1201 - Kosmisches Mosaik
Salik, der ihm folgte, kämpfte augenscheinlich mit ähnlichen Schwierigkeiten.
Anders Carfesch. Der Sorgore benahm sich so ungezwungen und natürlich, daß man glauben konnte, er sei hier zu Hause. Taurec, der sich ihnen anschloß, während Vishna an Bord blieb, lächelte breit und streckte die Arme in einer umfassenden Geste aus.
„Die Platte auf der wir stehen, hat eine Seitenlange von 20 Kilometern und ist knapp 300 Meter dick", erklärte er ruhig, „Sie .schwimmt sozusagen auf der Sonnenoberfläche - um einen halbwegs anschaulichen Vergleich zu gebrauchen."
500 Meter! dachte Atlan entsetzt, Lächerliche 500 Meter trennten ihn von den Urgewalten des Sonneninneren! Eine ebenso atemberaubende wie ängstigende Vorstellung.
Unruhig blickte er sich um, In einiger Entfernung zeichneten sich silbern glänzende Türme gegen die grüne Sternenglut ab. Gut fünf Kilometer ragten sie empor; schlanke, ästhetisch wirkende Gebilde, die sich am oberen Ende zu einer nadelfeinen Spitze verjüngten, Atlan entdeckte insgesamt vier solcher Türme, Jeder markierte einen Eckpunkt der quadratischen Grundplatte, Dahinter tobten die Leuchterscheinungen wild und ungezügelt hochschießender Protuberanzen.
Der Arkonide schüttelte sich. Ohne einen SERUN-Anzug und den Schutz dessen lebenserhaltender Systeme fühlte er sich nackt in dieser Umgebung, Der Eindruck, im Vorhof der Hölle zu stehen, drängte sich ihm mehr und mehr auf, Taurecs Arm wies nach vorn, wo sich ein metallener Würfel mit einer Kantenlänge von vielleicht zehn Metern erhob.
„Dort findet ihr den Eingang in die Station. Der Tiefenzöllner erwartet euch. Von ihm werdet ihr weitere Instruktionen erhalten - und er wird euch den Weg in die Triefe weisen." Er machte eine kurze Pause, und über seine sonst so hell leuchtenden Augen schien sich ein trüber Schatten zu schieben. „Bei allem, was euch widerfährt: Denkt immer daran, wie wichtig eure Mission für den Fortbestand der kosmischen Ordnung ist.
Gebt niemals auf!"
Selten in seinem langen Leben war dem Arkoniden so beklommen zumute gewesen wie jetzt Taurecs Worte und die Art, wie er sie sprach, hatten etwas bedrückend Endgültiges. Jen Salik empfand dies dennoch in weit stärkerem Maß. Er atmete heftig und ungleichmäßig. Seine Stirn lag in tiefen Falten, und um die Mundwinkel spielte ein bitterer Zug.
„Unsere Mission wird lange dauern, nicht wahr?"
„Vermutlich", antwortete Taurec. „Es kommt auf die Verhältnisse an, die ihr vorfindet. Vieles scheint im argen zu liegen."
„Wann, glaubst du, werden wir spätestens zurückkehren?"
Der Kosmokrat schüttelte mißbilligend den Kopf.
„Du erwartest eine Auskunft, und weißt genau, daß ich sie dir nicht geben kann. Wer mag es ermessen?
Wer mag die Zukunft bestimmen?"
„Mit anderen Worten", sagte Jen Salik schwer, „es wird kein Zurück für uns geben."
„Möglich ist auch das."
Jen hob den Kopf und starrte lange in die grün wabernde Glut. Als er Taurec danach ansah, schien er ruhiger geworden zu sein, gefaßter.
„Du rechnest nicht mit einem Wiedersehen ...!"
„Womit ich rechne, ist bedeutungslos", erklärte der Kosmokrat abweisend. „Es liegt nicht in meiner Macht, die Zukunft zu bestimmen."
Jen Salik nickte, ohne weitere Fragen zu stellen. Atlan beobachtete den Mann mit den Raubtieraugen scharf: Taurec selbst schien sich nicht wohl dabei zu fühlen, die drei in die Tiefe zu schicken. Daran änderte auch die herrische Geste nichts, mit der er auf den Metallkubus wies.
„Geht jetzt."
Sie machten sich auf den Weg. Atlan, Jen Salik und Carfesch - ungleiche Gefährten im Dienst höherer Mächte. Eine Weile blickte der Kosmokrat ihnen nach, bevor er zu Vishna an Bord der SYZZEL zurückkehrte und den Start einleitete.
Zweites Buch
DIE WÄCHTER
1.
Unmittelbar nach dem Erwachen aus zehnjährigem Schlaf war ihr bereits bewußt geworden, daß sich die Verhältnisse grundlegend geändert hatten. Woher Fulk'nurum diese Weisheit nahm, vermochte sie selbst nicht zu sagen, Ein eher unbestimmter Eindruck brachte sie zu ihrer Überzeugung; eine seltsame Mischung aus scharfem Beobachten und ungesteuerter Intuition, Nicht nur die Wesensart der Kontrollmannschaft schien einem seltsamen Wandel unterworfen zu sein, selbst die seelenlosen Armadamonteure verhielten sich auf undefinierbare Weise anders als früher.
Glaubte sie anfangs noch, einer Täuschung zu unterliegen, so wurde ihr Eindruck zur endgültigen Gewißheit, als sie
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