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1209 - Die Pest-Gitarre

1209 - Die Pest-Gitarre

Titel: 1209 - Die Pest-Gitarre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ewig.
    Er betrachtete sie genau. Sein Blick glitt über den Korpus. Er sah das Schallloch in der Decke, den breiten Hals mit den Metallbünden und dem abgeknickten Wirbelkasten. Die sechs Saiten waren an einem Querriegel befestigt, und all diese Dinge wiesen darauf hin, dass er eine normale Gitarre in der Hand hielt. Auch kein Spielzeug oder kein historisches Instrument. Es war eine Gitarre, die trotzdem etwas Besonderes sein musste.
    Je mehr er sich mit dem Gedanken beschäftigte, um so stärker wurde der Drang, auf ihr zu spielen. Bisher hatte er sich zurückgehalten, aber das sollte sich ändern.
    Er streichelte sie. Er schaute sie an. Er fühlte dabei tastend über das Holz hinweg und stellte fest, dass es nicht so glatt war. Seichte Einkerbungen oder raue Intarsien waren darauf zu sehen. In der Dunkelheit nicht, aber er kannte das Instrument auch aus helleren Zeiten, und da hatte er sich schon über die Kritzeleien gewundert. Was sie bedeuteten, das hatte er nicht herausgefunden. Pee war jedoch der Meinung, dass sie schon einen Sinn haben mussten. Es konnte sein, dass es sich bei ihnen um eine Botschaft handelte, die er noch herausfinden musste.
    Der Drang, dieses Instrument zu spielen, wurde übermächtig.
    Pee merkte, wie er zitterte. Schweiß trat ihm auf die Stirn, und in seinem Innern vernahm er die Befehle.
    Spiel! Spiel endlich! Er tat es, und er konnte es. Einige hatten ihn aus Spass mal Paganini genannt, aber die Klassik war nicht so seine Sache.
    Pee stand mehr auf Stücke, die Frank Zappa geschrieben hatte.
    Ihn hatte er sehr verehrt, doch Frank war leider zu früh verstorben.
    Es dauerte nur Sekunden, da war Pee zu einem anderen Menschen geworden. Plötzlich bewegten sich seine Finger wie ein Automat über die Saiten hinweg. Er entlockte dem Instrument Klänge und Töne wie nie zuvor. Er war mit der Gitarre verwachsen. Pee blieb auch nicht auf der Stelle stehen. Das gesamte Zimmer verwandelte sich in eine Bühne, die ihm gehörte.
    Nie zuvor hatte er besser gespielt. Er vergaß seine E-Gitarre.
    Dieses schlicht aussehende Instrument hatte endlich einen Meister gefunden, der würdig war, es zu besitzen.
    Rhythmus, Klang, Melodie - es war alles vorhanden. Pee spielte, als ginge es um sein Leben. In der tiefgrauen Dunkelheit rockte er durch die Mitte des Raumes. Sein Oberkörper bewegte sich dabei vor und zurück.
    Er hatte dabei den Mund weit aufgerissen. Die Schreie, die tief in seiner Kehle geboren wurden, hallten der Decke entgegen. Aus den Bewegungen heraus drehte er Kreise, riss die Gitarre in die Höhe, sprang selbst und war dabei in Schweiß gebadet. Aber er war glücklich.
    Die Musik war zu Flügeln geworden, die ihn trugen und in andere Sphären wegschwemmten.
    Er war der King. Nie zuvor hatte er so sensationell und perfekt gespielt.
    Pee vergaß, wo er sich befand. Er schrie in die Klänge hinein, er schaute sich um. Er sah plötzlich die fließenden und hellen Gestalten in der Luft, die sich schlangenartig bewegten und den Raum zwischen Boden und Decke einnahmen.
    Mit einer letzten wilden Drehung stoppte er. Der andere Raum befand sich jetzt hinter seinem Rücken. Pee dampfte.
    Zumindest fühlte er sich so. In der knappen Zeitspanne hatte er sich verausgabt. Er war schwächer geworden. Sein Herz schlug wild. Aber er war auch glücklich. So glücklich wie jemand, der etwas Übermenschliches geleistet hatte, und dieses Gefühl musste sich einfach freie Bahn verschaffen.
    Pee legte den Kopf zurück und lachte.
    Sein Gelächter brandete gegen die Decke, die vor seinen Augen zerfloss und zu etwas anderem wurde. Zu einer fremden Ebene oder einer offenen, nebelverhangenen Tür, durch die er zu denen hinschauen konnte, die es nicht mehr gab.
    Jetzt tanzten sie im Zimmer. Bleiche, geisterhafte Gestalten.
    Unruhige Wesen, die es in ihrer Welt nicht mehr ausgehalten hatten, die zugleich gelockt worden waren.
    Es war für ihn wichtig, diese Zuschauer genauer betrachten zu können.
    Sie tanzten um ihn herum. Sie verbeugten sich. Sie lösten sich auf, und sie kehrten mit tänzerischen und manchmal devot anmutenden Bewegungen wieder zurück.
    Nein, das waren keine Menschen. Das konnten keine sein.
    Durch das Spiel der Gitarre hatte er andere Tore geöffnet, die zu ebenfalls anderen Welten führen.
    Unter der Decke führten sie ihren geisterhaften Tanz durch.
    Er hörte ihre Stimmen, die hoch und schrill klangen. Auf der anderen Seite hörte er sie nicht wirklich. Sie waren mehr in seinem Kopf und tanzten

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