120 - Der Fluch der stählernen Hände
versteckte sich hinter ihr, so daß mein Colt Diamondback wertlos war. Die linke Stahlhand des Hexers umklammerte den Hals der Geisel. Wenn ich den Versuch unternommen hätte, an sie heranzukommen, hätte er sie auf der Stelle getötet, das war mir klar.
Aber vielleicht konnten wir McShane doch noch zu Fall bringen. Ich hatte einen Trumpf in der Hinterhand: Noel Bannister. Wenn mein amerikanischer Freund dem Hexer in den Rücken fiel, hatten wir gewonnen. Es mußte nur unglaublich schnell gehen, damit das Mädchen nicht zu Schaden kam.
McShane zog sich mit seinem Opfer zurück. »Bitte!« schluchzte die junge Frau verzweifelt. »Helfen Sie mir!«
Ihre Worte schmerzten mich. Mir waren die Hände gebunden. Ich konnte Heathcote McShane nicht daran hindern, das Wohnzimmer zu verlassen. Ich folgte ihm mit kleinen Schritten und hoffte, daß er sich eine Blöße gab, doch der Hexer war verdammt vorsichtig.
Aber wenn ihm Noel Barmister in den Rücken fiel, nützte ihm seine Vorsicht überhaupt nichts. Ein Zweifrontenkrieg wäre sein Untergang gewesen, Mit wachsender Spannung wartete ich auf meine Chance. Heathcote McShane öffnete die Wohnungstür und zog die junge Frau mit sich auf den Flur.
Jetzt hätte Noel Bannister zuschlagen müssen, aber er kam erst aus Sam Christies Wohnung, als der Hexer die Treppe erreicht hatte. Die Möglichkeit, ihm in den Rücken zu fallen, gab es nicht mehr.
McShane hatte Oberwasser und die Situation gut im Griff, das mußte ich leider zugeben. Der Zufall hatte uns zusammengeführt, und ich hatte gehofft, etwas daraus machen zu können, doch nun ließ uns Heathcote McShane nicht an sich heran.
Er zerrte Jeannie Bell - ihren Namen erfuhr ich von Noei Bannister - zum Erdgeschoß hinunter und in der weiteren Folge aus dem Haus. Ich forderte ihn auf, sich von Jeannie Bell zu trennen.
Ebensogut hätte ich zu einer Betonwand sprechen können. McShane gehorchte nicht. Stumm und trotzig zog er sich weiter zurück. Er erreichte mit Jeannie Bell die Fahrbahnmitte.
Ein Wagen kam… und dann ging alles sehr schnell. Der Fahrer hupte, und da Heathcote McShane die Fahrbahn nicht verließ, mußte der Mann im Auto scharf bremsen.
Der Hexer schleppte Jeannie Bell an der Fahrzeugschnauze vorbei. Während er die junge Frau weiterhin mit der linken Hand festhielt, zertrümmerte er mit der rechten das Seitenfenstèr.
Seine Faust stieß wie ein Rammbock gleich weiter und traf den Kopf des Autofahrers. Schwer benommen, halb ohnmächtig, kippte der Mann zur Seite.
Der Hexer riß die Tür auf und zerrte den Fahrzeugbesitzer heraus. Er warf ihn auf die Straße und stieg ein, Jetzt erst ließ er Jeannie Bell los.
Entkräftet, von Todesangst gezeichnet, sackte sie zusammen, während McShane losraste.
Er hätte uns über den Haufen gefahren, wenn wir uns nicht mit einem weiten Satz in Sicherheit gebracht hätten. Der Autofahrer rappelte sich hoch und nahm sich der jungen Frau an.
»Mein Wagen!« krächzte der verstörte Mann, als wir zu ihnen kamen. »Ich habe ihn erst letzte Woche gekauft!«
»Sie kriegen ihn wieder«, versprach Noel Bannister.
Ich fand, daß er mit diesem Versprechen etwas leichtsinnig war, denn Heathcote McShane fuhr wie der Teufel. An jeder Straßenecke konnte für ihn Endstation sein.
Dann war das Auto nur noch ein häßliches Wrack!
Wir rannten zu unserem Wagen und folgten McShane. Natürlich fuhr ich nicht so unverantwortlich wie der Hexer. Ich war aber dennoch nur unwesentlich langsamer, denn ich konnte die bessere Fahrtechnik in die Waagschale werfen.
Wir durchrasten die Stadtteile Lincolnwood, Skokie und Evanston, und dann nahm Heathcote McShane Kurs auf den Michigansee. Kurz davor bog er scharf links ab und jagte die Serpentinen einer Uferstraße hinauf.
Er hatte unverschämtes Glück gehabt, war gut über alle Kreuzungen gekommen, doch nun, schon draußen aus der Stadt, riskierte er zuviel. Wahrscheinlich machte es ihn wütend, daß wir immer noch hinter ihm waren.
Der gestohlene Wagen erreichte den höchsten Punkt der Straße und fuhr nun abwärts. Heathcote McShane bremste in jeder Kurve zu spät. Mal brach der Wagen aus, mal schleuderte oder schwänzelte er, und einige Male rutschte er verdammt nahe an die Straßenbegrenzung heran.
»Das geht bestimmt nicht lange gut!« sagte Noel Bannister, und es hatte den Anschein, daß er mit diesen Worten die Katastrophe auslöste.
Diesmal schaffte es Heathcote McShane nicht mehr, den Wagen auf der Straße zu halten. Wie ein
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