1212 - Die größte Show des Universums
Hatte dies etwas damit zu tun, daß Nachor von dem Loolandre in den Lebensbrunnen gestürzt war?
Natürlich! dachte sie. Das muß die Antwort sein!
Sie stieß Gucky warnend an, weil er aufstöhnte. Die Verfolger waren zu nah. Sie konnten ihnen nicht entkommen, wenn sie sie jetzt entdeckten.
Gucky gestikulierte heftig. Er schlug sich beide Hände gegen den Helm. Offenbar waren die Schmerzen so groß geworden, daß er meinte, sie nicht mehr ertragen zu können.
Sie legte die Arme um ihn und zog ihn mit sich. Lautlos schwebten sie durch die Halle und entfernten sich dabei immer mehr von den Robotern und den Armadisten. Geschickt nutzte Gesil die Deckungsmöglichkeiten.
„Sie müssen hier irgendwo sein", klang eine Stimme aus ihren Helmlautsprechern. „Ich spüre ihre Körperenergie."
Sie ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Zusammen mit dem Ilt sank sie in einen tiefen Schacht.
Und abermals vernahm sie eine Stimme. Doch dieses Mal kam sie nicht aus den Lautsprechern, sondern aus ihr selbst heraus. Sie wisperte in ihr, und sie meinte, etwas fühlen zu können, was unendlich zart und behutsam durch ihren Kopf kroch.
„Helft!" flüsterte es.
„Gucky?"
„Nein, ich bin es nicht. Ich habe es auch gehört, aber ich weiß nicht, woher es kommt."
„Wer bist du?"
„Helft. Ihr könnt es. Ihr allein."
„Wem sollen wir helfen?" fragte sie laut. „Dir?"
„Nicht mir. Ihm." Die Stimme war wie ein Hauch, und Gesil merkte, daß sie nicht zu sprechen brauchte, um sich verständlich zu machen. Es genügte, daß sie die Antwort dachte, und diese Methode hatte darüber hinaus den Vorteil, daß sie ihre Verfolger nicht aufmerksam machte.
„Wer ist er?"
„Nachor von dem Loolandre."
„Erlebt?"
„Ja, er lebt, aber er braucht eure Hilfe."
„Wir sollen zum Lebensbrunnen zurückkehren?"
„Nicht dorthin. In die Halle, in der ihr die Energieblase gesehen habt."
„Was ist dort?"
„Die Antwort."
„Was für eine Antwort?"
„Frage nicht. Hilf ihm, wenn du dich wirklich Freund nennen willst."
„Wir werden ihm helfen. Aber wie können wir das?"
„Du wirst es erkennen."
Gesil horchte in sich hinein. Sie spürte, daß es noch eine telepathische Verbindung zu der Stimme gab, aber sie konnte sie nicht mehr nutzen.
„Hast du es gehört, Gucky?"
„Ich sterbe", ächzte der Mausbiber. „Die Psi-Impulse bringen mich um. Wir müssen den Loolandre verlassen."
„Hast du nicht gehört? Wir müssen Nachor helfen. Er lebt noch, aber nicht mehr lange, wenn wir nichts tun."
Minutenlang schwieg der Mausbiber. Er kämpfte verzweifelt gegen den Einfluß der Psilmpulse, und allmählich gelang es ihm, sich zumindest teilweise gegen sie abzuschirmen. Die Kopfschmerzen ebbten ab, verschwanden aber nicht ganz.
„Wo sind wir, Gesil?" fragte er.
Sie erklärte es ihm und wiederholte, was die wispernde Stimme ihnen mitgeteilt hatte.
„Wir können etwas tun, um Nachor zu retten", schloß sie ihren Bericht.
„Wir müssen nur die Halle wiederfinden, in der er in der Energieblase gewesen ist."
„Das schaffe ich nicht", stöhnte Gucky.
„Dann ist Nachor endgültig verloren."
„Wir müssen uns einen Ayto schnappen. Er muß uns führen. Verstehst du denn nicht? Ich kann nicht teleportieren. Etwas blockt mich ab." Sie sanken in einen Raum, an dessen Wände sich säulenartige Behälter erhoben. In diesen pulsierten farbige Flüssigkeiten. Von Armadisten war nichts mehr zu sehen.
„Tu etwas, Gesil", drängte der Ilt. „Ich ertrage es nicht mehr."
Seine Stimme wurde schwächer und schwächer und erstarb schließlich ganz.
Gucky hatte das Bewußtsein verloren.
Gesil schloß die Augen und zwang sich zur Ruhe. Bisher hatte sie sich auf den Mausbiber verlassen.
Doch damit war es nun vorbei. Die Lage hatte sich grundlegend geändert. Jetzt war Gucky auf sie angewiesen.
6.
„Mord?"
Rhodan blickte Horvat Gool Zweifelnd an.
„Weißt du, wovon du redest?"
„Er sagt die Wahrheit", mischte sich Jesso Tamir ein. „Außerdem ist er von zwei Männern überfallen worden, die beide ausgesehen haben wie Ras Tschubai. Ich war Zeuge."
„Ich hätte nicht gedacht, daß sich die ganze Sache so ausweiten würde", fügte Gool hinzu.
Rhodan überlegte nicht lange. Er rief Ras Tschubai zu sich und unterrichtete ihn über das, was ihm die beiden Wissenschaftler mitgeteilt hatten. „Ich übernehme die Untersuchung", erklärte sich der Mutant bereit.
Er war sich dessen sicher, daß er den Fall bald abgeschlossen haben
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