1201 - Die Windjäger
erzählen können.«
»Daran habe ich gar nicht gedacht.«
»Ich mache dir auch keinen Vorwurf. Aber das gehört zu meinem Job.« Ich kümmerte mich um den Mann, der durch mich ausgeschaltet worden war. Er war noch als Ehester in der Lage, mir einige Antworten zu gehen. Er lag auf dem Rücken.
Ich zog einen der beiden Beute-Revolver und drückte die Mündung gegen die Stirn des Mannes. Dann nahm ich ihm den Knebel ab.
Ich kniete, und Carlotta stand neben mir. Sie schaute von oben her auf mich herab, blickte sich auch um, denn wir mussten damit rechnen, dass noch weitere der Häscher unterwegs waren. Aber das hoffte ich von dem Typen zu erfahren.
An seinem Kinn entdeckte ich eine Schwellung. Er litt vermutlich unter starken Schmerzen. Darauf konnte ich keine Rücksicht nehmen und fragte ihn: »Nenn mir einen Grund, weshalb ich dich und deinen Kumpan am Leben lassen soll!«
Die Drohung musste ihn beeindruckt haben, denn er sagte zunächst kein Wort.
»He, was ist? Stumm?«
»Fahr zur Hölle!«
Ich lachte ihn an. »Klar, das hättest du gern, aber den Gefallen werde ich dir nicht tun. Hier fährt niemand zur Hölle, verstehst du? Es sei denn, du spielst hier den stummen Fisch. Dann bist du schneller tot als du denken kannst.«
Ich ließ meine Worte einwirken. Er kämpfte mit sich selbst.
Er verdrehte die Augen. Möglicherweise suchte er nach einem Ausweg, aber da war der Druck der Waffe, und diese Sprache kannte er.
»Kapiert?«
»Ja.«
»Dann hör genau zu. Hat Babur euch den Befehl gegeben, uns abzuschießen wie Tontauben?«
»Nein«, erwiderte er flüsternd und keuchend zugleich. »Wir haben euch nicht killen wollen. Wir sollten sie zurückholen.«
»Mit Waffengewalt. Wie schön.«
»Wir sollten sie nur betäuben.«
»Und dann?«
»Wieder dorthin bringen, wo sie hingehört.«
»Sie gehört keinem. Weder dir, Babur, noch dem Professor. Sie gehört nur sich selbst. Ich hoffe, das geht in deinen verdammten Schädel hinein.«
»Ich bin nicht dafür verantwortlich. Ich habe nur meinen Job getan.«
»Genau. Das bringt mich zum Thema. Du bist nicht allein gewesen. Oder ihr seid nicht allein gewesen. Mit wie vielen Verfolgern muss ich rechnen?«
»Wir sind eine Truppe.«
»Wie stark?«
»Zehn…«
Das reichte mir. Zwei Typen hatte ich ausgeschaltet. Blieben noch acht. Kein gutes Verhältnis, aber ich konnte es nicht ändern.
»Wie sieht euer Vorgehen aus?« Ich ruckte mit dem Revolver.
»Wir - suchen die Umgebung ab.«
Ich durchsuchte seine Taschen und fand ein Handy. Schnell war es ausgeschaltet. Dann schleuderte ich es in den Wald hinein. Auch der zweite Typ wurde sein Handy los, und ich wandte mich wieder an den ersten Knaben.
»Weiter im Text. Was sollte geschehen, wenn ihr uns gefangen genommen habt?«
»Sie muss wieder zurück, hat der Professor gesagt.«
»Und ich?«
Er schaute mich an, und in seinem Blick sah ich so etwas wie Unverständnis. Daraus entnahm ich, dass er mich nicht auf der Rechnung gehabt hatte. Für ihn musste ich wie ein Fremdkörper wirken. Ein Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen.
»Antworte!«
»Keine Ahnung. Wirklich nicht. Ich weiß nicht, wer du bist. Von dir war nicht die Rede. Nur von dieser Carlotta.«
»Dann weiß Babur nichts von mir?«
»Keine Ahnung. Uns hat er nichts gesagt. Verdammt, das schwöre ich dir.«
Ich gla ubte ihm sogar, dass sie mich nicht auf der Rechnung gehabt hatten. Möglicherweise wusste Babur etwas mehr, aber nicht genug, um die Pläne zu ändern.
»Wo stecken deine Kumpane?«
»Sie durchkämmen den Wald.«
»Und unten auf dem Gelände?«
»Sind keine mehr.«
Das hörte sich gut an. Ich glaubte nicht, dass mir der Mann die Unwahrheit gesagt hatte. Wenn wir es geschickt anstellten, konnten wir uns an ihnen vorbeimogeln und dann gemeinsam auf das Gelände fliegen.
Sah nicht schlecht aus…
Aber die beiden musste ich ausschalten. Wieder zwei Knebel zu formen, reichte nicht, ich musste schon zu drastischeren Maßnahmen greifen. Was ich wissen wollte, hatte ich erfahren.
Ich sah sein erschrecktes Gesicht, als ich die Waffe hob und gezielt zuschlug. Im Laufe der Jahre bekommt man Routine, wie dosiert man seine Kraft einsetzen muss.
Nach dem dumpfen Laut des Aufpralls verdrehte der Mann die Augen und sackte zusammen, obwohl er schon lag. Es glich mehr einem Erschlaffen oder Entspannen.
Ich kümmerte mich um den zweiten Mann. Der litt mehr.
Sein Gesicht war rot angelaufen und schweißüberströmt. Er war froh, als ich ihn
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