1207 - Ich komme aus der Hölle
Ich denke, dass wir uns an Nick Forrester wenden sollten. Er kennt schließlich die Namen der Mädchen, die für ihn und Evelyn gearbeitet haben. Er war ihr Partner.«
»Ja - ihr Partner.«
Ich blickte Suko an. »Warum sagst du das in einem so nachdenklichen Tonfall?«
»Weil ich an die Serie denke. Es könnte sein, dass der Killer mit Evelyn erst den Anfang gemacht hat. Jetzt geht es weiter, und er nimmt sich Forrester vor. Ist nur eine Theorie, aber wir sollten uns schon um ihn kümmern, finde ich.«
»Genau das werden wir auch tun.« Ich griff zum Zündschlüssel.
Suko legte mir die Hand auf den Arm. »Lass mal, John…«
»Was ist denn?«
Es war zu hören, wie er die Luft einschnupperte. Ich brauchte nur Sekunden, um zu wissen, was passiert war.
Es hatte sich in unserem Wagen der gleiche scharfe Modergeruch ausgebreitet wie am Morgen im Studio.
Kein Zweifel.
Er war da!
***
Angie da Lorca spürte, wie ihre beiden Oberschenkel feucht wurden, aber das war jetzt Nebensache. Sie kam sich vor wie in einem bösen Albtraum gefangen. Sie hatte auch nicht bemerkt, wie das Glas umgekippt war und sich der rote Wein über den Stoff des Hausmantels ausgebreitet hatte. Es gab für sie nur den Blick nach vorn auf den Bildschirm und die gleichzeitige Erinnerung an das Schreckliche.
Ihre Freundin Kate ROSS lag noch immer auf dem Bett. Aber jetzt war sie tot!
Ermordet. Brutal umgebracht. Und nicht von einem Menschen, sondern von einem Monster, das es normalerweise gar nicht geben durfte. Ein grauenhaftes Geschöpf, fast nicht zu beschreiben. Eine Gestalt, die ausgesehen hatte wie ein Mensch, aber kein Mensch gewesen war, sondern ein graue nhaftes Etwas, wie aus der Hölle entstanden.
Es war gekommen. Es hatte sich von der Seite her in den Sichtbereich der beiden Kameras hineingeschlichen und war dann auf das Bett zugegangen, auf dem Kate noch immer gelegen hatte.
Sie hatte sich nicht mal gewehrt. Sie war einfach zu geschockt gewesen. Die Angst vor dem Untier hatte sie untätig werden lassen. Und das hatte der Killer ausgenutzt.
Vor laufenden Kameras war Kate ROSS getötet worden. Und das auf besonders grausame Art und Weise. Er hatte nicht nur mit seinen Pranken zugeschlagen, sondern auch zugebissen, und jetzt schwamm das Bett in einem Meer von Blut.
In dessen Zentrum lag Kate.
Die tote Kate.
Das Killermonster war gegangen. Vor seinem Verschwinden hatte es noch in die Kameras geschaut, und dieses Gesicht würde Angie nie vergessen können.
Nein, das war kein Gesicht, sondern eine Fratze. Ein widerliches Etwas. Verzerrt und trotzdem glatt, wegen einer dünnen grünen Haut, die über den Knochen wuchs, sodass sich die Ecken des Totenschädels noch abmalten.
Sie hatte rote Augen und braune Flecken auf dem verdammten Schädel gesehen. Sie hatte zudem auf die Zähne starren können, die ein mörderisches Gebiss bildeten, das sich ebenfalls an dem Körper der Studentin zu schaffen gemacht hatte.
Der Mord war für Angie in völliger Stille abgelaufen. Ta tsächlich aber hatte Kate bestimmt geschrien wie nie zuvor.
Fürchterliche Schreie, wie sie nur die Todesangst gebären konnte.
Jemand in ihrer Nähe röchelte und schluchzte. Es dauerte eine Weile, bis Angie begriff, dass sie selbst die Laute ausstieß.
Noch immer starrte sie auf den Schirm und das sich darauf abzeichnende schreckliche Bild.
Kate ist tot! Sie ist tot, tot, tot! Sie kommt nicht mehr zurück.
Jemand hat sie auf grausame Weise ermordet!
Diesen Gedanken konnte Angie nicht entgehen. Sie drangen automatisch in ihren Kopf, und dann kam es soweit, dass sie den Tränen freien Lauf ließ. Sie konnte nicht sagen, wie lange sie geweint hatte, bis der Strom versiegte, aber irgendwann war aus dem Weinen ein Schluchzen geworden. So stark, dass es ihren gesamten Körper durchschüttelte.
In der rechten Tasche steckte ein Tuch. Sie holte es hervor, putzte die Nase und wischte mit dem Tuch auch über ihre verweinten und verquollenen Augen.
Ich muss was tun!, schoss es durch ihren Kopf. Ich muss die Polizei alarmieren. Ich habe es doch gesehen. Aber auch andere mussten es gesehen haben. Zumindest der User, der Kate angeklickt hatte. Auch er war bestimmt geschockt, denn wer konnte schon einen Live-Mord verkraften?
Angie zog ihre Beine an und schwang sie vom Sitzkissen. Als die Füße auf dem Boden standen, da glaubte sie auf schwankenden Planken zu stehen. Alles unter ihr bewegte sich, doch das bildete sie sich in ihrem Zustand nur ein.
Sie ging wie ein
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