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1210 - Todesgruß aus Aibon

1210 - Todesgruß aus Aibon

Titel: 1210 - Todesgruß aus Aibon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ndes. Mich erinnerte es an Limonen- oder Zitronensaft.
    Ich trank auch den zweiten Schluck, weil ich noch etwas Zeit brauchte, um nachzudenken. Was ich hier erlebte, das wirkte wie inszeniert und einstudiert. Das konnte ich nicht mit einer normalen Einladung vergleichen.
    Selina hatte es sich bequem gemacht. Sie saß so, dass sie mit dem Rücken an der Seitenlehne Halt fand. Die übereinander geschlagenen Beine hatten den unteren Teil des Rocks verrutschen lassen, sodass ihre Beine freilagen. Das Material der hauchdünnen Strümpfe gab ein mattes Schimmern ab. Mich erinnerte Selina in dieser Pose an eine Hollywood-Diva aus den vierziger oder fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts.
    Dazu passten auch die wilden Haare, die sehr lang wuchsen, aber zu den Seiten hin ausgestellt waren.
    Nachdem ich das Glas abgestellt hatte, sprach sie mich an.
    »Sie sagen nichts, John.«
    »Stimmt.«
    »Und was hat Ihnen die Sprache verschlagen?«
    »Alles«, gab ich freimütig zu. »Mir hat hier alles die Sprache verschlagen. Die Wohnung, die Einrichtung, auch Sie selbst, Selina. Ich hätte nicht gedacht, dass Sie mich so empfangen würden. Dabei waren wir erst für den Abend verabredet.«
    »Das stimmt.« Auch sie stellte ihr Glas weg, lächelte dabei jedoch geheimnisvoll. »Ob Sie es glauben oder nicht, aber ich habe irgendwie gewusst, dass Sie kommen würden.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja, und ich will es Ihnen gern erklären. Ich sah etwas in Ihren Augen. Einen bestimmten Ausdruck, der mir versicherte, dass Sie nicht erst bis zum Abend warten würden.«
    »Ho, dann sind Sie wirklich mehr als ungewöhnlich.«
    »Intuition.«
    »Alle Achtung. Aber Sie haben Recht, Selina. Ich wollte Sie kennen lernen, und das konnte ich kaum erwarten. Ich habe bei der ersten Begegnung bereits festgestellt, dass Sie eine ungewöhnliche Frau sind. Schon unten in der Tiefgarage. Ich weiß nicht genau, wie ich es Ihnen sagen soll, aber es klappte alles sehr schnell zwischen uns. Da gab es kaum eine Zeitspanne, um sich näher kennen zu lernen.«
    »Wir waren neugierig aufeinander.«
    »Ja«, gab ich gedehnt zu. »Ich von meiner Seite her kann das schon für mich behaupten.«
    »Eben, John«, sagte sie, »wo liegt dann das Problem?«
    »An der Einmaligkeit.«
    »Ah… hören Sie auf.« Selina lachte. »Sie wollen mir doch nicht erzählen, dass Sie noch nie von einer Frau zum Essen eingeladen worden sind. Nein, tun Sie mir das nicht an.«
    »Richtig, Selina. Ich bin bereits von Frauen zum Essen eingeladen worden. Dass es jedoch auf diese besondere Art und Weise und so kurzfristig geschah, das ist schon außergewöhnlich gewesen. Ich habe ja den Zeitpunkt nicht eingehalten, was Ihnen nichts ausmachte, denn Sie schienen darauf vorbereitet zu sein.«
    »Ja, man spürt es.«
    »Das sagten Sie schon. Aber wie kommen Sie darauf?«
    Selina verengte die Augen etwas. »Sie sind ein besonderer Mensch, John, das habe ich sofort gespürt. Ich mag Menschen, die aus der Reihe fallen. Deshalb habe ich mich ja auch für Sie interessiert. Es war wie ein Funke, wissen Sie.«
    »Mag sein.« Ich blieb cool. »Nur kann ich mir selbst das nicht eben vorstellen.«
    »Warum nicht?«
    »Es ist mir einfach fremd, dass eine Frau ein so plötzliches und intensives Interesse an mir zeigt. Ich bin nicht sicher, ob es nur meinem äußeren Erscheinungsbild galt. Es kann ja durchaus sein, dass mehr dahinter steckt.«
    Sie nahm ihr Glas, ließ die Flüssigkeit kreisen und fragte dann mit sanft klingender Stimme: »Was denn?«
    »Keine Ahnung.«
    »Da haben Sie sich gut herausgeredet. Sie wollen mir doch nicht sagen, dass Sie sich keine Gedanken über mich gemacht haben, John…«
    »Doch. Sonst wäre ich nicht so früh hier erschienen.«
    »Danke. Und jetzt würde mich wirklich das Ergebnis Ihrer Überlegungen interessieren.«
    Ich war ehrlich und sagte: »Es gibt keines.«
    »Ach. Das soll ich Ihnen glauben?« Sie lächelte mich an, doch ich fand das Lächeln fa lsch und gekünstelt. Eher lauernd und herausfordernd.
    »Können Sie.«
    »Dann hätte ich gern eine Erklärung.«
    »Ja, Selina. Fangen wir mal mit der Umgebung an. Ich habe in diesem Haus eigentlich nur wenige Wohnungen gesehen, aber keine sieht so aus wie Ihre. Sie ist möbliert, doch sie kommt mir irgendwie leer vor. Wenn Sie verstehen, worauf ich hinauswill.«
    »Nein, John, nicht genau.«
    »Okay, ich werde es anders versuchen. Man kann der Meinung sein, dass Sie diese Wohnung hier nur als Übergangslösung betrachten. Sie

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