1207 - Ich komme aus der Hölle
entsprechenden Gewinne eingefahren. In einem Jahr wären sie frei von Schulden gewesen, und schon jetzt hatten sie neue Pläne gemacht.
Alles vorbei. Alles dahin. Allein würde er es kaum schaffen.
Zudem würde sich blitzschnell herumsprechen, was in diesem Studio abgelaufen war. Schon jetzt waren die Reporter wie Hyänen gewesen. Er hatte es nur dem rigorosen Eingreifen des Chief Inspectors zu verdanken, dass sie nicht noch in das Studio eingefallen waren. Nachdem die Polizei verschwunden war, hatten auch sie sich auf den Rückzug gemacht, aber sie würden trotzdem etwas schreiben, was dann am nächsten Tag groß in der Zeitung zu lesen war.
Er blieb vor jeder seiner Bühnen stehen. Er schaute sich die Kameras an, die nun abgeschaltet waren und es auch lange bleiben würden. Die Bühne, auf der seine Partnerin ihr Leben verloren hatte, sah er sich besonders genau an.
Die Spurensicherung hatte gut gearbeitet, aber die Männer hatten es nicht geschafft, das Blut zu entfernen. Es lag an vielen Stellen verteilt und war für Forrester eine verdammt böse Erinnerung. Obwohl es nicht stimmte, glaubte er sogar, den Geruch aufzunehmen, wenn er einatmete, aber das bildete er sich nur ein.
Wer hatte das getan?
Er konnte sich keinen Reim darauf machen. Ein Killer, ein Wahnsinniger. Auch ein Mensch?
Forrester wusste, dass es Menschen gab, die sich über alle Regeln hinwegsetzten und sogar Kinder umbrachten, aber er wollte nicht akzeptieren, dass diese Tat durch einen normalen Menschen begangen worden war. Man hätte ihn sehen müssen.
Es gab immer wieder Zeugen. Die Putzfrau gehörte dazu, doch auch sie hatte nichts gesehen und nur die Schreie gehört.
Wie war der Mörder ins Haus gelangt?
Forrester verzweifelte fast an dieser Frage, weil er sich keine Antwort vorstellen konnte. Er ging wieder zurück in seine Kabine und ließ die Glastür offen. Auf dem Board standen die Monitore. Sie waren ausgeschaltet. Es gab keine Mädchen mehr, die sich nach dem Willen der User bewegten. Alles war so kalt und leer geworden. Auch in der kleinen Küche mit dem anschließenden Bad. In beiden Räumen hatten die Mädchen sich nach den Darbietungen entspannen können.
Forrester senkte den Kopf und ließ seinen Blick über die Liste mit den Namen der Mädchen gleiten. Auch der Polizei hatte er die Namen bekannt gegeben, aber er wusste nicht, ob das etwas brachte. Er konnte es sich fast nicht vorstellen. Es war zu hoffen, dass der Killer nach einem Mord Schluss gemacht hatte, aber davon waren die Polizisten nicht überzeugt gewesen.
Nick zündete sich eine Zigarette an. Er rauchte, er schaute dem Qualm nach und musste zugeben, dass nicht mehr viel von seinem Optimismus zurückgeblieben war. Die Power war weg.
Der Mord hatte ihn verdammt nach unten gezogen. Am liebsten hätte er sich volllaufen lassen, um alles zu vergessen.
Aber das brachte ja auch nichts. Vor allen Dingen keine Aufklärung des Falls.
Er hatte den Glimmstängel noch nicht zur Hälfte geraucht, als er ein Geräusch hörte. Normalerweise hätte er kaum darauf geachtet und sich keine Gedanken gemacht, jetzt aber - in der Stille - kam es ihm so übernatürlich laut vor.
Er blickte sich angespannt um. Niemand. Er drückte die Zigarette im Ascher aus, rollte mit dem Stuhl ein Stück zurück und stand auf.
Das Geräusch hatte ihn aus einer bestimmten Richtung erreicht. Er musste nach links schauen, wo die Kellertreppe endete, und er entspannte sich sehr bald, denn das Geräusch war nichts anderes als die normalen leichten Schritte eines Menschen, der die Treppe hinabging. So kam kein Killer.
Nick Forrester verließ sein Büro. Er stellte sich an die offene Tür und wartete darauf, dass der Besucher ihn sah.
Es war eine Besucherin. Saskia Blake, eines der Mädchen.
Sie schien direkt von der Uni gekommen zu sein, denn die Stofftasche mit den Büchern hing noch über ihrer Schulter.
Saskia war für eine Frau ziemlich groß und besaß einen sehr hoch angesetzten Busen. Sie trug eine enge Hose aus dunkelrot eingefärbtem Leder, dazu Stiefeletten, ein enges T-Shirt mit der Aufschrift »Beam me up« und eine schwarze, eng geschnittene kurze Jacke. Ihr aschblondes Haar hatte sie hochgesteckt.
Das Gesicht war noch nicht geschminkt. So sah sie wirklich noch sehr jung aus. Auf der Haut malten sich Sommersprossen ab.
Sie sah Nick, sagte aber noch nichts und ging weiter, bis sie das Ende der Treppe erreicht hatte. Dort blieb sie stehen, nickte Forrester zu und hob zugleich die
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