr Versprechen
gebrochen.
Der Vertraute
des Priesters fand ohne Schwierigkeiten einen Spanier, dem er ein Vermögen
versprach, wenn seine Familie verschont bliebe.
Er wolle dem
Spanier dafür das Versteck eines Azteken-Priesters zeigen, in dem ungeheure
Schätze verborgen seien.
Die
Eingeborenen - das glaubte jener Spanier mit Namen Emilio noch - waren wie die
Kinder. Vertrauensselig und naiv. Aber sowohl das eine wie das andere hatten
die Spanier durch ihre Bluttaten zugrunde gerichtet Die Eingeborenen hatten
gelernt - die Lüge und die Unzuverlässigkeit.
Emilio, der
an dem Massaker beteiligt gewesen war, wurde von dem Indio in die Berge zu dem
angeblichen Versteck geführt.
Dort geriet
er in den Hinterhalt des nach Rache dürstenden Priesters.
Die
nachfolgende Passage war so einfach geschrieben, daß Larry Brent den Text bis
auf wenige Worte nur frei herunterlesen konnte.
Pater Carlo
hatte seine Traumvisionen in der Gegenwartsform niedergeschrieben. Er schien
noch beim Verfassen des Textes ganz im Bann des Geschehens zu sein und jede
Einzelheit vor Augen gehabt zu haben.
... Emilio
näherte sich der Felsentür, die der Indio ihm als den Eingang in die
Schatzkammer beschrieben hat. Sie ist spaltbreit geöffnet. Ein Schimmern und
Glänzen durchbricht die Dunkelheit. Emilio steht einen Moment wie versteinert.
Er kann es nicht fassen ... Er zieht die Tür vollends auf. Sie bewegt sich
leicht, als wäre sie auf Rollen gelagert.
Er will den
ganzen Glanz des Reichtums genießen, der ihn hier erwartet.
Aber - was
ist das?
Da ist kein
Gold! Hinter der Felsentür blaken mehrere Fackeln.
Ihr Licht hat er irrtümlicherweise für das Schimmern und Glänzen eines Schatzes gehalten ...
Emilios
Gedanken überstürzten sich. Er kann nicht verstehen, wie es zu diesem Irrtum
kam. Und zum Nachdenken bleibt ihm keine Zeit mehr.
Zwei Hände
packen ihn von vom. Es sind die des Priesters. Zwei Hände stoßen ihn von hinten
tief in die Felsenhöhle hinein. Es sind die des Indios, mit dem der
Azteken-Priester gemeinsame Sache macht.
Der in die
Falle Gelockte kann den Sturz nach vom nicht abfangen. Er fällt in das Loch,
das mit einer dunklen, schlammigen Brühe gefüllt ist.
Woher diese
Brühe kommt, weiß er nicht.
Der
Azteken-Priester könnte es ihm sagen.
Er hat die
Geister und Dämonen einer bösen Welt beschworen, und sie unterstützten ihn bei
dieser Rache.
Das Böse, das
in der Höhle fast körperlich zu spüren ist, hat auch die Scheinanwesenheit des
goldschimmernden Glanzes bewirkt.
Und es
bewirkt jetzt noch mehr...
In dem
Augenblick, da der schreiende Mann in die Brühe taucht, geschieht noch mehr
Unheimliches.
Die schlammige
Flüssigkeit hüllt ihn vollends ein, bedeckt jeden Quadratzentimeter seines
Körpers und scheint wie ein lebendiges Wesen selbsttätig zu handeln.
Der Spanier
kann sich nicht mehr bewegen.
Völlig starr
und hilflos liegt er in dem Schlamm, der immer härter wird und ihn versteinern
läßt.
Grauen und
Panik erfüllen ihn. Er hört die Stimmen all derer, die er getötet hat. Die
Geister der ruhelosen Seelen sind ebenso anwesend wie die Dämonen, die
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