1215 - Mich jagte die blonde Bestie
Halteplatz entfernt einen Wagen gesehen, den er verdammt gut kannte. Es war der Rover, mit dem John Sinclair gekommen war. Diese Entdeckung war für Suko der letzte Beweis, dass er sich auf der richtigen Spur befa nd. So konnte er nur hoffen, seinen Freund hinter den Mauern des Rest House zu finden. Ebenso Carlo Rosetti, den Heimleiter.
Suko stieg aus. Auch jetzt knirschten unter seinen Füßen die kleinen Steine. Er konzentrierte sich auf die Umgebung.
Die Stille des Dorfes hielt ihn auch hier umfangen. Es bewegte sich einfach nichts in der Umgebung. Sie präsentierte sich menschenleer. Keiner kam zu ihm. Niemand sprach ihn an. Das Rest House schien menschenleer und verlassen zu sein. Suko war gespannt darauf, welche Auskunft Carlo Rosetti geben würde, wenn er nach John Sinclair fragte.
Eine massive Tür versperrte ihm den Weg in das Innere des Heims. Die Stille hielt auch nahe der Mauern an. Suko entdeckte den Klingelknopf und drückte ihn.
Er wartete.
Suko wäre nicht überrascht gewesen, hätte sich in der Tür eine Klappe oder daneben ein Fenster geöffnet, aber das passierte nicht. Die Tür selbst schwang nach innen. Nicht langsam, nicht schnell, sondern völlig normal, und der Inspektor sah sich einem Mann gegenüber, der dunkel gekleidet war und ihn aus kalten Augen anschaute, wobei der Mund mit den schmalen Lippen spaltbreit geöffnet war.
»Guten Tag«, sagte Suko.
»Sie wünschen?«
»Sind Sie Carlo Rosetti«
Die Augen des Mannes verengten sich. »Wer will das wissen?«
»Pardon, wenn ich mich nicht vorgestellt habe. Mein Name ist Suko. Ich komme aus London…«
»Na und?«
»John Sinclair rief mich an. Er bestellte mich her. Sie kennen ihn doch - oder?«
»Nein, ich kenne ihn nicht.«
»Ach. Wirklich nicht?«
»So ist es. Und jetzt verschwinden Sie. Wir brauchen unsere Ruhe. Sie wissen sicherlich selbst, wo Sie hier sind.«
»Ja, das weiß ich sehr genau, Mr. Rosetti. Deshalb habe ich ja nach meinem Freund gefragt.«
»Er ist nicht hier.«
Suko blieb weiterhin gelassen. »Das würde ich Ihnen ja sehr gern glauben, Mr. Rosetti, aber die Tatsachen sprechen dagegen.«
»Äh… bitte, welche Tatsachen?«
»Der Rover vor dem Haus, Mr. Rosetti. Zufällig gehört er meinem Freund John.«
»Ach so…?«
»Ja, ich kenne den Wagen. Deshalb bin ich skeptisch, wenn Sie behaupten, dass John Sinclair nicht hier bei Ihnen gewesen ist.«
Rosetti hatte seine Trümpfe verloren. Er musste mit der neuen Situation erst zurechtkommen. »Bitte, dann kommen Sie doch herein, Mr. Suko. Da können wir dann besser reden.«
»Danke, sehr freundlich von Ihnen.«
Es war alles andere als eine freundliche Einladung, das wusste Suko sehr gut. Rosetti war nichts anderes übrig geblieben, als ihn in das Rest House zu bitten. Dass ihm das nicht gefiel, sah man ihm an, auch wenn er sich beherrschte.
Suko betrat die düstere Halle. Ihm fiel auf, dass dort nur wenige Möbel standen. Es war alles spartanisch eingerichtet.
Der Fußboden strahlte ebenso eine gewisse Kälte ab wie auch die Wände. Wer hier die letzten Jahre seines Lebens verbrachte, der konnte sich schon vorkommen wie in einem Grab. Nur eben größer.
Carlo Rosetti hatte die Tür hinter dem Inspektor geschlossen.
Suko hörte, wie er näher kam und dabei einen schwachen Schatten warf. Durch die Fenster fiel zwar Licht, aber es war recht schwach, denn es wurde von grauen Vorhängen gefiltert.
Hier hätte man auch am Tag das Licht einschalten müssen.
Aber Rosetti schien die Dunkelheit zu lieben. Da war er nicht weit von einem Vampir entfernt.
Er deutete auf eine Sitzgruppe. »Wollen wir nicht dort Platz nehmen, Mr. Suko?«
»Ja, gern.« Dem Inspektor entging nicht das knappe Lächeln, das um die Lippen des Heimleiters spielte. Beide schritten durch die fast leere Halle auf die Sitzgruppe zu, die nicht weit weg von einem Fenster stand und deshalb nicht so stark im Dunkeln lag.
Beide setzten sich gegenüber. Rosetti weiter vom Fenster weg, sodass er wie ein Schatten wirkte. Suko sah zwar sein Gesicht, Einzelheiten waren kaum zu erkennen.
»Bitte, Mr. Suko, was kann ich für Sie tun? Sie sind ja kein normaler Besucher.«
»Da haben Sie Recht.«
»Und wer sind Sie tatsächlich?«
»Ein Freund von John Sinclair.«
»Ach ja…«
Suko wollte sich nicht an der Nase herumführen lassen, deshalb griff er zu anderen Methoden. »Sie haben hier ein Heim für ehemalige Priester, die nicht mehr in der Lage sind, ihren Beruf auszuüben. Liege ich da
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