1207 - Im Bann des Kraken
Chulch mit, worum es ging.
Es war gestohlen worden. Neben Lebensmitteln waren wertvolle Gegenstände aus dem Haupthaus abhanden gekommen. Niemand hatte etwas gesehen, und gerade das glaubte Rolleifax nicht. Er nahm aus mehreren Starsenspendern Waffen und verteilte sie an seine engsten Verwandten, dann machten sie sich auf die Suche und kamen schließlich zu Chulch, der sein Appartement bereitwillig öffnete.
Natürlich fand Rolleifax nichts, und auch alle anderen Bediensteten schienen weiße Westen zu besitzen.
Der Pavillon war das letzte Gebäude, und Rolleifax stand da wie ein aus Holz geschnitzter Geriokrat, den man knallgelb angemalt hatte.
Es gab keinen Dieb, und doch mußte es einen geben.
Also tauchte der Status-Drei-Bürger nochmals bei Chulch auf und ließ die gesamte Einrichtung auseinandernehmen und nach Verstecken durchsuchen. Das Ergebnis war das gleiche wie zuvor, aber alle Beteuerungen des Treumanns halfen nichts. Chulch war relativ kurze Zeit erst im Dienst des Bürgers, und das Mißtrauen konzentrierte sich auf ihn.
„Ich kann es dir nicht beweisen, aber ich halte dich für den Dieb", sagte der Status-Drei-Bürger unverblümt. „Willst du kein Geständnis ablegen?"
„Ich habe nichts zu gestehen", erwiderte Chulch. Zorn wallte in ihm auf, und er beherrschte sich nur mühsam. „Aber es gibt einen Beweis für meine Unschuld. Die Gegenstände sind alle im Hauptgebäude abhanden gekommen. Dieses hat drei Zugänge, die immer bewacht sind.
Jeder, der Zutritt nimmt oder geht, wird registriert. Prüfe, und du wirst feststellen, daß ich noch nie im Hauptgebäude war. Ich kenne die Aufteilung der Räume nicht und weiß nicht, welche Gegenstände und Werte darin enthalten sind!"
Normalerweise hätte dieser Beweis genügen müssen. Rolleifax unternahm tatsächlich eine Prüfung und ließ auch nach Geheimgängen suchen, ohne etwas zu finden. Der Dieb mußte gerissen sein. Eigentlich war es unmöglich, etwas aus dem Haus hinauszutragen.
Rolleifax ließ auch dieses Argument nicht gelten. Er suchte einen Sündenbock, und das sollte ausgerechnet Chulch sein, der sich keiner Schuld bewußt war. Nochmals erschien der Status-Drei-Bürger bei ihm. Er warf ihm eine Folie vor die Füße.
„Mehr kannst du nicht erwarten", sagte er hart. „Ich will dich in meinem Stadtviertel nie mehr sehen, und wenn man dich erwischt, sollst du im Freien angebunden werden, solange eine Schwarzzeit andauert."
Chulch nahm die Folie auf und ging. Es hatte keinen Sinn, zu widersprechen. Er war Status-Eins-Bürger, und es gab keine Instanz, die er hätte um Gerechtigkeit anrufen können. Er mußte froh sein, daß er sein Leben behalten durfte. Gag Gag Gour war es damals schlimmer ergangen.
Der Treumann las die Folie nicht durch. Er warf sie in den nächsten Abfallvernichter und sah zu, daß er die Grenze des Stadtviertels so schnell wie möglich überschritt. Mit jeder Körperlänge, die er sich weiter von seinem bisherigen Lebensraum entfernte, schwand seine Zuversicht dahin. Er verlor einen Teil seines Lebensmuts und dachte, daß er es nie schaffen würde. Gleichzeitig wurde die Sehnsucht nach seinem Volk so groß, daß er nach einer Weile entkräftet irgendwo liegen blieb. Bürger und Bürgerinnen gingen an ihm vorbei, ohne auf ihn zu achten. Er gehörte nicht zu ihnen, also kümmerten sie sich nicht um ihn.
Chulch wußte nicht, wie lange er so lag. Er wartete auf ein Rauschen, und kurze Zeit glaubte er es sogar zu hören und bildete sich ein, daß er in einem Hinterhof lag und bald die unterirdische Halle entdecken würde, in der Gradunoch gearbeitet hatte. Er wünschte sich, weit weg zu sein, irgendwo hinter der Mauer, die Starsen umschloß. Dort, hoffte er, würden sich alle seine Probleme in Nichts auflösen, würde er sein endgültiges Lebensglück finden.
Die Eindrücke verblaßten, und als er nach langer Zeit tiefen Schlafes zu sich kam, da fand er eine Schale mit einem Brei und einen schmutzigen Becher mit trinkbarer Flüssigkeit vor. Jemand hatte es neben ihn gestellt.
Chulch aß und trank. Es war zu wenig, um seinem Körper gerecht zu werden, aber es stillte wenigstens das minimalste Bedürfnis seines Magens und ließ ihn langsam zu Kräften kommen. Er erhob sich und trug die leeren Behälter zum nächsten Abfallschacht. Er öffnete die Klappe, aber er warf Schale und Becher nicht hinein. Er wußte ja nicht, wem sie gehörten und ob der Besitzer sie noch brauchte. Also verstaute er sie in einer der
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