1217 - Abenteuer im Grauland
der Tizide völlig erschöpft. Jetzt versagte auch das Aufputschmittel seinen Dienst. Meister Dovhan zog sich in seine Schlafzimmer zurück.
Neben seinem Lager entdeckte er eine Phiole; die er vor ein paar Tagen angesetzt hatte, ein bakteriologischer Kampfstoff, den er im Auftrag des Grauen Lords entwickelt hatte.
Der Tizide zögerte nicht lange und injizierte sich das Präparat, bevor er sich zum Schlafen niederlegte, außerdem schloß er die Kontakte der telemetrischen Überwachung an seinen Körper an. Die beaufsichtigende Positronik, mit den Durchschnittsdaten von Meister Dovhan wohlvertraut, würde ihn wecken, wenn die Werte sich durch die Wirkung des Kampfstoffs besorgniserregend verändern sollten.
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„Vorzüglich", lobte sich Meister Dovhan selbst, als er eine Stunde nach dem Erwachen seinen Körper betrachtete. Auf seiner kreidigweißen Haut hatten sich zahlreiche schwärzliche Flecke gebildet, ein deutliches Zeichen dafür, daß der Kampfstoff so wirkte, wie es vorgeplant war. Auf Lebewesen, die keinen so widerstandsfähigen und anpassungsbeweglichen Metabolismus besaßen wie die Tiziden, mußte das Mittel eine verheerende Wirkung haben. .
Dovhan kehrte in sein Labor zurück und nahm als erstes ein Medikament ein, das die Wirkung des Kampfmittels wieder neutralisierte. In gewisser Weise war Meister Dovhan ein altmodischer Tizide zu nennen. Aus Gründen, die seine Kollegen nicht begreifen konnten, legte er immer wieder Wert darauf, seinen ursprünglichen Körper zu rekonstruieren, wohingegen andere Gen-Techniker die experimentellen Veränderungen einfach weiterwachsen ließen. Das hatte im Lauf der Zeit dazu geführt, daß von einem einheitlichen Erscheinungsbild bei den Tiziden nicht mehr die Rede sein konnte, und einige von Meister Dovhans Kollegen boten selbst für die Augen eines Tiziden einen ausgesprochen scheußlichen Anblick.
Zum vorgewählten Zeitpunkt öffnete sich der Brutschrank, in den Meister Dovhan die Versuchsmaterie eingebracht hatte. Der, Automat hatte dafür gesorgt, daß das veränderte Erbmaterial in eine Körperzelle von Meister Dovhan eingebracht worden war, danach war durch Spezialmedikamente der Brutvorgang eingeleitet worden. In der flachen Schale befand sich eine Zellkolonie von Walnußgröße, die jetzt weiter verarbeitet werden konnte.
Mit Bewegungen, die viel Routine und Erfahrung verrieten, bereitete Meister Dovhan den Eingriff vor. Er narkotisierte einen Fleck seines Körpers, etwa in der Mitte des Leibes, dann pflanzte er sich die Brutkolonie ein. Es war eine Vorgehensweise, die bei den Gen-Technikern seit langem bekannt war und zum handwerklichen Standard gehörte. Die Tiziden verwendeten ihre unerhört leistungsfähigen eigenen Körper dazu, vollständige Lebewesen zu Testzwecken zu erbrüten. Die Auswirkungen dieses Verfahrens auf den eigenen Metabolismus gaben den tizidischen Forschern bessere Hinweise auf eventuelle Fehler im Gen-Programm, als es der beste Analysator hätte tun können. Das galt insbesondere für submikroskopische Lebensprozesse, die bei herkömmlichen Verfahren allein durch den Eingriff der wissenschaftlichen Instrumente bereits empfindlich gestört, wenn nicht gar zum Erliegen gebracht wurden.
Meister Dovhan stieß einen feinen Zischlaut aus, Das eingepflanzte Gewebe begann mit seinem Leib zu verwachsen, deutlich konnte der Tizide spüren, wie sich die beiden Metabolismen vereinigten. Der nächste Schritt war einfach, aber lästig. Dovhan nahm eine Droge zu sich, die das Wachstum der eingepflanzten Zellen förderte. Lebensvorgänge, die unter normalen Umständen Wochen oder Monate gebraucht hätten, konnten so auf einige Tage zusammengezogen werden, eine unerläßliche Voraussetzung für wirksame Forschung. Allerdings mußte der Gen-Techniker bei dieser Prozedur durch Meditation und andere Mittel dafür sorgen, daß die wachstumsbeschleunigenden Stoffe nicht seinen eigenen Leib betrafen. In früheren Versuchen war es da zu entsetzlichen Pannen gekommen, bei denen mehrere Forscher das Leben verloren hatten, weil ihre Körper geradezu explosionsartig angeschwollen waren.
Mit einem psionischen Befehl rief Dovhan einen der Multi-Kodes ab. Das Gen, das damit aktiviert wurde, legte einen kaum meßbaren paraphysikalischen Schlauch um jede DNA im Normalkörper des Meisters. So wurde verhindert, daß mutiertes Erbmaterial in die Original-DNA einsickern konnte, verbunden allerdings mit dem Nachteil, daß die natürliche Regeneration des
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