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1204 - Der Häuter

1204 - Der Häuter

Titel: 1204 - Der Häuter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nicht mehr so locker aus wie noch vor kurzem.
    »Ich erinnere mich, dass der Täter Steinmetz und Grabsteinhändler gewesen ist. Auf seinem Firmengrundstück haben wir ihn gestellt. Gibt es diese Firma noch?«
    »Ja.«
    »Wer führt sie?«
    »Ein Verwandter. Ein Neffe. Clive Navis. Ich habe noch nicht mit ihm gesprochen. Außerdem bin ich nicht mit der Aufklärung des Falls beschäftigt, aber das will ich auch gar nicht, wenn ich ehrlich sein soll. Ich ziehe meinen Job hier durch und freue mich auf einen geregelten Dienst.«
    »Der sei dir auch gegönnt.«
    »Aber du musst kommen.«
    »Darauf kannst du dich verlassen. Nur werde ich zuerst die psychiatrische Klinik besuchen, in der Ben Navis untergebracht ist. Ich komme dann nach Lauder…«
    »Wobei es nicht bei uns hier passiert ist.« Er gab mir den genauen Ort durch. Der lag seiner Schätzung noch etwa zwölf Kilometer von Lauder entfernt.
    »Das ist im Moment nicht wichtig. Ich mache mich sofort auf den Weg. Sollte sich etwas Neues ergeben, kannst du mich über mein Handy erreichen, Terrence.« Ich nannte ihm die Nummer, ließ mir noch die genaue Anschrift der Klinik geben und legte dann auf.
    Dabei merkte ich, dass ich leicht zitterte. Bulls Anruf hatte alte Wunden aufgerissen und wieder die Erinnerung an meinen verstorbenen Vater wachgerüttelt.
    Suko spürte, was in mir vorging. »Ich kann mich erinnern, John, obwohl ich damals nicht dabei gewesen bin. Der Fall hat dich damals verdammt stark mitgenommen.«
    »Wobei mir mein alter Herr das Leben rettete. Der Killer hätte mich mit seiner verdammten Sense zerschnitten wie eine Filetscheibe.« Ich schüttelte den Kopf. »Hoffentlich geht das nicht alles wieder von vorn los. Er hat damals vier Menschen getötet und wollte immer besser sein als der Film-Killer, obwohl der erste Teil damals schon seit vier Jahren vorbei war.«
    »Nun läuft der zweite.«
    »Klar«, flüsterte ich. »Das hat er gewusst. Aber woher?«
    »Keine Ahnung.«
    Ich winkte ab. »Manchmal sind auch die dicksten Zuchthausmauern undicht. Ein Vogel hat ihm das nicht geflüstert, aber er kann an Zeitungen herangekommen sein oder im Fernseher etwas gesehen, was weiß ich…«
    »Klar, John. Und als er das erfahren hat, ist er aus dem Fenster und anschließend über die Mauer gestiegen, um wieder da anzufangen, wo er aufgehört hat.«
    »Lass deinen Spott, Suko. Ich weiß selbst, dass meine Theorie auf schwachen Beinen steht. Im Moment fällt mir nichts ein. Wieso denn auch?«
    »Also nach Glasgow.«
    »Wohin sonst?«
    »Aber diesmal bin ich dabei«, sagte Suko, »damit ich die Stelle deines Vaters übernehmen kann. Hin und wieder brauchst du einen guten Beschützer.«
    Ich winkte ab. »Wenn du das sagst, wird es schon stimmen.«
    Ich fuhr mit dem Stuhl zurück, stand auf und fühlte mich noch immer wie vor den Kopf geschlagen. Mit einer derartigen Nachricht am frühen Morgen hatte ich nicht gerechnet. Wir hatten mit den Fällen der Gegenwart schon genug zu tun. Ich hasste es, noch in der Vergangenheit herumstochern zu müssen, aber in diesem Fall blieb mir nichts anderes übrig.
    Suko verließ das Büro und hatte die Tür offen gelassen. Ich bekam mit, wie er mit Glenda sprach. Auch Sir James musste informiert werden. Das alles waren Dinge, die in diesem Moment zweitrangig waren.
    Ich schaute zwar ins Leere, aber ich sah wieder die Bilder einer sechs Jahre zurückliegenden Vergangenheit hochsteigen und wie es meinem Vater und mir gelungen war, den Killer zu stellen. Es war eigentlich sehr schnell über die Bühne gega ngen, nur war ich dabei in höchste Lebensgefahr geraten.
    Schließlich war es mein inzwischen verstorbener Vater gewesen, der mich aus dieser lebensgefährlichen Lage gerettet hatte.
    Die Sonne war wieder hinter der Wolke hervorgekrochen und schickte die Strahlen in unser Büro.
    Für mich war sie keine Sonne mehr. Sie hatte sich in einen Totenmond verwandelt…
    ***
    In Glasgow schien die Sonne nicht. Da zeigte sich der Himmel wolkenverhangen, und es war auch kühler. Zudem wehte ein unangenehmer Wind, aber die Landung war glatt über die Bühne gegangen. Ein Leihwagen stand ebenfalls bereit, ein dunkelblauer Vauxhall, und ich dachte daran, dass ich eigentlich um diese Zeit gern beim Italiener um die Ecke gesessen hätte, um mir ein leckeres Mahl zu gönnen. Stattdessen hockte ich neben Suko und rollte in östliche Richtung, dem Stadtrand von Glasgow entgegen, wo Sir James uns bereits bei dem Chef der Klinik angemeldet hatte. Er

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