1217 - Todfeind der Templer
Flüche. Es war in den ersten Sekunden sehr still geworden, und nur das scharfe Atmen der Männer war zu hören.
Die erste empfundene Schwärze schwand allmählich. Die Templer bemerkten, dass durch die Fenster etwas Helligkeit in den Raum strömte. Von einem Licht konnte man natürlich nicht sprechen, denn es war das Grau der Nacht, in das sich der Schein des Vollmondes mischte, der allerdings hinter Wolkenschleiern verborgen war und deshalb nur wie ein sich auflösender Kreis zu sehen war.
»Ich schaue nach«, sagte jemand.
»In Ordnung.«
De Salier wartete ab, bis der Mann den Raum verlassen hatte.
Nicht weit entfernt befand sich der Sicherungskasten, der in eine Wand eingebaut worden war. Ihn erreichte der Templer auch im Dunkeln. Er zog die Tür auf und holte ein Feuerzeug aus der Tasche. Im tanzenden Schein der Flamme sah er, was geschehen war, und seine Meldung erreichte die anderen Männer nicht eben als fröhliche Botschaft.
»Alle Sicherungen durchgeschlagen.«
»Ein Kurzschluss.«
»Kann sein.«
»Kannst du sie nicht wieder hochstellen?«
»Ja, ich versuche es.«
Die meisten Männer hatten den Besprechungsraum verlassen und drängten sich im Flur zusammen. Nur de Salier war zurückgeblieben, und er machte sich seine eigenen Gedanken.
Er glaubte nicht an einen Zufall. Der Ausfall der Elektrik hatte für ihn keine technische Ursache. Daran war gedreht worden.
Der Templer tat, was er konnte. Er kickte die Schalter der Reihe nach hoch, aber er erreichte nichts. Nirgendwo im gesamten Haus leuchtete das Licht wieder. Es blieb finster, und damit stand fest, dass die gesamte Stromversorgung ausgefallen war. Telefon, Fax, der Computer, das alles konnten sie vergessen. Einzig und allein die Handys funktionierten noch bei ihnen.
Godwin de Salier wusste, dass seine erste Bewährungsprobe dicht bevorstand. Er sagte nichts, sondern hielt den Blick gesenkt und schaute zu Boden. Die Gedanken wirbelten durch seinen Kopf.
»Wir werden unsere Pläne nicht ändern. Jeder geht auf seinen Posten. Wie sieht es mit Waffen aus?«
»Haben wir.«
»Gut.«
»Soll ich nicht versuchen, die Sache wieder zu reparieren?«
»Nein, das wird keinen Sinn haben. Hier haben vermutlich andere Kräfte mitgemischt.«
»Van Akkeren?«
»Wer sonst?«
»Dann ist er schon in der Nähe!«
Der Mann, der das gesagt hatte, erhielt keine Antwort. Auch so wusste er, dass die anderen ihm zustimmten.
»Und wo finden wir dich, wenn es etwas zu melden gibt?«, wollte Michel wissen.
»Ich werde nicht an der offiziellen Wache teilnehmen, sondern mich bei Abbé Bloch aufhalten.«
»Als Beschützer?«
»Mehr oder weniger, denn van Akkeren hasst ihn. Das brauche ich euch nicht zu sagen.«
Inzwischen waren auch andere Feuerzeuge eingeschaltet worden und hatten den größten Teil der Dunkelheit vertrieben.
Das Licht erreichte auch die Gesichter der Männer und gab ihnen durch das zuckende Schattenspiel einen oft gespenstischen Ausdruck.
»Es ist erst der Anfang«, sagte de Salier. »Ich nehme an, dass es nicht so harmlos weitergehen wird.«
»Wir richten uns darauf ein.«
Mehr brauchte nicht gesagt zu werden. Die Templer wussten genau, was sie zu tun hatten.
Schweigend gingen sie davon.
Auch de Salier blieb nicht mehr. Er hatte seine Freunde nicht angelogen. Sein Weg führte ihn tatsächlich zu dem Abbé, um den er sich große Sorgen machte…
***
Eigentlich hätte mir klar sein müssen, was van Akkeren im Schilde führte, denn die Templer, die nicht den Baphomet-Weg gegangen waren, gehörten zu seinen Todfeinden. Sie auszulöschen war sein erklärtes Ziel, und er würde alles daran setzen, um es zu erreichen.
Ich spürte trotzdem die Kälte auf meinem Rücken, und zugleich überfiel mich eine Hilflosigkeit. Jetzt wurde mir noch klarer, in welch einer Klemme ich steckte. Okay, ich selbst war den Blutbissen entkommen. Zumindest vorläufig, aber ich stand auf verlorenem Posten, wenn es darum ging, meinen Freunden in Südfrankreich zu helfen. Zudem sah ich keine Chance, sich mit Suko in Verbindung zu setzen, damit er zumindest die Templer warnte.
»Geschockt.«
Ich wollte der blonden Bestie nicht den Triumph gönnen und antwortete: »Mehr überrascht.«
»Ach«, sie winkte ab, »das glaube ich dir nicht. Jemand wie du muss einfach geschockt sein. Es sind doch deine Freunde, die sehr bald ihr Leben verlieren werden. Van Akkeren muss seine Zeichen setzen. Er muss es tun, damit ihm andere nicht in die Quere kommen und Bescheid wissen,
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