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1208 - In den Katakomben von Starsen

Titel: 1208 - In den Katakomben von Starsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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abfangen können.
    Verwirrt sah er sich um. Da war kein Loch. Aber er hatte ein merkwürdig flaues Gefühl im Magen. Die Schwerkraft war geringer geworden! Er hatte von einem Schritt zum nächsten dreißig Prozent seines Körpergewichts verloren! Er vergewisserte sich, daß er richtig beobachtet hatte, indem er mehrere mal über die unsichtbare Trennlinie hin und zurück schritt. Er wußte, daß es oben in Starsen viele Zonen unterschiedlicher Gravitation gab. Fast jedes Stadtviertel hatte seine eigene Schwerkraft. Die Schwere variierte zwar nicht drastisch - die Werte lagen zwischen 0,7 und 1,2 Gravos - aber dem, der ahnungslos eine Gravitationsgrenze überschritt, konnte es durchaus passieren, daß er vorübergehend das Gleichgewicht verlor.
    Das „Experiment" bestätigte seine Hypothese. Dort, woher er gekommen war, herrschte eine Schwerkraft, die bei rund einem Gravo lag. Dann kam eine gedachte Linie, und dahinter lag eine Zone mit deutlich verringerter Gravitation - 0,7 Gravos schätzte Salik. An der Oberfläche nahm er an, entsprach die Trennlinie der Grenze, entlang deren zwei Stadtviertel aneinander stießen. Zum ersten Mal hatte er hier Gelegenheit zu beobachten, daß die Schwerkraftunterschiede Starsens bis tief in die Unterwelt hinab ausgeprägt waren.
    Er ging weiter. Wenn er irgendwo eine Abzweigung fände, die den Zellaktivator zu hellerem Leuchten veranlaßte, dann wäre ihm das recht lieb gewesen. Er, dachte an Wöleböl, dem in der verringerten Gravitation das Vorwärtskommen wesentlich leichterfallen würde als bisher.
    Statt der Abzweigung fand er jedoch etwas ganz anderes. Er blieb stehen und schnupperte. Kein Zweifel, das war eindeutig ein Geruch nach Ammoniak. Nicht stechend und durchdringend, sondern sanft und unaufdringlich. Da wußte er, daß er zumindest von einem seiner Ziele nicht mehr weit entfernt war, Die Stadtviertel von Starsen besaßen nicht nur unterschiedliche Schwerkraftverhältnisse, auch ihre Atmosphären waren voneinander verschieden. Alle Bewohner der Stadt waren Sauerstoffatmer, und dieses wichtigste aller Gase war überall in ausreichender Menge vorhanden. Aber es gab Beimengungen von Spurengasen, die jeweils auf die Lebensgewohnheiten der Bürger eines bestimmten Stadtviertels zugeschnitten waren.
    Jen Salik wußte nicht, unter wessen Wohnbezirk er sich befand. Es war eine Gegend mit geringer Schwerkraft und einer Spur von Ammoniak in der Atmosphäre. Das allein jedoch war nicht das Aufregende.
    Er konnte das Ammoniak riechen! Es gab irgendwo In der Nähe eine Verbindung mit der Oberwelt! Er brauchte nur der Nase nach zu gehen, und er würde den Aufstieg finden.
    Er zögerte einen Augenblick. Dann wandte er sich um und kehrte im Lauf schritt zu der Stelle zurück, an der er Wöleböl verlassen hatte.
     
    *
     
    „Du willst mich loswerden?" hatte der Meykatender geklagt. „Ausgerechnet jetzt, wo das Gerät, das du bei dir trägst, uns den richtigen Weg zeigt?"
    Jen Salik hatte es als erstaunlich empfunden, wie wenig Wöleböl von seinem Plan begeistert war. Er, dem noch bis vor wenigen Stunden nichts dringender am Herzen gelegen hatte, als auf dem schnellsten Weg an die Oberwelt zurückzukehren, hatte es sich jetzt auf einmal in den Kopf gesetzt, bei dem Gefährten auszuharren.
    „Du wirst zu deiner Sippe zurückkehren können", versuchte Salik, ihm die Sache schmackhaft zu machen.
    „Sie werden dich pflegen."
    Es war nichts zu machen. „Und inzwischen versäume ich die Aufklärung des großen Geheimnisses", protestierte Wöleböl.
    „Wenn du wieder gesund bist, komme ich dich holen", versprach Salik. „Ich weiß, wo du wohnst."
    „Bis dahin mögen uns die Geriokraten oder die Fratres längst vertrieben, umgebracht oder verschleppt haben", widersprach der Meykatender. „Außerdem weiß ich nicht recht, wie ernst es dir mit deinem Angebot ist."
    Immerhin hatte er sich dazu überreden lassen, Jen Salik in den langgestreckten Korridor zu folgen. Als er die geringere Schwerkraft spürte, schien er sich an etwas zu erinnern. Sein nörgelndes Klagen verstummte für eine Weile. Er nahm neues Interesse an seiner, Umgebung. Und als er wenige Sekunden später den schwachen Ammoniakgeruch wahrnahm, da erwachte in ihm die Begeisterung.
    „Das kenne ich!" rief er aus. „Die geringe Schwere und den Duft! Das ist das Stadtviertel der Ningwo! Sie wohnen nicht weit von den Meykatendern entfernt. Manchmal, wenn der Wind ein bißchen auffrischt, kann man denselben Geruch in

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