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1207 - Im Bann des Kraken

Titel: 1207 - Im Bann des Kraken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Erfahrung er in sich vereinigte, desto deutlicher ausgeprägt war sein Gespür für die Vorgänge, nach denen sich alle Bewohner der Stadt richteten.
    Ab und zu hatte sich der Treumann und Plünderer gefragt, ob es damit zusammenhing, daß er so oft in die Alte Tiefenschule eingedrungen war. Dort hatte er mit Hilfe der Ausrüstung, die der Kleine Schweiger ihm einst zurückgelassen hatte, viele wertvolle Dinge an sich gebracht, die ihm ein Auskommen sicherten.
    Dort hatte er angesichts der vielen Gefahren und Fallen auch seine Sinne geschärft, um überleben zu können.
    All das war ihm jetzt von keinem Nutzen. Innerhalb des Kraken war er sicher aufgehoben, aber seine Existenz war dadurch bedroht. Draußen vor der Tür wachte eine Triade und sorgte dafür, daß er keinen zweiten Ausbruchsversuch unternahm. Ohne die Satteltaschen und ihren Inhalt war ihm das auch nicht möglich.
    Also wartete Chulch. Wieder einmal kehrten seine Gedanken zu seinem. Volk zurück. Alle Sehnsucht nach Geborgenheit verband sich mit ihnen. Die Eröffnungen des Kleinen Schweigers hatten ihn deprimiert, aber er wäre nicht Chulch gewesen, wenn er die Hoffnung aufgegeben hätte. Sein Volk existierte. Er spürte es tief in seinem Innern. Er war ein verlorengegangenes Kind, und irgendwann würde er die Spur finden, die ihm den Weg wies. Den Weg in das Versteck, in dem es lebte. Oder den Pfad, der dorthin führte, wo es auf ihn wartete. Weit jenseits der Mauer des Gefängnisses, das Starsen hieß. Gegenüber jener Metallmauer waren die Wände des Kraken und die Triaden eine Kleinigkeit.
    Der Treumann dachte an Atlan. Wo hatten der Frater und die Triaden ihn hingeschafft? Was hatten sie mit ihm angestellt? War er unter den psionischen Anschlägen der Fratres gestorben?
    Verzweiflung packte den Status-Eins-Bürger. Wieder einmal führte er all das Mißgeschick auf seine eigene Fehlerhaftigkeit zurück, aber er hatte es gelernt, sein Inneres zu beherrschen und in jene Form des Sarkasmus auszuweichen, die einen Ausgleich schuf.
    „Es ist alles so vorgesehen, Atlan", meinte er im Selbstgespräch. „Du wirst sehen, daß ich Recht behalte."
    Er änderte seine Sitzposition und ließ sich unmittelbar neben der Tür nieder. Von draußen drangen gedämpfte Stimmen an seine Ohren. Jemand unterhielt sich mit der Triade. Chulch konzentrierte sich, konnte jedoch kein Wort verstehen.
    Sie werden kommen, um mich abzuholen. Ich soll den Weg ohne Wiederkehr antreten, erkannte er. Dann ist es zu spät. Ich werde mein Volk nie finden.
    Er zog ein Resümee ihres Unternehmens, und in seinen Gedanken bildete er Verse für sein Epos, die einen der Tiefpunkte seiner ganzen Überlieferung bildeten.
    Entführt von Triaden der Bruderschaft, gefesselt und ledig jeder Kraft, so sind wir gefangen im Kraken.
    Wenn Salik uns befreien kann, so muß er sich beeilen dann, und alles und jedes wagen.
    Das Geräusch der sich öffnenden Tür lenkte ihn ab. Er wandte den Kopf und erkannte einen Frater.
    Begleitet von mehreren Triaden kam er herein. Die Triaden umringten Chulch, und der Frater befahl ihm, sich zu erheben und willig mitzukommen.
    „Ich bin Frater Jodevin, und meine Funktion innerhalb der Fraternität wirst du bald herausgefunden haben!"
    „Es ist nicht schwer, sie zu erraten", erwiderte der Treumann bitter. „Du bist der Henker! Warum mußt du das tun?"
    Sie schafften ihn hinaus, und gleichzeitig spürte Chulch, wie etwas in sein Bewußtsein einzudringen begann. Er hatte es schon einmal erlebt und schrie unterdrückt auf. Seltsamerweise behielt er diesmal jedoch seinen freien Willen und seine klare Denkfähigkeit. Wie ein unbeteiligter Beobachter verfolgte er, wie da etwas in ihm tastete und die Nerven seines Gehirns diesen Vorgang empfingen und an die Rezeptoren weiterleiteten.
    „Was tust du?" ächzte er. „Was soll das?"
    Jodevin gab keine Antwort. Er schritt hinter Chulch, und der Treumann vernahm nur seine stelzigen Schritte, die allen Fratres eigen waren.
    Einmal in seiner Kindheit war Chulch krank gewesen. Damals war ein Mediker gekommen und hatte mit seinen Wurstfingern seinen ganzen Körper abgetastet. Jetzt empfand er ebenso, nur daß sich der Vorgang in seinem Gehirn abspielte.
    Ein stechender Schmerz zuckte für den Bruchteil einer Sekunde durch sein Bewußtsein. Die tastenden Finger zogen sich zurück, aber sie kehrten wieder. Und dann begann es in Chulchs Gedanken zu rumoren und zu wühlen, daß er augenblicklich Kopfschmerzen bekam. Er stöhnte und

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