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1201 - Die Windjäger

1201 - Die Windjäger

Titel: 1201 - Die Windjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dir nicht genau sagen. Es ist passiert, nur war ich nie bei voller Besinnung, wenn der Professor sich mit mir beschäftigt hat. Ich habe immer nur das Ergebnis mitbekommen, und ich bin auch nicht sofort so geworden, wie du mich jetzt siehst. Das ging alles immer nur schrittweise. Ich habe auch nebenbei gelernt. Man hat mich, wie man sagt, für das Leben vorbereitet.«
    »Und wer hat dir das alles beigebracht?«
    »Wir nannten sie Mutter.«
    »Eine Frau also. Und wie heißt sie wirklich?«
    »Shirley Cannon. Sie hat mich alles gelehrt. Eigentlich muss ich ihr dankbar sein.«
    »Hast du sie gemocht?«
    Den folgenden Satz begleitete sie mit einem leisen Lachen.
    »Das kann ich nicht so genau sagen. Ich habe mich eben an sie gewöhnt. Sie hat mir vieles erklärt. Sie hat mir auch Bücher gegeben, in denen ich gelesen habe. Sie hat mit mir vor dem Fernseher gesessen, sodass ich sehen konnte, wie die Welt aussah. Und sie hat uns allen auch den Namen Windjäger gegeben.«
    »Sehr gut. Aber sie hat dich nie freigelassen und hätte es auch nicht getan?«
    »Nein.«
    »Hast du es versucht?«
    Hastig winkte Carlotta ab. »Wo denkst du hin? Ich habe mich nicht getraut. Ich wollte auch nicht, dass sie wütend wird. Einmal habe ich das erlebt, das war schlimm.«
    »Ist sie wegen dir wütend geworden?«
    »Klar.«
    »Was hast du denn getan?«
    »Ha, ich wollte weg!«
    »Oh!«
    »Ja, da war eine Tür offen. Ich war noch klein. Dann hat sie mich angebrüllt, als sie mich erwischte. Ich weiß gar nicht mehr, was sie alles gesagt hat, aber es war schlimm. Später hat es ihr dann Leid getan, und sie hat sich sogar bei mir entschuldigt.«
    »Was der Professor nie getan hat - oder?«
    »Elax?« Sie schauderte zusammen. »Nein, John, nein, nicht er. Ich… ich habe furchtbare Angst vor ihm. Er sieht schlimm aus, das kann ich dir sagen.«
    »Was meinst du damit?«
    »Ich habe mal gehört, wie einer über ihn gesagt hat, er wäre ein Krüppel.«
    »Stimmt das denn?«
    Carlotta schob die Unterlippe vor und nickte einige Male heftig. »Ich glaube schon. Er hat einen Buckel, geht immer schief und zieht auch ein Bein nach.«
    »Er ist verwachsen?«
    »Kann man auch so sagen, John. Allerdings soll er ein Genie sein, hat Shirley gemeint.«
    »Nun ja, wir werden es erleben.« Ich wollte noch etwas hinzufügen, hielt aber den Mund, weil Carlotta rasch einen Finger auf ihre Lippen gelegt hatte.
    Es war eine Warnung. Sie musste etwas gehört haben, das mir entgangen war. Als sie meinen fragenden Blick sah, ließ sie den Finger sinken und gab mir eine Antwort. »Sie kommen, John. Sie sind unterwegs. Sie lauern in der Nähe. Kann sein, dass sie uns bereits gesehen haben und jetzt Bescheid wissen.«
    Das war deutlich genug. Ich stellte auch keine weiteren Fragen, blickte mich aber sicherheitshalber um. Es war klar, dass mir nichts auffiel, wir waren allein und wurden von den Dunstschleiern umkreist. Trotzdem glaubte ich Carlotta. Ich konnte mir vorstellen, dass ihre Sinne ausgeprägter waren als meine. Jemand wie sie musste einfach sensibilisiert sein.
    Als sie dann in eine bestimmte Richtung deutete, stand für mich fest, dass die Häscher aus dem Tal her kamen, wo der Wald noch dichter wuchs und ziemlich nahe an das Gelände der Firma heranreichte, was ein Vor- als auch ein Nachteil sein konnte.
    Es war Carlotta anzusehen, dass sie über einen Ausweg nachdachte. Ich hatte mir auch meine Gedanken gemacht, hielt sie aber zurück und wartete darauf, dass mir das Mädchen seinen Entschluss mitteilte. Da ich nichts hörte, sagte ich:
    »Fliegen oder laufen?«
    »Ich bin noch unschlüssig.«
    »Fliegen wäre einfacher.«
    Sie stand da und grübelte. »Weiß nicht«, sagte sie dann leise.
    »Sie haben Zeit genug gehabt, sich auf gewisse Dinge vorzubereiten. Der Professor ist schlau und raffiniert. Er wird auch Babur von seinen Plänen überzeugt haben.«
    »Nur hatten sie nicht viel Zeit.«
    »Das stimmt auch.«
    »Außerdem können sie nicht die gesamte Umgebung unter Kontrolle behalten. Die ist einfach zu groß. Hinzu kommt, dass auch der Nebel einen gewissen Schutz bildet. Ich denke, wir sollten uns wieder in Bewegung setzen.«
    Nach meinem Vorschlag wirkte Carlotta etwas ratlos. »Und wohin sollen wir gehen?«
    Auf meine Lippen legte sich ein Lächeln. »Manchmal ist man in der Höhle des Löwen sicherer.«
    Sie erschrak. »Willst du tatsächlich in das Haus?«
    »Erst mal auf das Gelände. Mit deiner Hilfe können wir den Zaun überfliegen.«
    Ich wusste

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