1217 - Abenteuer im Grauland
geradezu in ihr Gegenteil verkehrt. Die Abaker waren mürrisch und verdrießlich geworden, die Schleimspeier angriffslustig und zornerregend; das Licht allein mochte wissen, was aus den anderen Sippen, Völkern und Wesen geworden war, die sich im Unterland tummelten.
Und einen schrecklichen Augenblick lang befiel Frobo die Furcht, dieses Rätsel, vielleicht eine schreckliche Krankheit, könne auch die Tiziden befallen haben, von denen Meister Dovhan der berühmteste und gelehrteste war. Wenn es jemanden gab, der solchen Gefahren zu widerstehen Vermochte, dann war es Meister Dovhan.
Borla machte einen Schritt auf Frobo zu und schmiegte sich an ihn.
„Unser Kind", flüsterte sie.
Bonsin ließ das Instrument sinken. Er lachte die Gruppe der Abaker an, die regungslos standen oder saßen und noch immer wie gebannt wirkten. Geräuschlos krochen die Schleimspeier davon, die Gefahr war gebannt.
„Das hast du gut gemacht", lobte Frobo seinen Sohn und schloß ihn in die Arme. „Wie bist du auf die Idee gekommen?"
„Einfach so", antwortete der Junge und löste sich aus der Umarmung, als wäre sie ihm peinlich, „Ich weiß selbst nicht."
„Jedenfalls hast du die Situation gerettet", meinte Borla. „Sei es, wie es sei, das hast du gut gemacht."
Nach den Aufregungen war das Schlafbedürfnis der Abaker besonders groß, und schon nach kurzer Zeit waren die meisten wieder eingeschlafen, abgesehen von den Wachen, die Frobo hatte aufstellen lassen. Die Maßnahme war ohne Murren ausgeführt worden, auch dem letzten der Abaker war nun klargeworden, daß dieser Marsch zu den Meistern noch entschieden strapazenreicher ausfallen würde als angenommen. Frobo hatte sich selbst als erstes eingeteilt. Es gab ihm Zeit, über die Situation nachzugrübeln.
Zu einem Ergebnis kam er nicht, das einzige, das unübersehbar war, war die Tatsache, daß sich vieles verändert hatte und das meiste nicht zum Vorteil. Auf der anderen Seite sagte sich Frobo, daß dies alles doch wohl einen Sinn haben müsse, und den würde er von Meister Dovhan erfahren. Zu dieser Einsicht gekommen war er, als seine Wachzeit zu Ende ging und er sich endlich schlafen legen konnte.
Sein Schlaf fiel kurz aus, denn schon sehr früh nach den Begriffen der Abaker wurde geweckt, und nach einer kurzen Mahlzeit, ging der Marsch weiter.
Er versprach wenigstens in den nächsten Stunden angenehm zu werden. Die Strecke, die jetzt zurückzulegen war, führte durch ein Gebiet, in dem sich leicht marschieren ließ, zudem hauste dort ein Stamm der Zulthener, ein Volk, mit dem die Abaker seit Urzeiten befreundet waren. Zwar wirkten die Zulthener mit ihren sechs Gliedmaßen gegenüber den Abakern immer ein wenig verstümmelt, aber die Abaker hatten die Zulthener diesen Mangel nie fühlen lassen. Außerdem hatten sie dort gegen Entgelt viele kostbare Dinge erstehen können, vor allem scharf geschliffene Messer, wie sie zum Ernten hartschaliger Wurzeln dringend gebraucht Wurden. Die Zulthener galten als meisterliche Schmiede, ein wenig gierig zwar, aber doch recht umgänglich. Und im stillen hoffte Frobo darauf, dort nach langer Zeit endlich wieder einmal ein warmes Bad nehmen zu können. Die Zulthener verstanden sich nämlich auf die Kunst, aus Steinen Feuer zu machen, Sie wußten diese Steine aufzuspüren und hatten auch ein Verfahren entwickelt, sie zum Brennen zu bringen. Seit dem letzten Flackern des kalten Feuers hatte Frobo kein warmes Bad, es schmerzte ihn sehr, denn eine seiner liebsten Gewohnheiten früherer Tage war es gewesen, den Morgen nach einem langen und arbeitsreichen Tag zusammen mit Borla in einer Wanne mit heißem Wasser zu verbringen.
Mit entsprechender Vorfreude entdeckte Frobo als Führer der Abakergruppe dann auch die ersten Lebenszeichen der Zulthener, große Aschewolken. Sie waren aus dem Gestein des Unterlands geschlagen worden und enthielten die staubfeinen Rückstände der verbrannten Steine, die von den Zulthenern in großen Mengen verbraucht wurden.
Probehalber griff Frobo in eine dieser Kavernen hinein und schöpfte eine Handvoll des weißgrauen Puders. Er lächelte zufrieden, als er die Wärme des Materials auf der Haut spürte.
„Jetzt hat das Elend ein Ende, wenigstens vorläufig", verkündete er. „Wir werden warmes Wasser bekommen und warmes Essen. Die Zulthener sind überaus gastfreundlich. Hier können wir eine gründliche Rast einlegen und uns erholen, bevor wir weitermarschieren. Ich werde zu Groppo gehen, den habe ich schon bei
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