1217 - Abenteuer im Grauland
meinen früheren Besuchen immer aufgesucht."
Es dauerte nicht lange, bis die erste Behausung der Zulthener in Sicht kam. Anders als die Abaker, die Familienhöhlen bevorzugten, lebten die Zulthener streng voneinander getrennt, jeder für sich in einer eigenen gemütlichen Höhle. Zusätzlich gab es Unterkünfte für Gäste, die bei den Zulthenern ebenso gern gesehen wie zahlreich waren.
„Groppo!" rief Frobo aus, als er den hageren Zulthener auf sich zukommen sah. Auch Groppo schien über das Zusammentreffen erfreut, er strahlte über das ganze Gesicht. Es war das erste Mal, daß Frobo auf diesen strengen Reptiliengesichtern ein wirkliches Lächeln sah, und entsprechend groß war seine Freude. Gerührt schloß er den Zulthener in die Arme.
„Können wir bei euch rasten?" fragte Frobo nach der Begrüßung. „Wir haben einen langen Weg hinter uns, einen noch längeren vor uns, und wir sind müde. Außerdem, du weißt es sicher, ist das kalte Feuer erloschen."
Groppo ließ seinen Blick über die Schar der Abaker gleiten, die sich hinter Frobo drängte.
„Selbstverständlich", sagte er. „Ihr seid willkommen."
Frobo stieß einen Seufzer aus, diesmal einen der Erleichterung.
Die Zulthener waren wirklich vorzügliche Gastgeber. Nur kurze Zeit nach dem Zusammentreffen saß Frobo mit Borla und Bonsin in einer großen Wanne, deren Wasser Dampfschwaden aufsteigen ließ. Quer über die Wanne war ein hölzernes Gestell gebreitet, auf dem das Essen für die drei stand, von einem der flinken Zulthenermänner freundlich serviert.
Frobo ließ es sich schmecken. Das war etwas anderes als die fade Kost, an die er sich in den letzten Monaten hatte gewöhnen müssen. Wahrhaftig, die Zulthener verstanden sich auf das gute Leben. Und sie verstanden sich auch aufs Arbeiten. Überall im Bereich ihrer Höhlen war das Prasseln der Brände zu hören, stieg Rauch auf, wurde Metall erhitzt und geschmiedet. Hektisch schallte das Klingklang der Hämmer durch die Höhlen.
„So gut müßten wir es auch einmal wieder haben", meinte Borla. „Ob es je so kommen wird?"
Frobo antwortete mit vollem Mund.
„Aber sicher. Wenn sich erst Meister Dovhan unseres Problems angenommen hat, wird sich alles ändern. Dann kommen wieder bessere Zeiten."
„Die gefallen mir nicht", warf Bonsin dazwischen. Er plätscherte im Wasser herum, ließ es sich über den Kopf laufen und durch den Mund strudeln.
„Wer?" fragte Frobo beiläufig, er war in diesem Augenblick mehr an dem guten Essen interessiert als an Bonsins mitunter altklugem Gerede.
„Diese Leute", antwortete Bonsin. Er versuchte gerade herauszufinden, ob Wasser, das er sich in das linke Ohr laufen ließ, vielleicht auf der anderen Seite wieder herauskam, wenn er den Kopf entsprechend verdrehte.
Es klappt nicht, was Bonsin nur wenig starte.
„Sie meinen es nicht gut mit uns", fuhr er fort. Das Seifenstück flutschte ihm aus den Händen, beschrieb einen großen Bogen und landete genau vor Frobos Gesicht im Wasser. Eine kleine Fontäne stieg auf, und Frobo, der gerade den Mund zum Sprechen geöffnet hatte, bekam einen Schwall seifigen Wassers in den Mund. „Brrr!" machte er und spülte den Mund sauber, ohne sich um Borlas Grinsen und Bonsins schadenfrohes Gelächter zu kümmern.
„Jetzt will ich dir einmal etwas sagen, mein Sohn..."
Frobo zögerte einen Augenblick. Redensarten wie diese, meist Einleitungen zu langwierigen Standpauken oder Vorträgen über sittsames Betragen und andere Unerläßlichkeiten, kannte er bisher nur von anderen. Er war ein wenig erstaunt, daß er dazu ebenfalls imstande war.
„Diese Leute, wie du sie nennst, die Zulthener, sind freundliche und liebenswürdige Gastgeber. Es gehört sich nicht, wenn du so über sie redest. Außerdem, woher willst du das überhaupt wissen?"
„Ich weiß es eben, einfach so", antwortete Bonsin, von Frobos Ansprache nicht im mindesten beeindruckt. „Sie sind unehrlich."
Frobo schüttelte energisch den Kopf, daß ihm die nassen Ohren ins Gesicht schlugen.
Bonsin wagte diesmal nicht zu lachen. „Du wirst jetzt gefälligst deinen vorlauten Schnabel halten, sonst setzt es etwas, hast du verstanden?"
Bonsin sah seinen Vater mit einem Gesichtsausdruck an, der Frobo schmerzte. Frobo wußte, daß dies das erstemal war, daß er Bonsin Schläge angedroht hatte, aber Frobo sah keine andere Möglichkeit mehr, seinen Sohn zu einem vernünftigen Verhalten zu bringen. Es war einfach Zeit, daß der Junge lernte, was sich gehörte, und
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