1207 - Ich komme aus der Hölle
hätte!
Es gab eine, aber die lag im Büro. Auch nur eine Schreckschusspistole, mit der man keinem Profi Angst einjagen konnte.
Das Geschöpf wollte ihn. Es hatte seine roten Augen auf ihn gerichtet, und Nick schaffte es nicht, dem Blick auszuweichen.
Dass ihn nach wie vor dieser eklige Gestank umwehte, spielte jetzt keine Rolle mehr, wo es um sein Leben ging.
Wenn Augen brennen konnten, dann war das hier der Fall.
Die rote Glut blieb nie ruhig. Sie zirkulierte hin und her, als würden im Kopf tatsächlich Flammen leuchten.
Er kam aus der Hölle, das hatte er selbst gesagt. Und in der Hölle brennt Feuer. So stellte sich Forrester die ewige Verdammnis zumindest vor. Kalte oder heiße Flammen, die immerwährenden Schreie, die…
Seine Gedanken endeten abrupt, als er mit dem Rücken gegen die breite Scheibe des Fensters stieß, und genau auf diese Gelegenheit hatte das Monstrum nur gewartet.
Wie aus dem Nichts erschien plötzlich eine Pranke, die nur aus Knochenfingern bestand. Eiskalt griff sie zu und legte sich um den Hals des Mannes.
Nick bekam keine Luft mehr. Der Würgegriff war für ihn eine grausame Folter. Er verdrehte die Augen. Er wollte sich wehren, aber das Monster war zu stark.
Es drückte ihn zurück.
Forrester hatte plötzlich das Gefühl, dass sich das Glas in sein Büro hineinbewegte, weil es diesen Druck erhielt.
Dann brach die Scheibe!
Ein Knall, ein Splittern. Alles kam zusammen. Nick Forrester verlor den Halt. Er kippte nach hinten weg, und dabei spürte er einen irrsinnigen Schmerz im Rücken.
Es war so, als hätte sein Rücken Feuer gefangen. Die Fla mmen tosten durch seinen Körper und jagten bis in seinen Hals.
Es war ihm nicht mehr möglich, Luft zu holen. Er merkte noch, dass etwas aus seinem Rücken rann und dann an ihm herablief.
Es war das Grauen. So hatte er sich die Hölle vorgestellt, auch verbunden mit den Schmerzen.
Er hielt die Augen weit offen, obwohl er am liebsten nichts mehr gesehen hätte. Aber er konnte nicht anders. Er wollte dem Tod im wahrsten Sinne des Wortes ins Gesicht sehen.
Mit einer Hand wurde er festgehalten. Dass ein Regen aus Glasscherben auf seinem Körper festlag, merkte er nicht. Dass auch sein Gesicht getroffen worden und von zahlreichen Wunden gezeichnet war, bekam er ebenfalls nicht mit. Er sah nur in die glühenden Augen der scheußlichen Kreatur und auch die zweite Hand tauchte in seinem Blickfeld auf.
Das Monstrum hatte sich bewaffnet.
Zwischen den dunklen Fingern klemmte ein helles Dreieck, das am Ende sehr spitz zulief.
Das Ende zeigte auf seinen Hals.
Da erst war ihm klar, wie er sterben sollte…
***
Saskia Blake hatte alles gesehen. Sie war starr vor Entsetzen.
Es war für sie nicht mehr erklärbar. Das war kein Spiel mehr, wie sie es sonst erlebt hatte. Kein Dreh vor der Kamera, dieses war der extreme und blutige Ernst des Lebens. Daran änderten auch ihre Wünsche nichts, dass vielleicht alles nur ein Traum war.
Wer war der Killer? Keine Ahnung. Woher kam er? Auch keine Ahnung, denn an die Hölle konnte sie nicht so recht glauben. Außerdem hatte sie sich den Teufel immer anders vorgestellt. Der Unheimliche war stark. Er gab Nick keine Chance. Er bekam ihn zu packen. Er drückte ihn so hart gegen die Scheibe, dass diese zerbrach.
Ein Regen aus Splittern verteilte sich und erwischte auch Nick. Blut sickerte aus kleinen Wunden in seinem Gesicht, während er mit dem Rücken auf der schmalen, hüfthohen und breiten Fensterbank lag, den Körper in sein Büro hineingedrückt.
Plötzlich die Stimme.
Wieder klang sie dumpf. Zugleich hielt die Gestalt in der freien Hand eine spitze Scherbe und brachte das Ende in die Nähe von Nicks Kehle. Saskia rechnete schon damit, das Blut spritzen zu sehen, als sie wieder die Stimme des Höllischen hörte.
Er sprach. Er war auch zu verstehen, doch jedes Wort, war mit einem rauen Unterton unterlegt. Er schien Mühe zu haben, überhaupt etwas formulieren zu können, aber in ihm musste eine wahnsinnige Kraft stecken, die alles aus ihm hervorbrachte.
»Ich bin der Tod. Ich bin die Rache. Ich bin die Hölle. Ich lasse mich nicht hintergehen. Ich hole euch alle. Mit Evelyn habe ich den Anfang gemacht. Mit einer kleinen Schlampe ging es weiter. Ich wollte es nicht. Ich habe sie immer gewarnt, aber sie hat nicht auf mich gehört. Dabei habe ich ihr gesagt, dass die Hölle sie bestrafen würde, doch sie hat mich ausgelacht und mir erklärt, dass ich meinen Weg gehen und mich nicht um sie kümmern
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