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1205 - Wer die Totenruhe stört

1205 - Wer die Totenruhe stört

Titel: 1205 - Wer die Totenruhe stört Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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seine normale Kleidung. Er hockte dort im Schneidersitz, hielt die Hände gefaltet und flüsterte weiterhin die Worte, die ihm gut taten. Er sprach immer nur vom lieben Gott und seinem Schutzengel. Es war auch zu sehen, dass er geweint hatte, denn seine Augen waren nass.
    Vom Alter her schätzte ich den Kleinen auf vielleicht sechs, sieben Jahre. Keinesfalls älter. Zur Tür hin hatte er noch keinen Blick geworfen, aber er hielt die Augen schon ein wenig verdreht, damit er auch im Sitzen in die Höhe schauen konnte.
    Als gäbe es an der Decke etwas zu sehen.
    Als ich Suko anschaute, las er aus meinem Blick, was ich vorhatte.
    Er nickte.
    Ich fasste nach der Tür. Jimmy murmelte weiterhin seine Gebete. Ich wartete auch nicht, bis er eine Sprechpause eingelegt hatte, denn mit einem heftigen Ruck riss ich die Tür auf und ging einen Schritt in das Kinderzimmer hinein…
    ***
    Ich hatte das Gefühl, weder in die Hölle noch in den Himmel getreten zu sein. Ich war einfach da. Ich stand in einem fremden Kinderzimmer und sah, wie der Junge auf dem Bett seine gefalteten Hände sinken ließ und mich aus überraschten Augen anschaute. Er bekam auch mit, wie sich mein Freund Suko in das Zimmer drängte und bemerkte, dass wir beide lächelten, um ihn zu beruhigen.
    »Jimmy, hi«, flüsterte ich.
    Er nickte und fragte dann: »Wer seid ihr?«
    »Deine Freunde.«
    »Nicht die Schutzengel?«
    »Irgendwie auch das.«
    »Ich habe gebetet.«
    »Das hörten wir.«
    »Deshalb ist er auch nicht gekommen und hat mich getötet. Ich habe ihn abhalten können.«
    Wir waren beide von seinen Worten überrascht. »Wen hast du abhalten können?«, fragte ich.
    »Diesen Vur volak.«
    »Du kennst ihn?«, fragte Suko.
    »Klar.«
    »War er hier?«
    Jimmy nickte.
    Ich überließ Suko das Feld, denn mir war plötzlich ein Verdacht gekommen, der sich noch verstärkte, als ich mit der Hand über mein in der Tasche steckendes Kreuz fuhr. Die Wärme hatte sich verstärkt. Es konnte nur daran liegen, dass mein Kreuz den dämonischen Feind bereits geortet hatte.
    Aber wo?
    »Er ist noch hier«, sagte Jimmy plötzlich. Dabei blickte er zur Decke.
    Auch wir sahen hin - und standen ihm endlich gegenüber!
    ***
    Der Vergleich stimmte nicht ganz, denn wir standen nur, nicht Vurvolak, denn er schwebte rücklings an der Decke und konnte so auf uns herabschauen. Es hatte sich wohl keiner von uns eine Vorstellung von dem gemacht, wie er aussah, jetzt nahmen wir schon sein menschliches Aussehen wahr, aber das konnte es nicht nur allein sein. Da gab es noch etwas dazwischen. Ich zumindest kam zu dem Ergebnis, nicht nur einen Menschen vor mir zu haben.
    Dämon, Mensch, Engel…
    Möglicherweise stimmten die drei Begriffe, denn sie vereinigten sich in ihm. Das Gesicht zeigte von der Urform her sanfte Züge, von dem sogar eine gewisse Güte abging. Aber es hatte sich auch etwas darüber geschoben, und das erkannten wir als den dämonischen Hauch einer Kreatur der Finsternis.
    Die Kreatur der Finsternis war zugleich ein Dämon mit zwei Gesichtern. Sie hatte ihre Urfratze behalten, sich dann der Entwicklung angepasst und gab sich als ein Mensch aus. Die erste Gestalt war zurückgedrängt worden. Sie kam immer dann zum Vorschein, wenn der Dämon anderen ein Leid antat.
    Hier auch, nur anders.
    Da waren die menschlichen Züge stärker. Aber ich sah nichts Dämonisches in seinem Gesicht. Es war keine Monsterfratze, kein Gesicht eines schrecklichen Tieres, nicht der grauenhafte Anblick eines Mutanten. Wenn er ein Dämon war, dann mit einer menschlichen Physiognomie, und die zeigte ein kaltes, böses, uns zugewandtes Grinsen, das auch nicht von den weichen Zügen verdeckt wurde.
    Seine Kleidung bestand aus einem langen Umhang. Flügel, wie sie manchmal bei Bildern von Engeln zu sehen sind, gab es bei ihm nicht. Trotzdem war er in der Lage, sich wie ein Engel zu bewegen, sonst hätte er sich nicht so leicht unter der Decke halten können.
    Ich war einige Schritte auf die gegenüberliegende Wand zugegangen. So hatten wir die Gestalt jetzt in der Zange.
    Jimmy kniete nicht mehr. Er sprach uns auch nicht an. Er blieb stumm auf seinem Bett hocken, und nur seine Augen rollten, wobei er nicht richtig wusste, wen von uns er anscha uen sollte. Nach oben jedenfalls blickte er nicht.
    Ich hatte lange genug geschwiegen und sprach den Namen endlich aus. »Vurvolak, der Albaner. Der Dämon, der vom Balkan kam und schon sehr lange tot ist.«
    Über uns hörten wir das hässlich klingende

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