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1209 - Die Pest-Gitarre

1209 - Die Pest-Gitarre

Titel: 1209 - Die Pest-Gitarre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zersprang.
    Dann ging ich einen Schritt auf Pee und die Gestalt aus dem Jenseits zu. Sie standen dicht beisammen. Von hinten wurde Pee umklammert, sodass ich die ineinander verschränkten Knochenhände sah.
    »Gut?«, höhnte ich. »Bist du mit meinem Spiel zufrieden, Pee? Los, sag es! Raus damit!«
    Er schwieg. Er konnte auch nichts mehr sagen, denn das blanke Entsetzen hatte ihn stumm werden lassen. Er wusste auch, dass er nicht mehr der Sieger in diesem Spiel war. Er hatte es überreizt. Er hatte sich für unangreifbar gehalten und musste jetzt die Zeche zahlen. Trotzdem wollte ich ihn retten.
    Zuvor aber musste ich die Gitarre vernichten und schlug noch einmal kräftig an.
    Mit einem hellen Singen zersprangen auch die letzten beiden Saiten und verglühten wie Sternschnuppen.
    Es war vorbei.
    Niemand würde mehr auf der Gitarre spielen können. Aber es war nicht für Pee und die Jenseits-Gestalt vorbei. Die Gitarre gab es nicht mehr in ihrer eigentlichen Form. Ihre Existenz hing mit ihr zusammen, das wurde mir in den nächsten Momenten klar.
    Von irgendwoher entstand ein Sturm. Es war kein normaler, sondern ein Sturm der Geister. Aus irgendeiner tiefen, nicht auslotbaren Jenseitswelt hatte er sich gelöst. Er riss die Geister der Pesttoten mit sich fort und sorgte dafür, dass auch Pee und das Jenseits-Wesen nicht mehr auf der Stelle stehen bleiben konnten.
    Beide drehten sich um die eigene Achse. Rasend schnell waren sie nicht mehr auseinander zu halten und auch nicht zu erkennen. Sie hatten sich zu einer Einheit zusammengefunden und fuhren auch als solche Einheit zur Hölle.
    Ich hörte sie noch.
    Diesmal waren es keine Klänge, sondern die fernen Schreie aus dem Unsichtbaren. Besonders Pees Stimme stach hervor.
    Als lebendige Person würde er im Reich der Qualen landen und dort wahrscheinlich einen schrecklich langen Tod sterben.
    Von ihm, von den Geistern und auch von dem halb Verwesten war nichts mehr zu sehen.
    Nur der Mann mit den weißen Haaren lag noch auf dem Tisch. Er hatte seinen Kopf zur Seite gedreht und lächelte mir dankbar zu…
    ***
    Jemand hatte uns Kaffee in den Wagen gebracht. Aber nicht nur einfach Kaffee, sondern einer, der es in sich hatte. Welch ein Schnaps in ihm verrührt worden war, wusste ich nicht.
    Jedenfalls tat es gut, die Flüssigkeit zu trinken. Sie wärmte uns nicht nur durch, sondern verdrängte auch die Spannung.
    Wir saßen zusammen mit Bogdan am Tisch. Angeblich war ihm nicht viel passiert. Das glaubten wir nicht. Einige Prellungen hatte er schon abbekommen. Darum würden sich später andere kümmern, wie er uns versicherte, denn für ihn war es wichtig, uns einen Bericht zu geben und uns die Geschichte der Pest-Gitarre zu erzählen.
    Alex, Bill und ich hörten zu und waren erschüttert, als wir die gesamte Wahrheit erfuhren. Der Mann versprach uns auch, die Gitarre zu verbrennen, und das sollte in unserem Beisein geschehen.
    Es war gut, die ganze Wahrheit zu erfahren, doch einen Nachschlag bekamen wir trotzdem.
    Kinder hatten neben einem Waggon die Leiche eines unbekannten Mannes gefunden. Nur uns war er unbekannt. Die Zigeuner wussten schon, dass es ein Obdachloser war, der in einem der Wagen seine Behausung gefunden hatte.
    Sein Körper zeigte die gleichen Symptome wie der von Ruby Längster. Ich alarmierte die Kollegen und ging dann zum Feuer hin, das entzündet worden war.
    Unter den Augen zahlreicher Zuschauer warf Alex Steel die saitenlose Gitarre in die Flammen. Das Holz fing sofort Feuer, als hätte es nur darauf gewartet.
    Als sich Alex Steel umdrehte und Bill und mich anschaute, hatte er Tränen in den Augen. »Es ist so ungerecht und eine verdammte Scheiße«, sagte er, »aber Pee war ein toller Kumpel. Warum hat er sich darauf nur eingelassen?«
    »Man weiß es nie«, sagte Bill. »Manchmal können Menschen verdammt unberechenbar sein.«
    »Und auch schwach«, fügte ich hinzu, »denn darauf setzen die Mächte der Finsternis schon seit alters her…«
    »Gut gesagt, Mr. Sinclair. Haben Sie denn Hoffnung, dass sich das mal ändern wird?«
    »Nein. So lange es Menschen gibt, bestimmt nicht…«
    ENDE

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