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1203 - Die Höllenfratze

1203 - Die Höllenfratze

Titel: 1203 - Die Höllenfratze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sich schon. Sie besaß noch einige latente Hexenkräfte in ihrem Innern, und sie hatte dabei das Gefühl, als hätte sich um die Person auf dem Podest eine bestimmte Aura gebildet, die nicht eben angenehm war. Dass Jane Collins fror, lag auch nicht an den Temperaturen, es war einfach so, und es konnte durchaus seinen Grund in Roberta Carlini haben.
    Sie dachte an den Nachmittag. An Chuck Harris, und sie setzte den Stift erneut an.
    Da passierte es.
    Plötzlich durchschoss sie eine heiße Woge. Jane, die auf dem Hocker saß, bekam plötzlich keine Luft mehr. In ihren Kopf tobte sich etwas aus. Sie schaute nach vorn, auf das Blatt. Es war frisch, neu und auch leer.
    Ihre rechte Hand zuckte vor. Die Spitze der Mine berührte das Blatt und drückte einen dunklen Punkt in das Papier ein. Jane, die wieder Luft bekam, wollte den Arm zurückziehen, was ihr allerdings nicht gelang. Schwer wie Blei lag er angewinkelt auf dem Block, und auch ihr Körper fühlte sich nicht mehr an wie sonst.
    Es begann mit einem Zucken.
    Die Hand fuhr zusammen mit dem Stift in die Höhe. Er hinterließ einen dunklen Strich, erreichte jedoch nicht das obere Ende des Blattes. Kurz davor kam er zur Ruhe.
    Nur für einen Moment, denn dann hatte die Detektivin das Gefühl, nicht mehr sie selbst zu sein. Sie wurde von einer anderen Kraft fremdbestimmt. Etwas setzte sich in ihrem Kopf fest. Sie konnte nicht sagen, was es war, aber es ließ sich nicht mehr entfernen. Innerhalb kurzer Zeit nahm man ihr den eigenen Willen, und sie begann zu malen, zu malen und nur zu malen…
    ***
    Jane Collins war wie von Sinnen. Hätte sie sich jetzt im Spiegel betrachten können, sie hätte eine andere Person gesehen. Eine Frau, deren Gesicht verzerrt war. Eine Person, die von einem sagenhaften Ehrgeiz getrieben wurde, etwas fertigstellen zu müssen.
    Sie hatte sich nie in ihrem Leben künstlerisch betätigt, jetzt aber schaffte sie es, ein Motiv auf das Papier zu bringen, das in ihrem Kopf entstanden war.
    Eine fremde Macht gab ihr alles ein.
    Sie konnte malen. Ihre Hand wurde wie von einem Geist gelenkt. Sie schaute selbst auf ihr Kunstwerk, das tatsächlich ein Gesicht darstellte. Nur wies es keine Ähnlichkeit mit dem Gesicht auf, das Jane eigentlich hatte malen wollen.
    Es gehörte nicht Roberta. Das konnte sie bereits erkennen, bevor das kleine Kunstwerk überhaupt fertig war.
    Hin und her huschte ihre Hand. Gezackte und auch weiche Linien und Umrisse wechselten sich ab. Es entstand tatsächlich ein Gesicht, doch es gehörte zu keinem Menschen.
    Es war eine Fratze!
    Die perfekte Mischung aus Mensch und Tier. Das große Monster. Fremde Gedanken malträtierten sie weiter und sorgten auch dafür, dass die Zeichnung immer perfekter wurde.
    Das Gesicht konnte ebenso gut einem Menschen als auch einem Tier gehören. Sie malte das Haar, das eigentlich ein Fell war. Sie malte die Augen und auch das schreckliche, weit geöffnete Maul mit den Zähnen, die schon lebensgefährlich aussahen. Sie malte die Haare, die lang vom Kopf her nach hinten wuchsen, als wären sie durch einen heftigen Windstoß verwirbelt worden.
    Jane schaute auf die Fratze, und die Fratze glotzte sie an. Die Detektivin wusste auch keine Erklärung, wie dies hatte geschehen können, und sie bekam Angst vor ihrem eigenen Werk.
    Das bin ich nicht!, schoss es ihr durch den Kopf. »Nein, verdammt, das habe ich nicht malen wollen. Das ist nicht Roberta. Roberta ist kein Monster. Das ist ein… ein…« Sie wusste nicht mehr, was sie denken sollte. Es fiel ihr auch zu schwer. Wenn sie auf das Papier sah, dann kam es ihr vor, als hätte sich zwischen ihm und ihren Augen ein Filter gelegt.
    Die rechte Hand mit dem Stift sank nach unten. Wie im Krampf hielt sie ihn fest. Aus ihrem Mund drangen die Atemstöße wie ein schweres Keuchen, und noch immer glaubte sie, eine Andere zu sein, die fremdbestimmt wurde.
    Roberta saß auf ihrem Stuhl.
    Sie lächelte.
    Sie wusste Bescheid, aber sie sagte kein Wort. Auch Alyson und Errol sprachen nicht. Wie Jane waren sie einen kleinen Schritt von der Staffelei weg nach hinten getreten und schauten sich mit emotionslosen Blicken die Ze ichnungen an.
    Keiner sprach ein Wort. Jede musste mit dem fertig werden, was er da gezeichnet hatte.
    Jane wollte etwas sagen. Sie wollte auch ihren Platz verlassen und zu Roberta gehen, aber sie schaffte es nicht. In den Füßen steckten schwere Eisenklumpen und so blieb sie stehen.
    Von Lia Stone war nichts zu sehen. Alyson, Errol und Jane

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