1217 - Abenteuer im Grauland
es nicht unterlassen, auf dem Weg Purzelbäume zu schlagen und ein Lied zu pfeifen, dessen spöttischer Text überhaupt nicht der Lage angemessen war.
„Meister Dovhan wird die Sache schon wieder hinbekommen", versprach Frobo, dem Borlas Blick nicht entgangen war. Ächzend streckte er die müden Glieder.
Es war ein ungemütlicher, Ort für ein Lager. Nur ein paar trübe Fackeln erhellten die große Höhle, deren Boden bedeckt war mit ausgedörrtem Ackerland. Früher mußte hier allerhand gewachsen sein, die gerade noch erkennbaren Furchen zeigten, daß fast die ganze Fläche bestellt worden war. Nach Frobos Schätzung hatte sich seit fast zwei Tiefenjahren niemand mehr um den Boden gekümmert. Das Gestrüpp, das daraus gewachsen war, war hartfaserig und ungenießbar, und als Unterlage zum Schlafen taugte es auch nicht.
Bonsin kehrte mit einem Beutel voll Wasser zurück.
„In der Nähe gibt es eine Quelle", berichtete er eifrig. „Kann ich nach dem Essen dort baden?"
„Meinetwegen", stimmte Frobo zu. Er half Borla dabei, aus den Vorräten eine Mahlzeit herzustellen. Ab und zu hob er den Kopf und blickte über die Gruppe der ihm anvertrauten Abaker. Die meisten schienen zu müde Zu sein, um sich noch ärgern zu können oder herumzuzanken. Die Mienen verhießen für die nächsten Tage nichts Gutes.
Frobo war es gleich, er rollte sich zusammen und war wenig später fest eingeschlafen.
Das letzte, das er noch bewußt wahrnahm, war Bonsins fröhliches Kreischen.
*
Als Frobo erwachte, war es dunkel. Die Fackeln und das Lagerfeuer waren heruntergebrannt. Erst nach einiger Zeit konnte Frobo das dunkle Rot der verlöschenden Glut wahrnehmen. Seit das kalte Feuer erloschen war, hatten sich die Augen der Abaker allmählich an die neuen Verhältnisse gewöhnt; Frobo konnte trotz des schwachen Lichts genug sehen.
Was er sah, erfüllte ihn im ersten Augenblick mit Freude. Eine Gruppe Schleimspeier hatte sich dem Lager der Abaker genähert. Diese handspannenlangen Reptilien, die meist in großen Schwärmen auftraten, waren harmlos, nur für Kleingetier gefährlich, infolgedessen waren ihre unregelmäßigen Besuche bei den Abakern recht gern gesehen.
Sie schafften ihnen alles Ungeziefer vom Hais, das die Nahrungsmittelvorräte bedrohte.
Diese Gruppe war besonders groß. Es mußten ein paar tausend sein, die langsam und fast geräuschlos herangekrabbelt kamen auf ihren dürren Beinen mit der faltigen Haut. Im Licht des fast erloschenen Lagerfeuers sah Frobo die typischen Lichtreflexe auf der glitzernden Schuppenhaut der Schleimspeier.
Frobo stieß Borla an.
„Wach auf, wir bekommen Besuch!" sagte er halblaut. Borla wandte den Kopf, sah die Schleimspeier, und zum erstenmal seit langer Zeit sah Frobo wieder ihr vertrautes Lächeln.
„Wundervoll", flüsterte sie. „Wir sollten die anderen wecken."
Frobo nickte. Das Angenehmste an den Schleimspeiern war, daß man sie regelrecht melken konnte. Hinter zwei kräftigen Beinzangen, die auch eine Abakerhaut schmerzlich zwicken konnten, saß bei den Reptilien eine Drüse, die einen nußgroßen Ballen eines leicht bläulich schimmernden Schleims erzeugte. Drückte man den Leib eines Schleimspeiers unmittelbar hinter den Kiefern zusammen, mußte er mit seinem Sekret herausrücken, ob er wollte oder nicht.
Tiere, die etwas von diesem Schleim abbekamen, verfielen in unglaublicher Schnelle einem Vollrausch, der sie herum taumeln oder sogar zusammenbrechen ließ - für die Schleimspeier war es danach leicht, sich dieser Beute zu bemächtigen. Auf Abaker und andere Lebewesen dieser Größe wirkte das Sekret ebenfalls berauschend, allerdings erheblich schwächer. Lächelnd erinnerte sich Frobo eines Festes, zu dem unverhofft eine Gruppe Schleimspeier aufgetaucht war. Dank ihrem Drüsensekret war es das tollste und turbulenteste Fest geworden, das es jemals bei den Abakern gegeben hatte. Im Archiv von Frobos Sippenverband waren irgendwo noch die Lieder und Gedichte verzeichnet, die an diesem Abend entstanden waren. Man war sich allgemein darüber einig, daß es das beste gewesen war, was die Abaker jemals produziert hatten.
„Genau das Richtige, um die Stimmung zu heben", sagte Borla. Frobo richtete sich langsam auf.
Im gleichen Augenblick hörte er den ersteh Schrei. Die ersten Schleimspeier hatten einen entfernt schlafenden Abaker erreicht, und sie hatten nicht gezögert, ihre natürliche Waffe einzusetzen.
„Was soll das?" schrie der aus dem Schlaf geschreckte
Weitere Kostenlose Bücher