121 - Das Scheusal aus dem Nichts
ihnen.“
„Dann schlage ich vor, wir gehen gemeinsam
essen und bereden dort alles Weitere. Wie ich dich kenne, hat dir die Portion
im Flugzeug nicht gereicht.“ „Richtig erraten. Towaritschew.“ Der Russe zog
schnuppernd die Nase hoch. „Du hast eine Fahne, weißt du das? Mein Gott, was
hast du denn für ein Zeug in dich reingeschüttet? “ „Traubensaft.“
„Traubensaft? Ich glaub’, mich trifft der
Schlag. Und das hast du vertragen? Was du deinem Magen alles anbietest! Na
komm’, ich lad’ dich ein zu ’nem Wodka. Als Appetitanregung. Danach trinken wir
einen anständigen Espresso, und dann sehen wir uns mal die Reeperbahn an. Den
Tag hier in Hamburg kriege ich schon anständig rum.“ „Daß es so sein wird,
dafür kann ich garantieren“, grinste Larry. „Von wegen Reeperbahnbummel,
Wodkagelage und ähnliches. Mittagessen ist noch drin. Darauf kannst du dich
freuen, Brüderchen. Kaffeetrinken fällt schon aus. Wir werden dafür einen
Krankenbesuch machen.“
„Um Himmels willen! Ich kann Krankenhäuser
nicht von innen sehen. Dagegen bin ich allergisch.“
„Wir werden’s kurzmachen. Ich möchte dir nur jemand
vorstellen, für den ein Alptraum Wirklichkeit geworden ist. Und danach wirst du
dich auf die Socken machen und dich Mathilde Brunner anschließen. Heute abend findet bei Erna eine spiritistische Sitzung statt.“
„Doch nicht bei Klein Erna?“
„Nein! Die ich meine, ist dreiundsechzig und wohnt vier Häuserblocks von hier entfernt. Soll aber
wahnsinnig nett sein. Das ist doch etwas wert.“
„Das schon. Der Russe kraulte sich in seinem
dichten, roten Bart. „Volles Programm würde ich sagen. Bleibt ja kaum eine
Zigarettenpause.“
„Die kannst du dann im Hotel einlegen. Wenn
die Sitzung zu Ende ist Vorausgesetzt ...“
„Jetzt kommen die Einschränkungen. Davon hat
X-RAY-1 kein Wort verlauten lassen!“
„ ... vorausgesetzt, daß du nach der Sitzung
nicht über einige Kenntnisse mehr verfügst, die dich veranlassen, die Zeit
besser zu nutzen als mit Qualmen zu verbringen.“
„Wie häßlich du das sagst, Towarischtsch.“
„So paßt’s auch am besten zu den
selbstgedrehten Brummern, mit denen du deine Umwelt attackierst. So wie ich die
Dinge sehe, wirst du aller Wahrscheinlichkeit nicht dazu kommen, dir in Ruhe
eine zu drehen. Es würde mich schon sehr wundern, wenn diese Nacht schön ruhig
verliefe, nachdem in der letzten Nacht etwas vorgegangen ist, wovon ich dir die
ganze Zeit schon erzählen will.“
„Das wolltest du beim Essen tun!“ erinnerte
ihn Iwan daran.
„Richtig. Beeilen wir uns, bevor die Küchen
leer sind. Ich hab’ Hunger.“
„Man meinte, du könntest Gedanken lesen. Mir ergeht’s
keinen Deut besser.“ „Das habe ich dir angesehen. Brüderchen. Du siehst unter
den Armen schon ganz eingefallen aus. Ich kann es nicht
länger verantworten, dich noch warten zu
lassen. Fahr’ mir nach! Ich kutschiere dich in ein Chinesisches Restaurant. Da
gibt’s Spezialitäten ... ich darf gar nicht dran denken, mir läuft schon das
Wasser im Mund zusammen.“
„Peking-Ente und ein paar so komische Sachen,
die nicht nur seltsam klingen. sondern auch genauso schmecken“, verzog der
Russe das Gesicht. „Ich brauch’ was Anständiges zwischen die Zähne. Ein Steak,
mindestens zwei Zentimeter dick und ...“
Den Rest hörte Larry schon nicht mehr. Er
schlug die Tür zu. startete und fuhr vom Parkplatz. Kunaritschew blieb nichts
anderes übrig, als dem metallic- blauen Leihwagen nachzufahren.
*
Ferdinand Steinhusen blickte den Schauspieler
an, als der seiner Teller zurückschob. „Ich möchte dir einen Vorschlag machen.
Hans.“
„Und der wäre?“
„Ich muß noch mal rüber ins Dorf. Hättest du
Lust mitzukommen?“
„Ja. wenn es dir nichts ausmacht, gern.“
„Macht mir nichts aus. Wäre es so, würde ich
dir dann den Vorschlag machen? Ich muß noch ein paar abschließende Fragen
klären wegen eines Zukaufes an Land. Es ist nicht ausgeschlossen, daß die Sache
heute perfekt gemacht wird. Morgen wären wir dann schon beim Notar. Ich bin
froh, wenn alles hinter uns liegt. Verdammter Papierkram! Liegt mir überhaupt
nicht, läßt sich aber niemals ganz aus der Welt schaffen. Wir trinken im .Krug“
beim Heinrich noch ein Glas Bier, und ich hole dich dort wieder ab.
Einverstanden?“
„Einverstanden, Ferdi!“
*
Der ,Krug‘ lag in einer Seitenstraße. Es handelte sich
um ein altes Fachwerkhaus mit tief herabhängendem Dach,
Weitere Kostenlose Bücher