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1206 - Das Blut der schönen Frauen

1206 - Das Blut der schönen Frauen

Titel: 1206 - Das Blut der schönen Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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erst einige Meilen ostwärts. Dann aber konnte man den Eindruck bekommen, auf der offenen See zu sein, denn das Land rechts und links verschwand immer mehr, als wäre es vom Himmel und vom Wasser geschluckt worden.
    Wir mussten uns erst an die Bewegungen des Bootes gewöhnen.
    Eine Sitzbank gab es zwar auch in der Nähe, aber die wollten wir noch nicht benutzen.
    Breitbeinig bauten wir uns auf und schafften es auch, das Schaukeln auszugleichen. Immer wieder tauchte der Bug ein, und wir hatten das Gefühl, in die See fallen zu müssen, aber die Gegenbewegung erfolgte sehr schnell.
    Gischt spritzte zwar über, hielt sich aber in Grenzen, denn das Boot wurde nur mit schwacher Kraft gefahren. Das Meer glich einer Fläche, die ich unwillkürlich mit der des Himmels verglich, weil sie ebenso weit und unendlich erschien. Nur bewegte sich der Himmel nicht. Das Wasser aber befand sich in einer ständigen Bewegung, wie von irgendeinem Dirigenten geleitet.
    Die Fläche war nicht nur dunkel. Immer wieder schimmerte die hochgeschleuderte Gischt auf, wenn sich die Wellen trafen, und so entstanden auf der gesamten Fläche ständig neue Reflexe.
    Wir hatten die Fahrt schon ein Mal hinter uns. Sie würde bis zum Erreichen des offenen Meers andauern. Dann wurde gedreht, und es ging wieder zurück in den Hafen.
    Vier Mal hatte Taylor die Gestalt am Himmel gesehen. Nie über der See, noch immer im Bereich des Flusses, wo die verschiedenen Ufer noch recht nahe lagen.
    Wir waren nicht als Einzige unterwegs. Weit im Osten fuhren größere Schiffe. Da sie ihre Positionsleuchten gesetzt hatten, waren sie gut zu erkennen. Sie schoben sich durch das Wasser und wirkten manchmal wie fremde Raumschiffe, die auf der Erde gelandet waren.
    Mit einer nahezu stoischen Gelassenheit suchten wir den Himmel ab.
    Auch wenn die Gischt mal höher spritzte, störte uns das nicht, da wir die entsprechende Kleidung trugen.
    Das Glück blieb auch weiterhin auf unserer Seite, da sich der Himmel nicht mit Wolken zuzog. Er lag praktisch wie ein riesiges Tablett vor uns und war so klar, dass wir auch die Positionsleuchten irgendwelcher Flugzeuge sahen.
    Ich ließ mich von dieser Umgebung faszinieren und vergaß beinahe den eigentlichen Grund unseres Hierseins.
    Nicht so Suko. Seine Stimme schreckte mich aus den Gedanken.
    »Da ist was, John!«
    »Wo?«
    Er ließ das Glas sinken und drehte sich zu mir. Auch ich spähte wieder in die Dunkelheit hinein, und dann sah ich, wie Suko in südöstliche Richtung wies.
    »Dort!«
    »Was war es denn?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Das konnte ich nicht genau erkennen. Jedenfalls keine Wolke und auch kein Vogel. Ich will nicht übertreiben, aber ich glaube, wir haben Glück.«
    Das musste sich erst noch herausstellen. Auch ich schaute jetzt wieder durch mein Glas.
    Urplötzlich sah ich es! Obwohl ich darauf vorbereitet gewesen war, schrak ich doch zusammen. Das, was da durch die Luft segelte, sah beim ersten Hinsehen aus wie ein Rochen, der sein Element Wasser verlassen hatte.
    »Da ist sie!«, hörte ich Suko sagen.
    Es war kein Vogel. Es besaß nicht die Form, aber es flog trotzdem. Ich sah die breiten und an den Seiten sehr kantigen Schwingen, die sich sanft bewegten. Ich sah auch den kleinen Kopf, denn durch das Glas holte ich das Ding verdammt nahe heran.
    Ich sah den Kopf - und hatte das Gefühl, statt Blut Eis in den Adern zu spüren.
    Es war ein Schädel, wie ich ihn hässlicher kaum in meiner Laufbahn gesehen hatte…
    ***
    Er war nicht groß. Ungefähr wie der eines Kindes. Im Vergleich zu den ausgebreiteten Schwingen wirkte er noch kleiner, aber er war an Scheußlichkeit nicht zu überbieten. Mit einem Schlag wusste ich auch, dass wir es bei diesem fliegenden Monstrum nicht mit Dracula II zu tun hatten.
    Unten lief der Schädel spitz zu. Nach oben hin breitete er sich aus, und an den Seiten wuchsen so große Ohren, dass sie auch als Ersatzschwingen hätten dienen können. Sie standen spitz in die Höhe und rahmten die breite Seite des Schädels wie zwei Wächter ein.
    Es gab darin auch Platz für die Augen, die mir allerdings farblos vorkamen. In ihrer Nähe schob sich die lederartige Haut zu regelrechten Wülsten hoch, die sich unter ihnen trafen, sodass sie eine Nase bilden konnten.
    Es war mehr ein dicker Knorpel mit zwei Löchern, der sich über einem sehr breiten Maul befand, das das Wesen nicht geschlossen hatte. So gelang uns ein Blick auf das schimmernde Gebiss. Durch das Glas sahen wir die beiden langen

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