1216 - Drei Ritter der Tiefe
mit dir..."
„... einen Aktivator, der dich beherrscht ..."
„... entledige dich dieses Wächters deines, Lebens!" forderten beide Stimmen zusammen in eindringlichem Flüsterton.
„Das wäre mein Tod!" sagte Atlan in gespieltem Entsetzen.
„Es wäre deine Wiedergeburt!"
Atlan hatte sich längst zu einem Entschluß durchgerungen. Er wußte, daß er ohne ein gewisses Risiko nie an die Grauen Lords herankommen würde. Sie waren hier in ihrem Element.
Leg den Zellaktivator nicht ab! riet sein Extrasinn.
Ich komme ohne ihn zweiundsechzig Stunden aus, antwortete Atlan in Gedanken. Und ich habe zudem noch meinen Ritterstatus.
„Tu es!" drängten die Stimmen in verführerischem Flüstern. „Diese Erfahrung mußt du machen, sonst hast du nie gelebt."
Atlans Hände hoben sich an den Hals, ergriffen die Kette mit dem Zellaktivator und zogen sie über den Kopf.
„Leg ihn ab", wisperten die Verführer „Wirf den Kerkermeister deines Lebens weg."
Atlan ließ den Aktivator fallen und schritt durch die Trichteröffnung in die Finsternis. Er spürte die Nähe von etwas, ohne jedoch sagen zu können, ob es sich um körperliche Objekte handelte oder um den verstärkten Tiefeneinfluß. Oder um beides zusammen.
„So ist es gut, und jetzt..."
Atlan wurde von einem Orkan erfaßt. Etwas fegte durch seinen Geist und zerrte zugleich auch an seinem Körper. Er kämpfte gegen die auf ihn einstürmenden Kräfte an. Er tat es mit angespanntem Körper, mit konzentriertem Geist.
Die Grauen Lords hatten recht, er mußte diese Erfahrung machen. Aber nicht, wie sie meinten, um selbst zur Seite des Graulebens überzulaufen, sondern um es tiefer greifend kennen zu lernen und besser gegen seine Einflüsse gewappnet zu sein.
Er war bereit, diese Erfahrung zu machen.
Aber er wurde darum betrogen.
Die Kräfte, die an ihm gezehrt hatten, zogen sich zurück, und er verspürte nur noch den Sog des panikartig fliehenden Graulebens.
8.
Zwischenspiel: Endlich war es soweit.
Die beiden Riesenspeicher hatten alle verstofflichte Vitalenergie zurücktransformiert und in sich aufgenommen.
Jen Salik spürte innerhalb seines Zellaktivators die unglaubliche Spannung, die bis an die Belastungsgrenze der Speicher getrieben wurde.
Er gab das Zeichen: „Jetzt!"
Die beiden Speicher entluden sich, und Saliks Bewußtsein schoß mit dem Strom geballter Vitalenergie durch das Kavernensystem.
Die beiden Vitalenergieadern trafen zusammen und vereinten sich zu einer Einheit, die in Richtung des einen Tortransmitters durch das Kavernensystem raste.
Jen Salik hatte zuvor die Blockade der Grauen Lords eingehend ausgekundschaftet und die Schwachstelle gefunden. Es gab nur diesen einen Punkt, an dem der Durchbruch mit der vorhandenen Menge Vitalenergie gelingen konnte. Und es gab nur diesen einen Versuch. Der einmal angelaufene Prozeß konnte nicht mehr aufgehalten werden.
Es ging alles so schnell, daß auch die Grauen Lords zu spät merkten, was da auf sie zukam, und daher keine Gegenmaßnahmen ergreifen konnten. Die Belagerer Starsens hatten mit einem Vitalenergiestoß vom Vagenda gerechnet und ihre Blockade in diese Richtung verstärkt. Nun kam der Angriff aus der entgegengesetzten Richtung, aus dem längst in Agonie geglaubten Starsen.
Das traf die Belagerer unvorbereitet.
Es war ein unglaubliches Erlebnis für Jen Salik, den Durchbruch aus der Perspektive der Vitalenergie mitzuerleben. Es war der Triumph der reinen Lebenskraft gegen die destruktive Starre des Antilebens, der Vitalität gegen die Stasis.
Kaum war die Blockade durchbrochen, da erfolgte auch schon der Gegenstoß des Vagenda. Ein Strom von Vitalenergie ergoß sich durch die Bresche, zu dem sich das Speichervolumen von Starsen wie ein Rinnsal gegen die Sintflut ausnahm.
Es war getan. Nun konnten die Kavernen von Starsen mit Vitalenergie geflutet werden, so daß das Grauleben keinerlei Chance mehr in dieser Metropole besaß.
Mit dem Vitalenergiestoß war auch eine mentale Botschaft des Vagenda eingetroffen. Aus dem ersten Teil ging hervor, daß das Vagenda nicht in der Lage war, weitere Energien nach Starsen abzuleiten. Aber das war auch gar nicht mehr nötig.
Der zweite Teil der Botschaft war dagegen besorgniserregender. Das Vagenda berichtete, daß es sich in zunehmender Bedrängnis befand und seine Lage aussichtslos zu werden drohte.
Gedankengetreu verlangte es: Das Vagenda braucht die Hilfe der drei Ritter der Tiefe!
Jen Salik war erschüttert. Die Rettung Starsens
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