1215 - Mich jagte die blonde Bestie
anschauen zu können.
Es gab ihn noch, aber es gab ihn nicht mehr als Vampir. Das Gesicht war völlig zerfressen. Wunden, aus denen ein gelblicher Schaum quoll, der dick wie Eiter war. Die Haut an der Nase war bereits weggefressen, und auch die Lippen lösten sich allmählich auf.
Trotzdem ging Suko auf Nummer sicher.
Er schlug mit der Peitsche zu.
Dabei traf er den Körper, der noch einmal in die Höhe zuckte.
Danach konnte Suko endgültig sicher sein, Hobby Maidon erlöst zu haben, und das würde er auch seinem Vater Jack klar machen. Für den war hier nicht mehr der richtige Platz.
»Kommen Sie«, sagte Suko.
Widerstandslos ließ sich Jack Maidon fortführen. Er sah nicht mehr aus wie ein Mensch. So wie er hätte auch eine Marionette gehen können…
***
Noch bevor sie die Tür der Kapelle erreichten, knickte Jack Maidon ein. Suko fing ihn ab und befürchtete das Schlimmste, aber Maidon fing sich wieder. Er war nur gestolpert und nicht vor Schwäche zusammengebrochen.
»Es geht schon wieder, Inspektor. Es…es… war nur alles ein wenig viel für mich.«
Das Taufbecken gab ihm Halt. Maidon blickte nicht zurück.
Er suchte die Ausgangstür der kleinen Kirche, ohne darauf zuzugehen. »Ich habe es gewusst.«
»Was haben Sie gewusst?«
»Dass etwas nicht stimmt.« Seine Handbewegung wirkte verloren. »Es ist etwas eingetreten, das wir Menschen nicht stoppen können. Es steht über uns. Es war schon immer da, aber es hat sich bisher zurückgehalten.«
»Wovon sprechen Sie, Mr. Maidon?«
Der Mann zuckte mit den Schultern. »Man kann es nicht erklären, Inspektor Suko. Nein, man kann es nicht. Es hat meinen Sohn erwischt. Es hätte auch jeden anderen treffen können. Wir Menschen müssen damit leben. Kann sein, dass wir verpasst haben, auf gewisse Anzeichen zu achten. Ich will es auch nicht beschreien, Inspektor. Uns bleibt nur das Beten.«
Er lachte plötzlich. »Aber auch das stimmt nicht mehr. Denken Sie daran, wo es geschehen ist! In der Kirche. In diesem Raum, der für das Böse tabu ist. Aber die Grenzen sind eingerissen. Die alten Regeln stimmen nicht mehr…«
»Sie sagen das, als wüssten Sie mehr, Mr. Maidon.«
»Nein, ich weiß nichts. Leider nichts. Aber ich habe Augen im Kopf, Inspektor. Ich habe auch Gefühle. Man hat es gespürt, dass die Dinge hier in Yerby sich verändert haben. Nicht nur ich habe es gespürt, alle anderen ebenfalls, aber wir konnten nichts tun.« Damit verstummte seine tonlose Stimme. Er ging wie im Trance zur Tür der kleinen Kirche.
Suko erkannte, dass es keinen Sinn hatte, dem Mann jetzt noch weitere Fragen zu stellen. Er ließ ihn gehen. Mit einer müden Bewegung zog Maidon die Tür auf und schritt ins Freie, wo es ungewöhnlich still war. Trotz der Männer, die sich vor der Tür versammelt hatten. Keiner von ihnen wagte es, eine Frage zu stellen. Die meisten schauten betreten zu Boden.
Selbst das Zwitschern der Vögel war verstummt.
Suko folgte Maidon. Die Leute wagten nicht, ihnen eine Frage zu stellen. Bestimmt hatten sie vor der Wahrheit Angst, aber sie trauten sich noch nicht, die Umgebung der Kirche zu verlassen.
»Geht nach Hause«, sagte Suko. »Es ist für alle besser so. Sie können hier nichts mehr tun.«
Einige Männer hatten nur auf diese Anordnung gewartet. Sie nickten, drehten ab und gingen davon.
Nur drei Jüngere blieben zurück. Sie schauten sich gegenseitig an. Einer versuchte, dem anderen Mut zu machen, und schließlich hatten sie es geschafft, sich auf eine Frage zu einigen.
»Ist er…?«
Suko wusste, was folgen würde. Er ließ den Mann den Satz nicht aussprechen. »Ja, Robby Maidon ist erlöst worden. Er wird ein anständiges Begräbnis bekommen können. Ich hoffe, dass man ihm vergibt. Er konnte nichts an seinem Schicksal ändern.«
»Wir hörten Schreie!«
»Das gehört dazu - leider.«
»Und was ist mit dir, Jack?«, wurde Maidon gefragt.
»Schließlich bist du der Vater.«
»Ich weiß es. Danke. Ich komme zurecht.« Er schaute zurück zur Kirchentür. »Ich werde mich auch um ihn kümmern, das ist versprochen. Aber nicht sofort. Ich werde einen Sarg bestellen müssen und so weiter.« Er wischte mit der breiten Handfläche über sein Gesicht. Dann schaute er zur Seite. Ein Zeichen, dass er nicht mehr mit den Männern aus dem Ort sprechen wollte.
Suko hatte in der Nähe eine alte Steinbank ohne Rückenlehne entdeckt. Er sah auch, dass Jack Maidon schwer zu kämpfen hatte. Zwar wirkte er äußerlich ruhig, doch in seinem
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